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ADB:Jenny, Fridolin

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Artikel „Jenny, Fridolin“ von Hermann Wartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 772–773, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jenny,_Fridolin&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:50 Uhr UTC)
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Jenny: Fridolin J., Fabrikant und Kaufmann, geb. am 13. September 1784 in Ennenda, † am 28. November 1857 in Ziegelbrück, Kanton Glarus. J., der jüngste Sohn des Holzfällers, Vorsängers und Posthalters Kaspar J. in Ennenda bei Glarus, wuchs in den einfachsten Verhältnissen auf. Die nöthigste Kenntniß des Lesens, Schreibens und Rechnens erwarb er sich in der Dorfschule. Der Trieb und der eiserne Wille, sich in bessere Verhältnisse hinaufzuarbeiten, wurde dadurch in ihm geweckt, daß er die Briefe in die Häuser der wohlhabenden Fabrikanten und Kaufleute zu vertragen hatte. Warum sollte ihm unerreichbar sein, was Andere durch Fleiß und Verstand erreicht hatten? Dahin, wohin sie es gebracht, wollte es der Knabe auch bringen. Es gelang, aber der zu durchwandernde Wege war weit und mühsam. Zunächst führte er in eine Druckfabrik, in welcher J. als Streichknabe einige Schillinge in der Woche verdiente. Etwas besser lohnte nachher die Baumwollspinnerei von Hand, damals noch eine allgemeine Beschäftigung, auch der männlichen Bevölkerung, im Glarnerlande. Als dann im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts das englische Maschinengarn seinen Weg in die Schweiz fand und der Handspinnerei ein Ende machte, vereinigte sich J. mit seinen zwei Brüdern, um von den Garnhändlern solches Garn zu beziehen und es auf eigene Rechnung um Lohn verweben zu lassen. Die Tücher wurden zumeist auf den Märkten von Lichtensteig und St. Gallen verkauft. J. besorgte hauptsächlich den Absatz der Gewebe, die zwei Brüder überwachten die Fabrikation. Das war der Anfang der jetzt noch blühenden Firma Barth. Jenny & Co. in Ennenda (1808). Regelmäßige und solide Abnehmer der trefflichen Tücher waren bald gefunden; aber die wachsende Bedrängniß der schweizerischen Baumwollenindustrie durch das napoleonische Continentalsystem brachte Fabrikation und Handel nach wenigen Jahren gänzlich ins Stocken, und der Zusammensturz dieses unnatürlichen Zwangssystems nahm durch die plötzlichen und unerhörten Preisschwankungen, die er mit sich führte, die Frucht jahrelanger Arbeit mit einem Schlage wieder hinweg. Und den Kriegsjahren folgten die Hungerjahre. Das waren schlimme Zeiten. Doch die Gebrüder J. verloren den Muth nicht. Sie fingen eben wieder von vorne an und machten sich nun auch die raschen Fortschritte der glarnerischen Druckerei zu Nutze, indem sie ihre Baumwolltücher bedrucken ließen und für die so veredelte Waare den Absatz unmittelbar im Auslande suchten. J. besuchte die großen deutschen Messen, ganz besonders aber bereiste er mit dem besten Erfolge Italien, wo schon so mancher Glarner sein Glück gemacht hatte. Auf diesen wiederholten [773] italienischen Reisen schloß er eine enge Freundschaft mit Herrn D. Enderlin in Lugano und verband sich mit diesem im J. 1828 zur Gründung eines neuen Geschäfts, zuerst unter der Firma: Fridolin von Kaspar Jenny, später unter der Firma: Enderlin & Jenny. Dieses neue Geschäft, mit unermüdeter Energie und steter wachsender Einsicht und Erfahrung betrieben, wurde rasch eines der ersten glarnerischen Handelshäuser. Es verkehrte mit beinahe allen Druckfabriken des Landes und vertrieb die sogenannten Glarner Artikel – vorzüglich Indienne und Mouchoirs – nach aller Herren Länder. Allein nicht lange, so begannen die größeren glarnerischen Druckfabriken ihre Erzeugnisse selbst in den Handel zu bringen und sich von der Vermittlung eigener Exporthäuser zu emancipiren. J. sah sich vor die Nothwendigkeit gestellt, seinerseits die Fabrikation gedruckter Tücher auch selbst in die Hand zu nehmen, wenn er den Handel mit solchen im großen Maßstabe fortführen wollte. Statt dessen entschied er sich nach reiflicher Erwägung zur allmählichen Liquidation seiner bisherigen Geschäfte und zur Errichtung einer mustergültigen mechanischen Spinnerei von 20,000 Spindeln bei der sogenannten Ziegelbrücke am Linthkanal in der Gemeinde Niederurnen. Der Bau begann im J. 1833 und war in weniger als zwei Jahren vollendet; im J. 1851 kam eine mechanische Weberei von 300 Stühlen dazu. Bis zum Tode von J. im J. 1857 war die Zahl der Spindeln auf 30,000 erhöht. Bis heute hat sie der Sohn Kaspar (seit 1880 alleiniger Inhaber des Geschäfts), dessen specieller Leitung das Etablissement Ziegelbrück schon seit dem J. 1839 anvertraut war, auf 60,000 gebracht, und neben den 300 mechanischen Stühlen in Ziegelbrück fabriciren 476 weitere zu Triesen im Fürstenthum Liechtenstein rohe Baumwolltücher für die Firma Enderlin & Jenny. Mit der Spinnerei und Weberei in Ziegelbrück hat schon Fr. J. gesunde und freundliche Wohnungen für die verheiratheten, ein wohl eingerichtetes Kosthaus – mit Bad- und Wascheinrichtung – für die unverheiratheten Arbeiter und die Betreibung einer größeren Landwirthschaft verbunden, um die Arbeiterfamilien genügend mit guter und billiger Milch zu versorgen. Dem Heimathkanton diente er nach Schweizerart in verschiedenen amtlichen Stellungen, und als Privatmann hat er mit Rath und That geholfen, wo immer es Gelegenheit gab.