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ADB:Karl (Prinz von Lothringen-Commercy)

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Artikel „Karl (Prinz von Lothringen-Commercy)“ von Karl Sommeregger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 52–53, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karl_(Prinz_von_Lothringen-Commercy)&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:58 Uhr UTC)
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Karl, Prinz von Lothringen-Commercy, kaiserlicher Feldmarschall, war ein Sohn des Prinzen Franz Julius Maria aus einer Nebenlinie des lothringischen Hauses und Fürsten von Commercy, aus seiner Ehe mit der Prinzessin Anna, einer natürlichen, aber anerkannten Tochter des regierenden Herzogs von Lothringen Karl IV. Prinz K. wurde 1661 geboren und früh für den Krieg erzogen. Sein Gönner, der berühmte Feldherr Karl V. von Lothringen, brachte ihn in den Dienst des deutschen Kaisers, in welchem ihm schon zwei im J. 1685 bei der Belagerung von Neuhäusl und 1686 bei der Belagerung von Ofen erhaltene schwere Wunden ein stolzes Bürgerrecht verliehen. Beim ersten Generalsturm auf Ofen am 27. Juli 1686 ließ er [53] sich trotz seiner Verwundung auf das Pferd heben und ritt unter dem Jubel der Soldaten die Bresche hinauf. In Anerkennung seiner kriegerischen Verdienste wurde er schon am 11. October 1686 zum Generalmajor und am 23. November desselben Jahres zum Inhaber des Regiments zu Pferd Mercy de Billets (1774 als Kürassierregiment Rothschütz aufgelöst) ernannt. In der Schlacht von Mohacs 1687 bewies er seinen Mut durch eine denkwürdige That. Sein Regiment hatte in einem vorausgegangenen Gefechte seine Leibstandarte verloren. Als das Regiment vor Beginn der Schlacht mit andern wider die Türken in Schlachtordnung aufgestellt war, verließ ein sogenannter Bravi die Reihen der Türken und tummelte, mit einer Ropi oder Fahnenlanze bewaffnet, übermüthig seinen Gaul zwischen beiden Heeren. Mit den Worten: „Ich muß meinem Regimente eine Standarte holen“ bat Prinz K. den commandirenden Herzog von Lothringen um Erlaubniß, den Türken anzugreifen; er verfehlte ihn aber mit der Pistole; der aufgeregte Bravi versäumte nicht seinen Vortheil und rannte dem Prinzen die Fahnenlanze in die Seite. Der Prinz hielt jedoch mit der linken Hand die des Gegners samt der Lanze fest, ließ aus der rechten die Pistole fallen, ergriff den Säbel und versetzte dem Türken einen so gewaltigen Hieb, daß ihm der Kopf und ein Theil des Leibes gespalten wurde. Jetzt erst zog sich der Prinz die befahnte Lanze aus dem Leibe und gab sie dem Kornett mit den Worten: „Diese werden Sie wohl besser bewahren, da sie mit meinem Blute gezeichnet ist.“

Während der Belagerung von Belgrad 1688 wurde Prinz K. als Commandant der dritten Sturmcolonne abermals verwundet; er avancirte noch in demselben Jahre zum Feldmarschalllieutenant. Als solcher zog er mit Eugen nach Italien. 1692 zum General der Cavallerie befördert, machte er in diesem Jahre den Zug in die Dauphiné mit, nahm an der Belagerung von Embrun teil und verlor durch einen Musketenschuß drei Zähne. Im folgenden Jahre focht er bei Marsaglia. Am 12. Mai 1696 zum Feldmarschall befördert, wurde er noch in demselben Jahre durch ein kaiserliches Dankschreiben für die in der Schlacht bei Zenta (11. September) geleisteten Dienste ausgezeichnet; hierauf nahm er an dem Streifzuge des Prinzen Eugen nach Bosnien teil. Nachdem er sich durch seine Unerschrockenheit und Tapferkeit in Ungarn neue Wunden geholt hatte, zeichnete er sich im spanischen Erbfolgekriege 1701 im Treffen bei Carpi, 1702 beim Ueberfall auf Cremona aus, übernahm hierauf das Commando der Blokade von Mantua am linken Mincio-Ufer, führte auf die Nachricht von dem Gefechte bei S. Vittoria trotz schwerer Erkrankung Verstärkungen dorthin und blieb in der heißen, aber siegreichen Schlacht von Luzzara am 15. August 1702, von mehreren Kugeln tödtlich getroffen, auf dem Felde der Ehre. Ein kühner, fast waghalsiger Mann, eine ritterliche Persönlichkeit, ein Vorbild aller Soldatentugenden, wurde er auch von den Soldaten hoch verehrt; seine gewinnende, sorgende Weise hat ihm die Herzen seiner Truppe stets zugewendet und ihn zum Liebling des Heeres gemacht.

Acten des k. und k. Kriegs-Archivs. – Kriegs-Archiv: Feldzüge des Prinzen Eugen. – Schweigerd, Oesterreichs Helden und Heerführer. – Gauhen, Historisches Helden-Lexikon.