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ADB:Horcicka, Franz

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Artikel „Horcicka, Franz“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 125–127, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Horcicka,_Franz&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:21 Uhr UTC)
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Horcicka: Franz H. (Hortschitschka), Maler, geboren zu Prag am 29. Juni 1776, dort gest. am 5. April 1856. – Als Sohn eines Kunstgärtners schon in den Knabenjahren zum Nachbilden von Blumen und Früchten angeleitet, zeigte er dabei ungewöhnliches Talent; 1786 übernahm der besonders durch Architekturbilder berühmte Ludwig Kohl, öffentlicher Lehrer der Zeichenkunst an der k. k. Musterschule in Prag, seine weitere Ausbildung. Kohl, selbst vom Wege der Wissenschaft zur Kunst übergegangen, liebte es, seine Schüler gleicherweise durch die Vorschule der Wissenschaft zur Kunst zu führen, er eiferte darum auch den geistig regen H. an, das Gymnasialstudium mit dem Zeichnenunterrichte zu verbinden. Begünstigt dabei durch den Umstand, daß beide Lehranstalten sich unter einem Dache befanden, und stets eine Anzahl Gymnasiasten im Zeichensaale hospitirten, trat H. bereitwilligst in das gleiche Verhältniß und war bald ein ebenso eifriger Lateiner, wie Zeichner. Getragen vom Erfolge, setzte er überdies noch an der Universität das Studium in Richtung auf Jurisprudenz fort. Erst mit der Errichtung der Prager Malerakademie durch Jos. Bergler – 1800 – wurde die Neigung zur Kunst wieder überwiegend und trat H. als der Erste in die neue Anstalt. Durch Kohl gut vorgeschult, vermöge seiner Studien zu entsprechender geistiger Reife gelangt, stand er bald an der [126] Spitze seiner Akademie-Collegen und erwarb rasch hintereinander zwei akademische Preise. – Unverkennbar bestimmte indeß doch der von der Universität mitgebrachte rationelle Zug seine eigentliche Kunstrichtung. Fast immer mit so zu sagen juridischer Schärfe die Kunstobjecte fassend, entschwand ihm darüberhin das ideale Moment und verblieb nur mehr die reale Form. Von daher seine allzu nüchternen Compositionen im Gegensatze zu den überraschend individualisirten Porträts, durch die er thatsächlich in Prag bis 1822 Alleinherrscher auf dem Gebiete blieb – bis ihm nämlich in Jakob Ginzel (s. d.) der Concurrent erwuchs. Diesem eigenartigen Vorgehen entspricht übrigens noch sein bis zur Leidenschaft getriebenes Forschen im Bereiche der Maltechnik, und zwar nach den Mitteln und Behelfen, durch welche die alten Meister, insbesondere die Niederländer, ihren Farben Bindung gaben. Als wesentlichstes, von diesen benütztes Temperirungsmittel, war ihm endlich von einem „Maler niederländischer Abkunft“ für eine bestimmte Entlohnung: „Balsam copaiva“ angegeben worden. Mit diesem dann unausgesetzt operirend und propagirend, kam es gleichzeitig zu einem ziemlich heftigen Streite mit der Akademie, wo schlechtweg nach der vom Director Bergler angegebenen Theorie der italischen Eklektiker gemalt wurde, die H. als bloße Dilettanten bezeichnete. – Ein günstiger Zufall hatte ihm dagegen ein anderes und weit fruchtbareres Versuchsfeld zugewiesen. Im Jahre 1808 vom Fürsten Colloredo-Mansfeld berufen, seine in Prag befindliche Gallerie zu ordnen, die schadhaften Gemälde derselben zu restauriren, war H. nun auch in der erwünschten Lage, unabhängig vom Widerstreite experimentiren zu können. Beauftragt zugleich, alle in den verschiedenen fürstlichen Schlössern zerstreuten werthvollen Gemälde der Prager Gallerie zuzuführen und in den erforderlichen Stand zu setzen, wurden bis 200 Gemälde solchen Weges herbeigeschafft. Wie umfassend dann die Cur an den schadhaften mittelst Balsam copaiva gewesen sein mußte, besagt am deutlichsten die Tagebuchnotiz des Künstlers, wonach er „während der Restaurirung der Gallerie beinahe 1 Centner dieses Balsams aus der Apotheke des Hrn. v. Helly bezog, so daß hierdurch der Preis des Artikels um das vierfache stieg“. Und in Wahrheit hatte er mittelst seiner Behandlung vordem gänzlich unscheinbare Bilder zu voller Wirkung hergestellt, ohne daß die Hand des Restaurators bemerkbar geworden wäre. – Die Colloredo-Gallerie wurde in Folge davon auch das von den jungen Malern stets gesuchte „Studio“. Dies um so mehr, nachdem der Fürst die Einrichtung eines Copirsaales gestattet hatte. Dadurch kam H. denn auch bester Form zur Leitung dieser Kunstjünger, wie zur Ausbreitung seiner Technik. Die mittlerweile in Frage gekommene Renovirung der in der Burg Karlstein befindlichen, aus der Zeit Karls IV. datirenden Tempera-Gemälde gaben dem nach alten Techniken unablässig forschenden H. neuen Stoff für die Ergründung der von den Alten für die Tempera-Malerei verwendeten Bindemittel. – Sämmtliche durch diese seine Forschungen gewonnenen Ergebnisse hinterlegte er in einem Manuscripte „Byzantinische Enkaustik“. Maler Frz. Nawratil war der nächste, welcher auf Grund der Theorie Horcicka’s größere Ausführungen, theils in Prag, vornehmlich aber im Schlosse des Hrn. Ant. Veit in Liboch unternahm. – Neben vielen Handzeichnungen, wovon mehrere in Steindruck vervielfältigt wurden, sind als seine besten größeren Gemälde zu bezeichnen: „St. Wenzel zerstört das Götzenbild Swantovit“, gemalt für den Grafen Wrtby; „St. Albert segnet das Land“, im Orte Waldkappe, auf der Herrschaft Grünberg; „St. Georg im Kampfe mit dem Drachen“, auf dem Gute Tmain bei Beraun – welche Gemälde in Gentiliani’s Messageur (London und Paris) beschrieben und lobend anerkannt wurden. – „Die heil. Dreifaltigkeit über der Transformation des Irdischen“ (dem „Jüngsten Gerichte“) in der Kirche des Friedhofs der Kleinseite zu Prag, ist insofern beachtenswerth, [127] als H. dabei die von ihm wieder aufgefundene Enkaustik in Anwendung brachte. Seine bedeutendsten Leistungen bleiben aber die von ihm gemalten Porträts, namentlich die des Geschichtslehrers und Exjesuiten Ign. Cornova; des Mathematikers Frz. Jos. v. Gerstner; Abbé Jos. Dobrowsky; des Philosophen Bernh. Bolzano; des Historikers Franz Martin Pelzel; des Physiologen J. Purkyně etc., Bilder, welche monumentalen Werth gewannen. – In seinem Nachlasse fanden sich außer einem Cyklus von Skizzen zur Geschichte Böhmens, noch folgende, mehr weniger durchgeführte Manuscripie; „Die Generalbasis der Farbensprache“, „Kunstworte der tschechischen Sprache in der Bildkunst – Malerei, Plastik und Perspective – aus dem Munde des Volkes und aus alten Manuscripten gesammelt“. – Bemerkenswerth ist noch, daß H. im J. 1811 Anregung gab für die erste öffentliche Kunstausstellung in Prag, sich überhaupt auch in seinem hohen Alter rüstig vorthat, wo es die Kunstinteressen zu fördern galt. Beweis dessen, daß er noch als Siebziger zum Vorstande des 1848 von der jüngeren Künstlerschaft ins Leben gerufenen „Vereines bildender Künstler für Böhmen“ gewählt wurde.