Zum Inhalt springen

ADB:Janauschek, Leopold

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Janauschek, Leopold“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 629–630, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Janauschek,_Leopold&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Jan, Karl von
Nächster>>>
Janke, Otto
Band 50 (1905), S. 629–630 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Leopold Janauschek in der Wikipedia
Leopold Janauschek in Wikidata
GND-Nummer 117077917
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|629|630|Janauschek, Leopold|Friedrich Lauchert|ADB:Janauschek, Leopold}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117077917}}    

Janauschek: Leopold J., Cistercienser, Historiker, geboren am 13. Octbr. 1827 zu Brünn in Mähren, † am 23. Juli 1898 in Baden bei Wien. Er machte seine humanistischen Studien am Gymnasium seiner Vaterstadt Brünn, wo der Geschichtschreiber Mährens, P. Beda Dudik, einer seiner Lehrer war, und trat hierauf am 28. August 1846 in das Cistercienserstift Zwettl in Niederösterreich ein. Nach vollendetem Noviziat absolvirte er 1848–51 die theologischen Studien an der Ordenslehranstalt zu Heiligenkreuz, legte am 1. September 1850 Profeß ab und wurde am 15. Juli 1851 zum Priester geweiht. Hierauf wirkte er zunächst einige Zeit in der Seelsorge, zuerst 1851–52 als Cooperator an der Stiftspfarre Zwettl, dann 1852–53 an [630] der dem Stifte Wilhering incorporirten Pfarre Theras. Im Herbst 1853 wurde er Professor der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts an der theologischen Hauslehranstalt der niederösterreichischen Cistercienserstifte zu Heiligenkreuz; er las hier auch über Patrologie, Ordensgeschichte und Kunstgeschichte. Nach einer Unterbrechung, während welcher er 1856–58 in Wien weitere Studien im kanonischen Recht machte und von Herbst 1858 bis 1859 die Kirchengeschichte an der Wiener Universität supplirte, nahm er 1859 seine Lehrthätigkeit in Heiligenkreuz wieder auf und setzte sie bis 1877 fort. Seit 1875 war er auch Correspondent der k. k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale. Am 27. Mai 1876 verlieh ihm die katholisch-theologische Facultät zu Tübingen die theologische Doctorwürde; am 9. Juni 1877 wurde er in das Salzburger theologische Doctorencollegium aufgenommen. Nachdem ihm ein schweres Gichtleiden, an dem er schon seit 1860 litt, seit 1877 eine Fortsetzung seiner Lehrthätigkeit unmöglich gemacht hatte, kehrte er in sein Stift Zwettl zurück, wo er noch 1878–80 das Amt des Archivars bekleidete. In den späteren Jahren war er durch seine Krankheit viel an das Bett gefesselt, setzte aber auch unter den heftigen körperlichen Leiden seine historischen Studien eifrig fort.

J. hatte schon in seinen Studienjahren den Plan zu einem „Monasticon Cisterciense“ gefaßt und in vieljähriger Arbeit das Material dafür gesammelt; für diesen Zweck hatte er auf vielen Reisen Klöster und Bibliotheken besucht und eine umfangreiche Correspondenz geführt. Der erste Theil der Ausführung dieses großen Hauptwerkes liegt vor in dem Bande: „Originum Cisterciensium Tomus I in quo praemissis congregationum domiciliis adiectisque tabulis chronologico-genealogicis veterum abbatiarum a monachis habitatarum fundationes ad fidem antiquissimorum fontium primus descripsit“ (Wien 1877). Zur Ausarbeitung des 2. Bandes kam J. in den Jahren seiner Krankheit nicht mehr; in seinem reichen handschriftlichen Nachlaß, der dem Archiv des Stiftes Zwettl einverleibt wurde, fand sich aber ein reichhaltiges Material für den 2. Band der Origines, mit dessen Bearbeitung der inzwischen (am 19. August 1904) auch verstorbene P. Otto Grillnberger beschäftigt war. Mit P. Benedict Gsell zusammen, unter Mitwirkung einer Reihe von Gelehrten aus dem Orden, gab J. die von den österreichischen Cistercienserstiften als Festgabe zur achten Säcularfeier der Geburt des hl. Bernard von Clairvaux veröffentlichten „Xenia Bernardina“ heraus (Wien 1891, 4 Theile in 6 Bänden), deren 1. Theil die Sermones S. Bernardi, der 2. die Handschriftenverzeichnisse der österreichischen Cistercienserstifte (2 Bde.), der 3. Beiträge zur Geschichte derselben enthält. Den 4. Theil der Xenia bildet Janauschek’s zweites Hauptwerk, die von ihm allein bearbeitete: „Bibliographia Bernardina qua Sancti Bernardi primi Abbatis Claravallensis Operum cum omnium tum singulorum editiones ac versiones, vitas et tractatus de eo scriptos, quotquot usque ad finem anni 1890 reperire potuit collegit et adnotavit“. Von kleineren Schriften sei noch genannt: „Der Cistercienser-Orden. Historische Skizze“ (Brünn 1884). Eine Reihe von kleineren Arbeiten und Recensionen veröffentlichte J. in verschiedenen Zeitschriften (Oesterreichische Vierteljahresschrift für katholische Theologie, Historisch-politische Blätter, Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner- und Cistercienser-Orden, Katholische Literaturzeitung, Literarische Rundschau, Salzburger Kirchenblatt, Theologisch-praktische Quartalschrift).

Cistercienser-Chronik, 10. Jahrg. 1898, S. 285–288, m. Portr.(P. Benedict Hammerl.) – Xenia Bernardina, Pars III (Wien 1891), S. 181–183.