Zum Inhalt springen

ADB:Johann III. (Erzbischof von Gran und Salzburg)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Johann III., Erzbischof von Salzburg“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 400–402, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_III._(Erzbischof_von_Gran_und_Salzburg)&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:24 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Johann George
Band 14 (1881), S. 400–402 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Beckenschlager in der Wikipedia
Johann Beckenschlager in Wikidata
GND-Nummer 137071078
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|14|400|402|Johann III., Erzbischof von Salzburg|Franz von Krones|ADB:Johann III. (Erzbischof von Gran und Salzburg)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137071078}}    

Johann III., Erzbischof von Salzburg (Bekensloer, Beckenslager, Peckenslager) geb. zu Breslau, gest. als Erzbischof von Salzburg am 15. Decbr. 1489. Der Ueberlieferung zufolge Sohn eines Schmiedes, gelangte der begabte Schlesier auf seiner geistlichen Laufbahn in Ungarn ziemlich rasch zu bedeutenden Würden. Die Gunst König Mathias Corvinus’ erhob ihn als Propst von Fünfkirchen zum Bischof von Großwardein (17. Mai 1465), also auf den Platz, den der langjährige Staatsmann und Vertraute des Hauses Hunyadi, Johann Vitéz von Zredna eben damals mit dem Graner Primate vertauschte. Jedenfalls verdankte er dieselbe seiner staatsmännischen Befähigung und Verwendbarkeit, welche zunächst Johann Vitéz, die Seele der ungarischen Staatskanzlei erkannt haben muß. Das Großwardeiner Bisthum war nur eine vorübergehende Haltestelle des ehrgeizigen Mannes; schon im Juni 1468 wurde J. mit dem einträglichsten und in seiner Rangstellung vordersten Bisthum, dem Erlauer, bedacht. Als Johann Vitéz, der Graner Erzbischof, einer der Malcontenten und Führer der Jagellonischen Bewegungspartei (1471–1472), welche die Entthronung des kriegerischen Selbstherrschers Mathias anstrebte, zu diesem Beginnen durch mancherlei Vernachlässigungen seitens des Königs aufgestachelt, nach dem Fehlschlagen derselben seinem Verhängniß erlag, gelangte J. seit 1473 zum Primat von Ungarn und somit zur Erbschaft der ganzen, tonangebenden Stellung seines Vorgängers. Allein bald merkte auch er, daß er sich darin abnütze, und die Gunst des Königs in weit reicherem Maße seinem Nachfolger auf dem Erlauer Bischofsstuhle, dem italienischen Franziscaner Gabriel Rangonis, beschieden wäre. Als diesem auch der Cardinalshut in Aussicht stand, konnte J. [401] seinen gekränkten Ehrgeiz nicht länger verwinden und begab sich unter dem Vorwande einer Wallfahrt an den Rhein mit seinen bedeutenden Geldschätzen am 13. Febr. 1476 aus Ungarn nach Oesterreich zu dem Widersacher des Corvinus, Kaiser Friedrich III., der ihn mit offenen Armen aufnahm, und den geldreichen zu bedeutenden Darlehen gegen Pfandschaftsgüter bereiten Kirchenfürsten und Staatsmann nicht blos in seinem Rathe verwenden, sondern bald auch für die Einbuße seiner glänzenden Stellung in Ungarn durch das Salzburger Erzbisthum entschädigen wollte. Obschon nun die gleichzeitigen Quellen diesen Vorfall nicht unter den Ursachen anführen, welche den Krieg des Corvinen mit dem Kaiser im J. 1477 bewirkten, so mußte doch begreiflicherweise die Landesflucht des Graner Primas, dieses mit den ungarischen Staatsangelegenheiten bestvertrauten Mannes an den Hof des Nachbars und Gegners den tiefen Unmuth des leidenschaftlich angelegten Corvinen erregen. – Kaiser Friedrich, nachdem er den demüthigenden Gmundner Novemberfrieden mit dem siegreichen Corvinen abgeschlossen, wollte 1478 im November die Abdankungsgelüste des Salzburger Erzbischofs Bernhard (Rorer, s. Art. Bernhard) zur Versorgung des Graner Exprimas verwerthen. Er vermochte den Salzburger Erzbischof Bernhard zur Cession seines Erzbisthums an den Graner für die Propstei zu Wien mit einem Jahreseinkommen von 2000 Gulden und einer Jahrespension seitens Johanns im Betrage von 4000 Gulden, abgesehen von der Abfertigungssumme des letzteren in der Höhe von 6000 ung. Goldgulden. Aber Landschaft und Capitel Salzburgs protestirte unter der Leitung des Dompropstes Ebran, Hauptes der baierischen Partei, gegen diese Abmachung und drängte hierdurch den an sich wankelmüthigen Rorer zur Aenderung seiner Gesinnung. A. 1479 erklärte er dem sehr unangenehm überraschten Kaiser, nicht abdiciren zu wollen. Der letztere nahm jedoch die Sache sehr ernst, ermahnte in offenem Schreiben den Erzbischof Bernhard seiner Zusage treu zu bleiben und vermochte auch den Papst und den Herzog von Tirol, Sigmund, zur Intervention. Dagegen vermochte König Mathias den Salzburger, sich ihm (September 1479) ganz in die Arme zu werfen und sein Bundesgenosse wider den drängenden Kaiser zu werden. Erzbischof Bernhard bereute jedoch bald seinen Gesinnungswechsel und dankte dann doch am 13. December 1481 förmlich ab, mitten im Geräusche des verheerenden innerösterreichischen Krieges zwischen dem Kaiser und dem Könige von Ungarn. J. trat am 14. Januar 1482 die Verwaltung des Erzstiftes Salzburg als Graner Erzbischof, Administrator und Regent des Erzstiftes Salzburg an, welchen letzteren Titel er bis zum Tode seines Vorgängers Bernhard († am 21. März 1487 zu Tittmoning) führte. Papst Innocenz VIII. enthob ihn dann förmlich des Graner Primatialstuhles und bestätigte ihn als Erzbischof von Salzburg. Die Domherren jedoch, welche in J. den Eindringling und Urheber des Kriegsjammers und Verfalles der Hochstiftslande haßten, fielen von ihm, zwei der ihrigen ausgenommen, ab und wählten zu Mühldorf im Baiernlande den alten Widersacher Erzbischofs Bernhard, Dompropst Christoph Ebran zum Haupte der Salzburger Kirche. Die Bürgerschaft der erzbischöflichen Stadt wollte jedoch diese Gegenwahl umsoweniger anerkennen, als Ebran im gegründeten Verdachte stand, er habe Salzburg den Ungarn in die Hände spielen wollen. J., von der Gunst des ihm verpflichteten Kaisers gestützt, behauptete sich im Besitze des Erzbisthums in den schweren Zeitläufen, deren Gefahr seit 1485 in der Eroberung Niederösterreichs durch Mathias Corvinus gipfelte. Am 22. Juni 1487 erlangte er ein Intercessionsschreiben der zu Nürnberg versammelten Reichsfürsten beim Papste, und nachdem er das Pallium erlangt, hielt er am 13. Juli den feierlichen Einzug in Salzburg als Erzbischof und belegte seine Widersacher mit dem Bannfluche. Doch beharrte Herzog [402] Georg von Baiern noch längere Zeit in seiner Gönnerrolle zu Gunsten Ebran’s und bestärkte die eigene Geistlichkeit im Widerstande gegen die Zwangssteuer Erzbischofs J., bis es endlich zum Vertrage vom 4. Decbr. 1488 kam und Baiern den überdies vom Papste excommunicirten Ebran fallen ließ. – Erzbischof J., den der Kaiser in schwierigen diplomatischen Angelegenheiten, so z. B. 1483–84 in den Niederlanden als Rath seines Sohnes Maximilian, 1487 bis 1488 als Unterhändler mit dem Ungarkönige und Gewaltträger oder Stellvertreter für Innerösterreich, 1489 in den wichtigen Innsbrucker Unterhandlungen über den Anfall Tirols beschäftigt hatte, war 1488, als er trotz seines Sträubens vor das Angesicht des Ungarkönigs nach Wien sich begeben mußte, eines Waffenstillstandes für das Erzstift Salzburg – allerdings gegen bedeutende Geldzahlung – theilhaftig geworden, erlebte aber nicht das Ende der ungarischen Invasion, da er am 15. Decbr. 1489 einer schleichenden Krankheit erlag, deren tödtlicher Ausgang durch Vergiftung beschleunigt worden sein soll.

Zauner, Chronik von Salzburg, 3. Th. (1798), S. 188–215. Pichler, Gesch. von Salzburg (1866). Lichnowski, 8. Bd. Feßler-Klein, Geschichte Ung., 3. Bd. Vgl. Krones, Grdr. d. österr. Gesch. (1881), S. 408.