ADB:Kähler, Otto
[748] vom Jahre 1866 mit, der für ihn fast thatenlos verlief. Nach Friedensschluß kam er als Escadronchef in das 2. Schles. Dragonerregiment nach Oels. Hier widmete er der Truppe, aus welcher er hervorgegangen war, ein Prachtwerk „Einhundertundfünfzig Jahre aus der Geschichte des Königlich Preußischen Litthauischen Dragoner-Regiments Nr. 1 (Prinz Albrecht von Preußen) seit seiner Errichtung am 1. Mai 1717 bis zur Gegenwart“ (Berlin 1867), welchem er 1869 einen Nachtrag über die „Erlebnisse des Regiments im Feldzuge von 1866 gegen Oesterreich“ folgen ließ. – Der Ausbruch des Krieges mit Frankreich berief ihn in einen ganz anderen Wirkungskreis. Er wurde als Generalstabsofficier der 2. Cavalleriedivision zugetheilt, welche Generallieutenant Graf Wilhelm zu Stolberg-Wernigerode befehligte. Mit dieser hat er an den Ereignissen des Feldzuges, namentlich an der Bekämpfung der Heere der Republik im Westen des Landes vollen Antheil gehabt. Die Thaten und die Schicksale der Division hat er, im 4. Beihefte des Militär-Wochenblattes vom Jahre 1871, geschildert.
Kaehler: Otto K.; königlich preußischer Generalmajor z. D., kaiserlich ottomanischer Generallieutenant und Generaladjutant des Sultans, der Sohn eines Predigers, am 16. Juni 1830 zu Neuhausen bei Königsberg i. Pr. geboren, trat am 1. November 1848, wissenschaftlich gut vorgebildet, als Einjährig-Freiwilliger bei der 1. Pionierabtheilung zu Königsberg i. Pr. in den Dienst, ging aber bald zur Cavallerie über, wurde am 13. April 1852 zum Secondlieutenant bei dem in Tilsit stehenden 1. Dragonerregimente befördert, besuchte von 1856 bis 1859 die Allgemeine Kriegsschule (jetzt Kriegsakademie); war dann Regimentsadjutant, wurde 1861 zum Topographischen Bureau des Großen Generalstabes commandirt und Ende 1864 zum Adjutanten der 12. Division in Neisse ernannt. In dieser Stellung machte er, bei der Mobilmachung zum Rittmeister aufgerückt, auf dem böhmischen Kriegsschauplatze den FeldzugAls Major im Generalstabe aus dem Felde zurückgekehrt und dem Großen Generalstabe überwiesen, trat er, auf die im Kriege gemachten Wahrnehmungen und eigenen Erfahrungen gestützt, als eifriger und beredter Vertreter einer Richtung hervor, welche danach trachtete, der Reiterwaffe, trotz der durch die gesteigerte Feuerwirkung der Infanterie und der Artillerie veränderten Gefechtsverhältnisse, den früher von ihr eingenommenen Rang und Platz wieder zu verschaffen. Mit dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen (s. A. D. B. XLIX, 118), General v. Schmidt (ebd. XXXII, 1), war er der Hauptverfechter dieses Strebens. In der periodischen Presse sowol wie in selbstständigen Werken brachte er es zum Ausdrucke. Die letzteren waren: „Die Reiterei in der Schlacht von Vionville und Mars-la-Tour am 16. August 1870“ (3. Aufl. Berlin 1874); „Seydlitz in seiner Bedeutung für die Reiterei von sonst und jetzt“ (3. Beiheft zum Militär-Wochenblatt, Berlin 1871), an die Heranbildung von Führern für die Waffe mahnend; „Die preußische Reiterei von 1806 bis 1876 in ihrer inneren Entwickelung“ (Berlin 1879), ein Buch, in welchem aber nicht der Gang dieser Entwickelung einheitlich geschildert ist, sondern nur die Dienstbefehle abgedruckt sind, durch die sie beeinflußt wurde; ferner übersetzte er aus dem Englischen unter dem Titel: „Zwei Jahre im Sattel und am Feinde“ (3. Aufl. Berlin 1897), die Erinnerungen aus dem nordamerikanischen Bürgerkriege von Heros v. Borcke, Stabschef des südstaatlichen Reitergenerals Stuart. Durch Vorträge an der Kriegsakademie, die ihm übertragen waren, erhielt er Gelegenheit seine Lehren in weitere Kreise des Heeres zu verbreiten. Auch hatte er mittelbar großen Einfluß auf die Bearbeitung des Exercierreglements für die Cavallerie vom 5. Juli 1876. Kurz vor dem Erscheinen des letzteren war er zum Commandeur des 2. Schlesischen Husarenregiments Nr. 6 ernannt. Er siedelte nun von Berlin nach Neustadt in Oberschlesien über. Hier veranlaßte ihn eine die Leistungen der Cavallerie im Kriege gegen Frankreich herabsetzende und den Werth der Waffe bestreitende Schrift eines als R. U. zeichnenden, unbekannten Urhebers zu einer Erwiderung, welche als „Anti R. U.“ im 11. und 12. Beihefte des Militär-Wochenblattes vom Jahre 1881 abgedruckt ist. Im Sommer 1882 schied er von Europa und, mit dem Charakter als Generalmajor, aus dem Heere, um im Dienste des Sultans mit drei seiner Kameraden zu arbeiten an dem unfruchtbaren Bemühen das türkische Heer zu reorganisiren, aber schon am 8. November 1885 starb er zu Constantinopel nach kurzer Krankheit.
- Militär-Wochenblatt Nr. 97, Berlin, 2. Dec. 1885.