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ADB:Körte, Franz

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Artikel „Körte, Heinrich Friedrich Franz“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 722–724, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%B6rte,_Franz&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:16 Uhr UTC)
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Körte: Heinrich Friedrich Franz K., Professor der Naturwissenschaften an der königl. landwirthschaftlichen Akademie zu Möglin, Ehrenmitglied vieler ökonomischen Gesellschaften und landwirthschaftlichen Vereine, Rittergutsbesitzer zu Lüdersdorf, gestorben daselbst am 30. Januar 1845. – Als zweiter Sohn des evangelisch-lutherischen Predigers Körte zu Aschersleben, Reg.-Bezirk Magdeburg am 17. März 1782 geboren, erhielt K. außer einer trefflichen Erziehung im elterlichen Hause auch die Gymnasialbildung in seiner Vaterstadt. Durch innere Neigung zur Natur und ihrem Walten hingezogen faßte er den Entschluß, sich naturwissenschaftlichen und landwirthschaftlichen Studien zu widmen. Auf dies Vorhaben war übrigens die geistige Bewegung, welche die ersten Schriften und Lehren Albrecht Thaers in die Kreise der deutschen Landwirthe getragen hatte, nicht ohne Einfluß geblieben, und als K. gelegentlich [723] eines Besuches bei Thaer in Celle von letzterem ermuntert wurde, sich durch naturwissenschaftliche Studien eine höhere Qualification für den landwirthschaftlichen Beruf zu verschaffen, war bei ihm die Wahl eines Lebensberufes und der Weg zur Vorbereitung auf denselben entschieden. Um vorerst die Landwirthschaft praktisch zu erlernen, ging er als Eleve auf ein Landgut in Almenhausen, fungirte auch kurze Zeit als landwirthschaftlicher Beamter in Mennewitz bei Aken a. d. Elbe, womit er der empirischen Schule Rechnung getragen und auch weitere Stützen für seine Zukunft gewonnen zu haben glaubte. Nach Beseitigung einiger in seinen Vermögensverhältnissen begründet gewesener Schwierigkeiten, welche durch eine Unterstützung seitens des ihm verwandten Dichters Gleim glücklich behoben werden konnten, bezog K. sodann die Universität Halle a. d. Saale, wo er sich mit Eifer dem Studium der Naturwissenschaften hingab. Hier bildeten Botanik und Chemie die Hauptgegenstände, mit denen er sich unter Anleitung Sprengel’s und anderer Capacitäten vertraut zu machen suchte. – Als er diese Studien absolvirt hatte, führten ihn die Umstände dazu, noch einmal in die landwirthschaftliche Praxis zurückzukehren und eine Stellung als Wirthschaftsdirigent auf den Gütern des Freiherrn von Dreßler in Baiern anzunehmen. Doch nicht lange bekleidete er dieselbe, sondern kam bald in die Lage, sich als Docent an der Universität Erlangen habilitiren zu können. Hier wandte er seine wissenschaftliche Thätigkeit wiederum der Botanik und Chemie zu, trat dabei mit dem an botanischen Kenntnissen reichen Präsidenten von Schreber in Verkehr und gab gemeinschaftlich mit ihm die „Flora Erlangensis“ heraus. Obwohl diese Aufgabe ihn zu sehr ausgedehnten, mühevollen und zeitraubenden Excursionen im südlichen Deutschland genöthigt hatte, so vernachlässigte er die Chemie doch nicht und wußte seinen bezüglichen Kenntnissen eine geeignete Anwendung durch die von ihm angestellten „Untersuchungen der Wippfelder Schwefelquellen“ zu geben. – Einer Aufforderung des Ministers Kretschmann Folge leistend hatte K. sich schon damals in Erlangen mit der Organisation eines landwirthschaftlichen Lehrinstitutes zu befassen. Dasselbe wurde von ihm auch eine Zeit lang im Verein mit dem dortigen Professor Lips dirigirt; allein unter der Ungunst der damaligen Zeitverhältnisse konnte das Unternehmen keinen Halt gewinnen und mußte wegen Mangels an Mitteln wieder aufgegeben werden. Nicht entmuthigt durch solchen Mißerfolg wandte sich K. 1811 nach Würzburg, um dort als Docent an der Universität und nebenbei als Techniker bei Stromvermessungen thätig zu sein. Hatte er bis dahin noch keine feste Basis für den von ihm gewählten Lehrberuf gewinnen können, so sollte ihm solche nicht lange mehr vorenthalten sein; denn als 1814 die Professur für Naturwissenschaften in Möglin durch das Ableben des Professors Crome vacant geworden war, erhielt er von A. Thaer die Aufforderung dieses Lehramt zu übernehmen. K. begab sich in Folge dessen schon im Herbst 1814 nach Berlin, wo Thaer an der Universität docirte; daselbst verlebte er noch ein kurzes Provisorium für die Dauer des Wintersemesters 1814/15 und beschäftigte sich während desselben theils mit Privatvorträgen über Naturkunde, theils mit der Bearbeitung einer wissenschaftlichen Preisaufgabe, welche eine Ergründung des Wesens der Humussubstanzen bezweckte und von ihm in seiner Schrift: „Was ist Humus“ behandelt wurde. Um Ostern 1815 erfolgte seine definitive Ernennung zum königlichen Professor der Naturwissenschaften für Möglin, womit er nun an sein Lebensziel gerückt war. Hier durfte er im Bewußtsein des ihm von Thaer bewahrten Vertrauens und der ihm zu Theil gewordenen öffentlichen Anerkennung mit freudiger Zuversicht wirken; ihm galt es daher auch, seine wohlgeschulte Kraft ganz im Dienste der Lehranstalt zu verwenden. Daß ihm dies bei seinem wissenschaftlichen Streben und seinem Verständniß für [724] die praktische Anwendung theoretischer Principien, bei seinem großen Lehreifer und seinem erfolgreichen Wirken in der Eigenschaft des forschenden Analytikers vortrefflich zum Wohle der Anstalt gelang, ist nicht nur durch Zeugen seiner Wirksamkeit bestätigt, sondern auch noch weiter dadurch bewiesen worden, daß K. schon nach wenigen Jahren intime Beziehungen mit Thaer knüpfen konnte, indem er dessen jüngste Tochter, die Wittwe des Professor Crome, zur Gattin nehmen durfte und im J. 1818 mit der Direction der Akademie von seinem Schwiegervater betraut wurde. Wenn auch K. mit diesem neuen Mandate einen nicht geringen Zuwachs von Aufgaben und Pflichten erhielt, so war er doch vermöge seiner reichen Begabung, seiner elastischen Arbeitskraft und seiner eigenen Neigung vollkommen befähigt, den Lehrer und Freund der Jugend, den Dirigenten des Instituts und den Rathgeber in seinem Fache, sowie den treuesten Familienvater in seiner Person zu vereinigen. Ihm näherten sich die jungen Leute der Anstalt mit Vertrauen und Zuneigung, um durch den Verkehr mit ihm geistig angeregt zu werden oder manche weitere Aufklärung von ihm zu erhalten, und K. hat durch die aufmerksame Pflege solcher Beziehungen viel zur Sicherung resp. Erhöhung des Lehrerfolges in Möglin beigetragen. Bei einer so vielseitigen Inanspruchnahme fand er nur wenig Zeit zu litterarischer Thätigkeit; gleichwohl übernahm er 1825 noch die Redaction der Mögliner Annalen, für welche er auch eine größere Zahl von Abhandlungen geschrieben hat. – Mit dem Tode Albrecht Thaer’s sah K. wiederum eine Wandelung in seiner Lage herbeigeführt, die Direction des Mögliner Institutes ging 1830 von ihm auf seinen jüngsten Schwager über und letzterer trat ihm das benachbarte Gut Lüdersdorf ab, mit dessen Bewirthschaftung sich K. selbst neben der Fortsetzung seiner Lehrthätigkeit befaßte. Diese füllte freilich nicht mehr in dem Maße wie vordem seine Zeit aus und er sah sich bemüßigt, einerseits das ihm zugeeignete Gut zu einem Musterbilde ländlichen Wirkens, zu einer Quelle der Belehrung für die bäuerlichen Wirthe des Ortes zu machen, andererseits aber auch sich neue Aufgaben für eine litterarische Wirksamkeit zu stellen, was er mit der Herausgabe der „Chemischen Blätter“ später dargethan hat. K. konnte indeß auf eine sehr befriedigende Wirksamkeit zurückblicken, als er die Leitung und Vertretung der Mögliner Akademie nach zwölfjähriger Amtsdauer abgegeben hatte, viele ehrenvolle Anerkennungen waren ihm während der Periode aus näheren und ferneren Kreisen dargebracht worden; so sah er sich zum Ehrenmitglied der Moskauer und der Leipziger ökonomischen Gesellschaft, des Landw. Vereins im Großherzogthum Baden, des Apothekervereins im nördlichen Deutschland, zum correspondirenden Mitglied der herzogl. sachsen-gothaischen und meiningenschen Societät für Forst- und Jagdkunde, der königl. hannoverschen Landwirthschaftsgesellschaft, der landwirthschaftlichen Vereine im Kurfürstenthum Hessen und in Baiern ernannt und durfte sich der schönsten Beweise großer Anhänglichkeit und Verehrung aus seiner Umgebung erfreuen. Nachdem K. noch eine besonders reiche Genugthuung mit der im J. 1840 begangenen Feier des 25jährigen Jubiläums seiner Lehrthätigkeit in Möglin geerntet hatte, bei welcher Gelegenheit er auch durch Verleihung des Rothen Adlerordens IV. Classe ausgezeichnet war, sollte ihm nur noch eine kurze Frist zu wirken beschieden sein. Im Herbste 1843 wurde er vom Schlage gerührt, und dadurch soweit in seiner Arbeitskraft gelähmt, daß er von der Ausübung der Lehrthätigkeit abstehen mußte und nur noch mit größeren Unterbrechungen an der Vollendung seiner Chemischen Blätter arbeiten konnte. Aus diesem Zustande, den er mit ruhiger Fassung, wenn auch nicht ohne wehmüthige Regung ertrug, erlöste ihn eine Wiederholung des Schlaganfalls am 30. Januar 1845. –

Stoerig, Leben und Wirken des Prof. Franz Körte als Landwirth, Gelehrter und Mensch, Berlin 1845, ergänzt durch Privatmittheilungen von Director A. Körte in Breslau.