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ADB:Imhoff, Rudolf Christian Freiherr von

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Artikel „Imhof, Rudolph Christian Reichsfreiherr von“ von Johann August Ritter von Eisenhart in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 46–48, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Imhoff,_Rudolf_Christian_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:19 Uhr UTC)
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Imhof: Rudolph Christian Reichsfreiherr v. I., braunschweig. Staatsmann, geb. am 21. November 1660 zu Wolfenbüttel, † am 22. Juni 1717 daselbst. Zweiter Sohn des Hieronymus II. v. I. und Bruder des älteren Anton Albrecht und des jüngeren Wilh. Heinrich (s. d. Genannten). I. erfreute sich einer sorgfältigen Erziehung im elterlichen Hause, besuchte die Universitäten Helmstädt und Leipzig, ging dann wie üblich auf Reisen, und kam als Hofjunker an den wolfenbüttel’schen Hof. Herzog Anton Ulrich bestimmte ihn zum Hofmeister seines zweiten Sohnes, Ludwig Rudolph, mit dem er 1689 größere Reisen unternahm; bei dieser Gelegenheit besuchten sie deutsche und fremde Höfe. Im folgenden Jahre wurde er als Rittmeister eines holländischen Regiments in der Schlacht bei Fleury verwundet und bekleidete später nach vollendeter Erziehung des Prinzen (1692) bei der Herzogin Elisabeth Juliana die Stelle eines Oberhofmeisters und geh. Rathes. Dieses Dienstverhältniß währte jedoch nicht lange, weil ihn der regierende Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, der ihm wegen seiner gewandten Geschäftsbehandlung und angenehmen Umgangsformen sehr gewogen war, zu verschiedenen Aufträgen an auswärtige Höfe verwendete, wodurch er mit einer namhaften Reihe hoher und einflußreicher Persönlichkeiten näher bekannt wurde. Es ist daher Schade, daß I., der unter drei Regenten mit kurzen Unterbrechungen 25 Jahre bald als Bevollmächtigter, bald als außerordentlicher Gesandter an fremden Residenzen verweilte, – nicht der Sitte jener Tage huldigend, Memoiren veröffentlichte, welche lehrreiche Streiflichter auf Menschen und Zustände geworfen, und so einen schätzbaren Beitrag zur Hof- und Sittengeschichte des beginnenden 18. Jahrhunderts geliefert hätten. Gleich die erste Abordnung nach Wien und an einige kleine deutsche Höfe (1693) war eine hochpolitische; sie betraf die Verleihung der 9. Kurwürde an [47] das Haus Hannover, welche Herzog Ernst August im eigenen Interesse mit vielem Eifer betrieb, und Kaiser Leopold I. am 19. Decbr. 1692 auch vollzog, während Herzog Rudolph August – Anton Ulrichs älterer Bruder und Regent von Braunschweig-Wolfenbüttel – sowie ein Theil des Kurfürsten- und Fürstencollegiums dieser Erhebung aufs heftigste widersprachen. Auch Imhof’s zweite Reise nach Wien 1697, dessen Anwesenheit auf dem Fürstentage zu Nürnberg (1700), wo sich die der 9. sich Kur widersetzenden correspondirenden Reichsfürsten versammelten, endlich dessen Abschickung von Seite dieser Versammlung an die Hofburg stehen mit gedachter Kurwürde, deren Verleihung in den betheiligten Kreisen viel Staub aufgewirbelt hatte, im engsten Zusammenhange. Gelegentlich des zweiten Aufenthaltes am kaiserlichen Hoflager wurde er durch Diplom vom 27. Octbr. 1697 mit seinen beiden Brüdern Ant. Albrecht und Wilh. Heinrich unter Mehrung des Wappens in den erblichen Reichsfreiherrn-Stand erhoben. 1701 übernahm er Aufträge nach Paris – hauptsächlich von Seite des Herzogs Anton Ulrich, welchem gemäß Art. 13 des westphälischen Friedensschlusses an die Decanatsstatthalterei des Hochstifts Straßburg als Entschädigungsobject Rechtsansprüche zustanden. Der Aufenthalt in Paris verzögerte sich bis 1702, in welchem Jahre I. zum geheimen Rath ernannt wurde. 1705 begegnen wir demselben wieder auf dem Wege nach Wien; diesmal um den neu erwählten Kaiser Joseph I. nach Leopolds Tode (25. Mai 1705) im Namen und Auftrage seines Hofes zu beglückwünschen. Auch im folgenden Jahre riefen ihn Geschäfte dorthin. Rudolph August hatte im Januar 1704 das Zeitliche gesegnet, und war Anton Ulrich (seit 1685 Mitregent) nun zur Alleinregierung berufen. Dieser bestimmte I. als Stellvertreter, damit er in seinem Namen, als dem ältesten des gesammten fürstlich braunschweigischen Hauses die Investitur der braunschweigischen Lande durch den Kaiser erlange, welche auch am 14. Decbr. 1706 in feierlicher Weise erfolgte. Bei dieser Gelegenheit beendete I. auch die seit einiger Zeit schwebenden Unterhandlungen wegen der Vermählung der braunschweigischen Prinzessin Elisabeth Christine (einer Tochter seines früheren Zöglings, des Herzogs Ludwig Rudolph) mit König Karl III. von Spanien, dem nachmaligen deutschen Kaiser Karl VI. Kaum nach Braunschweig zurückgekehrt, trat er am 19. April 1707 die siebente Fahrt nach der Kaiserstadt an, und zwar als braunschweigischer Reisemarschall gedachter Prinzessin, bei welcher er auf Anordnung des Kaisers längere Zeit die Stelle des Oberhofmeisters versah. Anfangs des Jahres 1708 unterzeichnete er zu Wien im Namen und Auftrag seines Herzogs den Ehecontract und führte die junge Königin nach der am 23. April 1708 durch Procuratie vollzogenen Trauung nach Barcelona, in welcher treu gebliebenen Stadt Karl wegen seiner Ansprüche auf den spanischen Thron verweilte. Die Reise wurde am 25. April angetreten, und I. hinterließ unter dem Titel des „Freih. v. Imhof Reisetagebuch der braunschw. Prinzessin Elisabeth, Königs Karl III. von Spanien Gemahlin vom 13. Mai 1707 bis 7. Octbr. 1708“ (also vom Tage der Ankunft in Kloster-Neuburg a. D. bei Wien bis in die erste Zeit des Aufenthaltes auf spanischem Boden) genaue Aufschreibungen, welche als Manuscript in der herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel aufbewahrt werden. König Karl III. ertheilte I. Aufträge an verschiedene Höfe, welche dieser im Laufe der nächsten Zeit vollzog, und verlieh ihm wegen seiner ersprießlichen Dienste „für sich und alle seine Erben zu ewigen Zeiten einen aus den Einkünften des Herzogthums Mailand zu erhebenden Jahresgehalt von 2000 Philippi“, Kaiser Joseph I. aber zeichnete ihn 1709 mit dem Kammerherrnschlüssel aus, nachdem er ihn 1708 zum wirklichen kaiserl. geheimen Rath ernannt hatte. Um über seine Geschäftsführung mündlich zu berichten, begab sich I. gegen Ende des J. 1709 nach Hause, brachte die Heirathsangelegenheit der Prinzessin Charlotte Sophie Christine, einer Tochter des [48] Herzogs Ludwig Rudolph mit dem unglücklichen Zarewitsch Alexei Petrowitsch, ältestem Sohn Peter des Großen zum formellen Abschluß, und trat nach dem Vorbilde seines Herrn 1710 zum Katholicisismus über. Im April 1711 ging Kaiser Joseph I. mit Tode ab, Condolenz- und Geschäftsreisen sowohl im Namen des braunschweigischen Hofes als der Kaiserin-Wittwe führten I. wieder in die Ferne, schließlich nach Barcelona, wo er, nach erlittenem Schiffbruche an der corsischen Küste, im August 1711 landete. Dort blieb er bis zum März 1713, leitete den Hofstaat der Kaiserin und begleitete sie nach Wien; Karl VI. selbst war bereits im J. 1711 nach der Reichshauptstadt geeilt. 1714 starb Anton Ulrich, an dem I. einen ihm wahrhaft freundschaftlich geneigten Gönner verlor; dessen Nachfolger August Wilhelm sandte ihn als seinen Stellvertreter behufs Empfang der braunschweigischen Reichslehen noch in diesem Jahre nach Wien, und sodann als Bevollmächtigten zu dem Friedenscongresse, den die nordischen Mächte in Braunschweig veranstalteten. Nach Beendigung dieses Congresses ging er über den Canal, um dem bisherigen Kurfürsten Georg Ludwig von Hannover, der als Georg I. den britischen Königsthron bestiegen hatte, die Glückwünsche seines Herrn zu überbringen; von London reiste er als envoyé extraordinaire nach Paris, wo er Angelegenheiten des herzoglichen Hauses von Braunschweig zu bereinigen hatte. – Wie eine Sendung nach Wien der Anfang seiner diplomatischen Thätigkeit gewesen war, so bildete eine Sendung nach Wien 1716 auch deren Schluß. Kurz nach seiner Rückkunft wurde er im Herbste desselben Jahres vom Schlage getroffen; ein erneuter Anfall machte am 22. Juni 1717 seinem Leben ein Ende. Ein Denkmal von weißem Marmor in der katholischen Kirche zu Wolfenbüttel im Style jener Zeit ausgeführt, verkündet der Nachwelt die Verdienste, die sich I. unter drei Herrschern um das Regentenhaus erworben. Dessen kinderlose Wittwe, Ilsa Ludovica von Wendthausen, heirathete in zweiter Ehe einen Grafen von Dohna.

Hannoversche gelehrte Anzeigen von 1753. 57. St. S. 835–37. v. Stetten, Augsb. adel. Geschichte II. 178. Biedermann’s Genealog. (letzter Band, Geneal. des Hauses Lüneburg). – Lünig, Geheime Reden großer Herren etc. III. 300 ff.