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ADB:Kaiser, Peter

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Artikel „Kaiser, Peter“ von Christian Immanuel Kind in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 9–10, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kaiser,_Peter&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:30 Uhr UTC)
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Kaiser: Peter K., geb. im J. 1795 zu Mauren im Fürstenthum Liechtenstein. Er machte seine Studien auf dem Gymnasium zu Feldkirch und besuchte hierauf die Universität Wien, um sich dort mit philosophischen, historischen und juristischen Studien zu beschäftigen. Von dort zog ihn 1818 Rotteck’s Ruf nach Freiburg, wo er bis 1820 verblieb. Von Genf, wo er nach Abgang von Freiburg kurze Zeit an einer wissenschaftlichen Zeitschrift arbeitete, kam er als Lehrer nach Hofwyl, wo er für das Lehrfach der Geschichte angestellt wurde. Nach dreijährigem Aufenthalt in Hofwyl, wo er Gefahr lief wegen seiner burschenschaftlichen Verbindungen in Untersuchung gezogen zu werden, wandte er sich nach Yverdon zu Pestalozzi, fand jedoch die Anstalt bereits in ihrem Verfall und wandte sich nunmehr nach Aarau, woselbst er zu Ende 1826 die Lehrstelle für Geschichte, Geographie und Latein an der Kantonschule erhielt. Hier wirkte er bis Ende 1835, wo es seinen Gegnern, die von den radikalen Ideen jener Jahre geleitet waren, gelang, ihn wegzudrängen, in einer Weise, die nur in völliger Verkennung seiner wissenschaftlichen Tüchtigkeit wie seiner Gewissenhaftigkeit in [10] Erfüllung seiner Amtspflichten möglich war. Jetzt an die 1833 neu gegründete katholische Kantonschule in Disentis berufen, deren Rector er 1838 wurde, widmete er fortan seine ganze Kraft und Lebenszeit der Jugenderziehung im Kanton Graubünden, dem er 30 Jahre ununterbrochen diente. War er in Aarau von radikaler Seite angefeindet worden, so jetzt umgekehrt von hierarchischer Seite. Allein nichts konnte ihn zum Abweichen von der Bahn der Besonnenheit und Pflichttreue bewegen. Seit dem J. 1842, wo die katholische Kantonschule nach Chur verlegt wurde, wirkte er in Chur, zuerst als Lehrer der katholischen Kantonschule, hierauf als solcher an der vereinigten Schule beider Confessionen. In dieser Stellung schrieb er die 1847 erschienene „Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein nebst Schilderungen aus Currätiens Vorzeit“, ein mit vielem Fleiß und genauer Urkundenkenntniß, dennoch in volksfaßlicher Sprache geschriebenes Werk. Unterdessen war er auch für sein Heimathland nicht unthätig. Er hatte dasselbe schon vordem bei wichtigen Unterhandlungen in Wien vertreten und wurde im J. 1848 in das bekannte Frankfurter Parlament als Abgeordneter des Fürstenthums gewählt. Nicht lange jedoch harrte er in jener Versammlung aus, da ihm bald klar wurde, wie wenig Früchte für das deutsche Volk aus jenen Verhandlungen zeitigen würden. Er kehrte auf seinen Lehrstuhl in Chur zurück, dem er bis zu seinem Todesjahr treu blieb. Er starb am 23. Februar 1864. Im Auftrage des Erziehungsrathes erschienen 1852 als viertes Schullesebuch bearbeitet seine „Graubündnerischen Geschichten für die reformirten Volksschulen.“ Das Erscheinen dieser Arbeit, sowie ihr Gehalt, bietet den besten Beweis für das Vertrauen, das man in die historische Unbefangenheit Kaiser’s setzen durfte. Er, der überzeugte Katholik, konnte für die reformirten Volksschulen ein Lehrbuch schreiben. In Anerkennung seiner „Verdienste um die Jugendbildung und Geschichtsforschung“ erhielt er von einer kleinen entlegenen Gemeinde das Bürgerrecht und ward ihm in Folge dessen auch das bündnerische Landrecht zu Theil. Seine letzte historische Arbeit waren die als Anhang zu einem Schulprogramm erschienenen „Beiträge zur Geschichte Graubündens“, die die Urgeschichte Rätiens bis zur Zeit der Alamannen behandeln.

Kantonschulprogramm von 1864. – Nekrolog in der neuen Bündner Zeitung 1864, Nr. 47.