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ADB:Johann (Graf von Hennegau)

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Artikel „Johann von Hennegau“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 222–223, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_(Graf_von_Hennegau)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:19 Uhr UTC)
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Johann von Hennegau, Herr von Beaumont, einer der berühmten Ritter in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, war der jüngste Sohn des Johann von Avennes. Von seinem Bruder, dem Grafen Wilhelm III. von Hennegau-Holland, mit reichen Gütern ausgestattet, unter anderen mit den Städten Gouda und Schoonhoven und ihren einträglichen Zöllen, ward J. der mächtigste Mann im Lande neben seinem Bruder, dessen Politik er immer treu unterstützte. So begegnet man ihm fast überall, wo sein Bruder die Hand im Spiele hatte, denn er war mit den englischen, französischen und deutschen Königshäusern nahe verwandt und stand immer mitten in der großen Politik jener Zeiten, während er zugleich in Holland eines stets wachsenden Einflusses sich erfreute. So ward J. ein gewiegter Politiker, während er in den französischen Kriegen den Namen eines untadligen Ritters erwarb und keinen geringen Kriegsruhm erntete. Wol die merkwürdigste That Johanns war, daß er den Zug führte, welcher Eduard, den Prinzen von Wales, seinen Neffen 1326 anstatt seines Vaters, des unseligen Eduard II., auf den Thron von England erhob. Es waren meistens holländische Schiffe und holländische und hennegauer Ritter, welche sich an diesem Zuge betheiligten. Nach dem Tode Wilhelms III. wurde J. öfter von seinem Neffen Wilhelm IV. mit der Regierung der drei Grafschaften betraut, als derselbe auf seinen unaufhörlichen Kriegszügen und Reisen abwesend war, während er ihm in seinem Krieg mit Frankreich zur Seite stand. 1345 fiel der unstäte Fürst unter den Streitäxten der Friesen in der Schlacht bei Stavoren, aus welcher J. mit genauer Noth das Leben rettete. Um Holland drohte sich jetzt ein Erbfolgekrieg zu entzünden. Denn Eduard III. wollte die Ansprüche der Kaiserin auf alleinigen Besitz der drei Länder nicht anerkennen. J. scheint einen Augenblick auf seiner Seite gestanden zu haben, als aber die Belehnung an Margaretha [223] 1346 geschehen, hat er sich derselben angeschlossen und ward der erste in ihrem Rathe während ihrer kurzen Regierung. Beim Ausbrechen der Hoekschen und Kabeljauschen Wirren 1350 stand er ebenfalls auf ihrer Seite, ohne bestimmt Partei zu nehmen. Der Onkel und Großoheim stand vermittelnd zwischen Nichte und Großneffe und bewirkte, wie es scheint, die erste Versöhnung. Aber die Parteien waren nicht mehr persönliche; die Gegensätze ließen sich nicht aussöhnen. Der Krieg endete unglücklich für Margaretha und J. konnte letzterer nur im Hennegau sich behaupten helfen, bis 1359 der zweite Friede folgte. Die Bedingungen wurden seinem und des Wolraths von Luxemburg von Ligny Schiedsspruch anheimgestellt. Dieser bedeutende Akt war die letzte politische Handlung des Greises, der, nur ein Adelicher ohne hohen Titel, als der ebenbürtige Genosse und Schiedsrichter von Königen und Herzogen im nächsten Jahr 1356 starb.