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ADB:Jaeger, Wilhelm

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Artikel „Jaeger, Johann Wilhelm Abraham“ von Rudolf Jung in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 625, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jaeger,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 05:02 Uhr UTC)
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Jaeger: Johann Wilhelm Abraham J., geboren am 18. August 1718 in Nürnberg als Sohn des dortigen, aus Frankfurt a. M. stammenden Stadtquartiermeisters und Roßschreibers Peter J., trat am 1. März 1737 in Eger als Fourier beim kais. Infanterieregiment Suckaw ein und machte erst in österreichischen, dann in bairischen Diensten die Feldzüge 1742–1744 mit. 1745 hielt er sich auf der Reise zur kaiserlichen Armee in Südwestdeutschland in der Reichsstadt Frankfurt auf und ließ sich hier bereden, in der Artillerie dieser Stadt Dienste zu nehmen; 1748 nahm er als Stückjunker seinen Abschied und heirathete die Wittwe des hanauischen Pulverfabrikanten Platz, dessen Fabrik er die nächsten Jahre führte. 1757 folgte er einem Rufe des Frankfurter Kriegszeugamtes und kehrte als Ingenieurlieutenant und Zeugwart in den Dienst der Reichsstadt zurück. 1758 wurde J. Lieutenant der Artillerie, 1762 kaufte er die Hutter’sche Buchhandlung auf dem Pfarreisen, die nachweisbar schon 1672 unter Johann Georg Walther bestand und später unter dem Namen Jaeger’sche Buchhandlung sich einen ehrenvollen Platz in der Geschichte des deutschen Buchhandels erworben hat. Der neue Buchhändler brachte es 1764 in seiner militärischen Laufbahn noch bis zum Capitänlieutenant der Artillerie. Mit Hülfe seiner Frau begann er am 22. März 1762 ohne alle Vorkenntnisse sein Geschäft. Das bekannteste Werk nicht nur seines Verlags, sondern auch seiner persönlichen gewissenhaften und mühseligen Arbeit ist der Jaeger’sche Atlas von Deutschland in 81 Blättern, alle im gleichen Maßstab, der sich langsam, aber mit stetig wachsendem Erfolge gegen Ende des Jahrhunderts als erstes deutsches Kartenwerk überall einbürgerte; er wurde 1766 begonnen und erschien 1789 mit einer Widmung an Kaiser Josef II., eines der hervorragendsten Werke der deutschen Kartographie in Technik und Ausstattung. Das Glück ist dem Buchhändler-Autodidacten treu geblieben; er hat seinem Sohne 1782 ein gutgehendes und in hohem Ansehen stehendes Geschäft übergeben können. Er betrieb außer diesem die erheirathete Pulvermühle in Hanau und errichtete dort auch eine Papierfabrik; in seinen Mußestunden fertigte er Elektrisirmaschinen und Telescope an, auch eine Standuhr ging aus seiner Werkstätte hervor. Wie in der Technik so auch in der Wissenschaft bewährte er sich als Autodidact: im 41. Lebensjahre erlernte er die französische Sprache zur Zeit, als die Franzosen im siebenjährigen Kriege Frankfurt und Umgegend besetzten, und brachte es so weit, daß er sehr bald Le Blond’s Kriegskunst in 4 Theilen ins Deutsche übersetzen konnte. J. war ein Mann von höchster Intelligenz und ausdauerndem Fleiße, eine gerade, aufrichtige, demüthig fromme Natur. Er starb im September 1790.

Heyden, Gallerie berühmter und merkwürdiger Frankfurter (Frankfurt 1861), nach Aufzeichnungen Jaeger’s und seines Sohnes, die auch oben benutzt wurden. – Zur 100jährigen Jubelfeier der Jaegerschen Buch- etc.-Handlung 22. März 1862 (als Manuscript gedruckt).