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ADB:Hohermut, Georg

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Artikel „Hohermuth, Georg“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 703–704, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hohermut,_Georg&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:08 Uhr UTC)
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Hohermuth: Georg H. (von seinem Gefährten Philipp von Hutten auch Hochermuth, von den Spaniern gewöhnlich einfach Jorge de Espira oder Spira genannt), von Speier, Welser’scher Statthalter und Conquistador in Venezuela, wurde nach dem Tode Johann des Deutschen (Juan Aleman) von den Welsern mit der Würde eines Statthalters von Venezuela betraut, schiffte sich zusammen mit Philipp von Hutten und Nikolas Federmann am 18. Octbr. 1534 in San Lucar ein und kam nach stürmischer Fahrt am 5. Febr. 1535 in Coro an. Schon am 13. Mai desselben Jahres brach der Statthalter zu einem Zug ins Innere auf, um die Schätze zu suchen, welche gerade in dieser Zeit mehr als je das Ziel der Erforschungen und Eroberungen in der Neuen Welt waren. Er ernannte Nikolaus Federmann zu seinem Stellvertreter und zog mit 300 Fußgängern und 100 Reitern über das Küstengebirge und in bald östlicher, bald südlicher Richtung, vielleicht bis in das Flußgebiet des Amazonenstromes. Am mächtigen Fluß Bermejo, den er nicht zu überschreiten vermochte und in dessen Umgebungen die Pferde vor Wasser und die Leute vor dichtem Wald nicht vorwärts kommen konnten, verlor er seinen besten Gehülfen Stephan Martin und beschloß hier umzukehren, da sich die Pässe über das Gebirge nach dem jenseits liegenden Dorado überall als ungangbar erwiesen. Am 13. August 1537 trat er den Rückzug an und mit nur noch 100 Fußgängern und 40 Reitern erreichte er Ende des Jahres den Apure, wo er Nachricht erhielt, daß Nikolaus Federmann dieselbe Gegend passirt habe, denselben jedoch nicht mehr zu erreichen vermochte. [704] Endlich am 27. Mai 1538 kehrte er wieder nach Coro zurück. Von seinen 400 Leuten hatte er über die Hälfte eingebüßt. Unterdessen war ihm seine lange Abwesenheit als Nachlässigkeit ausgelegt und seine Stelle an Nikolaus Federmann übertragen worden. Gegen diesen aber verwahrten sich die Einwohner Coro’s. Ein Untersuchungsrichter, den die Audiencia von St. Domingo sandte, konnte in Hohermuth’s Verhalten kein Unrecht finden und dieser blieb nun Statthalter. Im Begriff einen neuen Zug zur Suche des Goldlandes zu unternehmen, starb er am 12. Decbr. 1540. Seine Ermordung durch Spanier, von der Benzoni spricht, ist unwahrscheinlich. – H. ist nicht im Stande gewesen, durch große Thaten sich auszuzeichnen wie andere Conquistadoren, aber fast einstimmig wird ihm von Zeitgenossen, welche ihn kannten oder ihm nahe standen, das Zeugniß der Tapferkeit und Ausdauer, der Milde und Gerechtigkeit ausgestellt, welches bei einem Conquistador in jener Zeit und unter jenen Umständen ein schwerwiegendes ist, und das vor allem im Munde der Spanier Oviedo und Herrera. Würde er selber einen Bericht von seiner Expedition verfaßt haben, so würde ihm als Entdecker der Westzuflüsse des Orinoko, der Nordwestarme des Amazonenstromes und der Sierra von Pasto eine hervorragende Stelle unter den Helden des Zeitalters der Entdeckungen schon früher haben zuerkannt werden müssen.

G. H. de Oviedo, La Historia General de las Indias, Sevilla 1835. Karl Klunzinger, Antheil der Deutschen an der Entdeckung von Südamerika, Stuttgart 1857. K. v. Klöden in Zeitschr. f. Allg. Erdkunde, 1855. Ph. von Hutten’s Briefe in Meusel’s Hist.-Litt. Magazin I. (Vgl. u. die Biographie des Ph. von Hutten).