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ADB:Köhler, Georg Ludwig Egid von

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Artikel „Köhler, Georg Ludwig Egidius von“ von v. Wrangel. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 439–440, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%B6hler,_Georg_Ludwig_Egid_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:49 Uhr UTC)
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Köhler: Georg Ludwig Egidius v. K., geb. zu Berlin am 11. Nov. 1734, war der Sohn des preußischen Hofraths, Schifffahrtsdirectors und Salzfactors August Christian K., welcher 1735 in den Adelstand erhoben ward. Seine Mutter war eine geborene Casarotti aus Braunschweig. Der junge K. war von seinen Eltern nicht für den Soldatenstand bestimmt; er studirte noch auf dem Karolinum in Braunschweig, als der siebenjährige Krieg ausbrach. Doch da durchglühte auch ihn die allgemeine Begeisterung für den großen König, er warf die Bücher bei Seite und trat als Cornet ein beim Husarenregiment Nr. 2, v. Zieten. Als Husar machte er den ganzen Krieg mit und gab als solcher bald vielfache Beweise von Umsicht, Energie und persönlicher Tapferkeit, so daß er schon als junger Offizier sich das Wohlgefallen Friedrich des Großen erwarb. Bereits in der Schlacht bei Torgau 1760 that er sich rühmlichst hervor bei den wiederholten Attaquen des Regiments in der Gegend von Neiden, bis er, schwer verwundet, die Blutarbeit aufgeben mußte. Im nächsten Jahre finden wir ihn aber schon wieder mit seinen Husaren frisch und gesund ins Feld rücken und 1762 gelingt es ihm die ganz besondere Gnade des Königs sich zu erwerben und zwar bei folgender Gelegenheit: Der König, welcher zur Zeit mit seiner Armee in Schlesien stand, hatte den Generallieutenant Grafen Neuwied nach Mähren detachirt, um womöglich Braunau mit seinen reichen Magazinen zu nehmen und falls das nicht gelänge, über Schatzlar und Trautenau nach Böhmen vorzudringen, dort Schrecken und Verwirrung zu verbreiten, um hierdurch den Feldmarschall Daun vielleicht zu veranlassen, aus der Gegend von Schweidnitz abzuziehen. General Neuwied war zu dem Ende, nachdem das Unternehmen auf Braunau nicht geglückt war, auf Umwegen am Abend des 9. Juli bei Trautenau angelangt und lagerte in der Nacht jenseits der Aupa. Von hier aus entsandte er nun den Oberstlieutenant v. Reizenstein am frühen Morgen des 11. Juli mit dem Regiment Finkenstein Dragoner, den Husaren von Gersdorf, bei denen K. damals stand, den Bosniaken und Kosacken über Jaromirz auf Königgrätz, um daselbst die Elbe zu überschreiten und über Königshof dann zurückzukehren. Ueberall sollte gebrandschatzt werden, Vieh und Pferde mitgenommen und solche dem König direct zugeführt werden, da die Armee daran großen Mangel litt. Bei dieser Expedition nach Königgrätz hatte nun K. so viel Umsicht und Entschlossenheit gezeigt, daß Friedrich der Große ihm dafür den Orden pour le mérite verlieh. Erst lange nach Beendigung des siebenjährigen Krieges im J. 1769, wurde K. Major. Friedrich der Große schätzte ihn sehr und bewahrte ihm auch seine Gewogenheit bis an sein Lebensende. 1774 ernannte er ihn zum Amtshauptmann von Schacken und ertheilte ihm bald darauf eine Dompräbende zu Minden. 1780 machte er ihn zum Commandeur [440] eines Husarenregiments, den 21. Mai 1784 zum Oberstlieutenant im Husarenregiment Nr. 3, v. Rosenbusch und den 23. September 1785 zum Oberst. Auch Friedrich Wilhelm II. gab ihm vielfache Beweise seines Wohlwollens, schon 1788 wurde er zum Chef des Husarenregiments Nr. 3 ernannt und 1789 den 3. Juni avancirte er zum General. In dieser Stellung machte er den im J. 1792 ausbrechenden Krieg gegen Frankreich mit, hatte aber wenig Gelegenheit sich besonders hervorzuthun. Er war übrigens einer der wenigen, die sich entschieden für den leider nicht erfolgten Bajonettangriff der Preußen bei Valmy (den 20. September 1792) aussprachen, durch welchen dieser Tag einen ruhmreichen Sieg den preußischen Waffen gebracht haben würde, er war es auch, wie General Massenbach bekundet, der die falschen Meldungen betreffs des Abmarsches der Franzosen berichtigte, indeß Alles half nichts, der Herzog von Braunschweig wollte nicht schlagen, selbst im Widerspruch gegen den ausdrücklichen Wunsch des anwesenden Königs. Gleich nach dem Einstellen der Feindseligkeiten gegen die französische Republik wurde ihm noch 1794 der rothe Adlerorden verliehen und am 10. Januar 1795 erhielt er das Patent als Generallieutenant. Als letzte Gunstbezeigung des Königs Friedrich Wilhelm II. wurde K. 1796 zum wirklichen Chef des Husarenregiments Nr. 7 ernannt, das fortan bis 1807 den Namen Köhler-Husaren führte. Das Regiment trug hellgelbe Dollmans mit blauer Garnirung. König Friedrich Wilhelm III. machte ihn bald nach seiner Thronbesteigung zum Generalinspecteur der Cavallerie in Oberschlesien und verlieh ihm 1800 den schwarzen Adlerorden. Als nun 1806 ein Krieg mit Frankreich immer wahrscheinlicher wurde, erwachten im polnischen Volke allerhand nationale Freiheitsgedanken und in der Provinz Südpreußen traten ganz bedenkliche Symptome zu Tage, welche man mit aller Entschiedenheit niederzuhalten beabsichtigte. Zu dem Ende wurde K. am 21. Mai 1806 zum General der Cavallerie ernannt und mit ganz ausgedehnten Vollmachten als Gouverneur in Warschau betraut. Auf diesem damals sehr wichtigen Posten mußte K. ausharren, als die preußische Armee ins Feld rückte und in den Unglückstagen von Jena und Auerstädt den sieggewohnten Legionen des großen Corsen erlag. Bekanntlich langten nur schwache Trümmer jener einst so hochgepriesenen Armee auf dem rechten Ufer der Weichsel an, wo man soeben noch eifrig bemüht war, die Mobilmachung von einigen 20000 Mann frischer Truppen zu vollenden. Mittlerweile hatte Preußen mit Rußland eine Convention abgeschlossen, der zufolge sämmtliche preußische Truppen unter den Oberbefehl des russischen Generals v. Bennigsen traten. Dieser russische General war nun aber im Range jünger als K., und so entschloß man sich, um allen Unzuträglichkeiten zu entgehen, letzteren in den Ruhestand zu versetzen. K. war eben damit beschäftigt den Abmarsch der preußischen Truppen aus Warschau anzuordnen, als ihm ganz unerwartet am 24. November ein Allerhöchster Befehl zuging, demzufolge er seiner Stellung enthoben wurde und das Commando in Warschau dem General v. Plötz zu übergeben habe. Geistig tief niedergedrückt und auch körperlich gebrochen, reiste der 72jährige Husarengeneral gleich nach Empfang jenes Befehls von Warschau ab, in welcher Stadt bereits am 27. November der Feind einrückte. Gleich nach dem Abschluß des Tilsiter Friedens erhielt K. am 5. August 1807 seinen definitiven Abschied. Später siedelte K. nach Berlin über und lebte daselbst noch einige Jahre in recht bedrängten Vermögensverhältnissen, die ihn sogar nöthigten ihm einst aus hohen Händen verliehene Andenken zu veräußern. Er starb in Berlin am 30. August 1811.

v. Wrangel.