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ADB:Hohenwang, Ludwig

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Artikel „Hohenwang, Ludwig“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 696–697, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hohenwang,_Ludwig&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:33 Uhr UTC)
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Hohenwang: Ludwig H., Ulmischer Buchdrucker zwischen den Jahren 1477–1501. Sowol die Zeit seiner Geburt als seines Todes sind ungewiß. Aus dem Dorfe Elchingen (Thal Elchingen, zwei Stunden von Ulm) gebürtig und wahrscheinlich von adeliger Abkunft, kann er als der erste Buchdrucker der Stadt Ulm betrachtet werden, die sehr bald nach Mainz, Straßburg, Bamberg, Augsburg, Nürnberg und Speyer in Ausübung der neuen Kunst wetteiferte. H. war ein eifriger Freund der humanistischen Geistesrichtung und einer der äußersten und kecksten Vorposten im beginnenden Kampfe der Reformation und fast vierzig Jahre lang in seiner Vaterstadt als Formschneider, Künstler, Drucker, Uebersetzer sowie als Maler (Spielkartenmaler) thätig; als letzterer wird er als „Ludwig ze vlm“ für die Jahre 1449–1484 nachgewiesen (vgl. auch Serapeum II, Taf. 23). Sein erster Druck war die geistliches und weltliches Recht umfassende Summa hostiensis, seit 1477 in fünf Foliobänden, ihm folgte „Die deütsch guldin Bibel“, um 1479, eine Uebersetzung der im J. 1475 zu Ulm bei Joh. Zainer gedruckten Aurea Biblia und eine Art bibl. Collectaneen und religiös-moralischer Materien, von welcher H. wahrscheinlich selbst der Uebersetzer war. Zweifellos ist er dieses von des Vegetius Kriegswesen (um 1472), ein Buch doppelt merkwürdig in sprachlicher und historischer Beziehung, in ersterer, weil er als Uebersetzer sich hier [697] des schwäbischen Dialektes und zwar mit specifisch ulmischer Färbung bedient, in letzterer, weil es uns anschaulich zeigt, wie das damalige deutsche Ritterthum das Bedürfniß fühlte, sich nicht mehr blos auf seine gute Klinge zu verlassen, sondern die Kriegskunst systematisch zu erlernen und zu betreiben. Ein weiteres Druckwerk ist der „Vocabularius latino-germanicus“, dessen Druckzeit zwar noch nicht sicher festgestellt, die Autorschaft aber H. wiederum und zwar deshalb nicht abzusprechen ist, weil der Dialect des Buches durchgängig auch hier als der schwäbische und zwar der in Ulm und dem ehemaligen Gebiete der Reichsstadt und ihrer nächsten Umgebung herrschende sich ausweist. Aus seiner Officin gingen ferner u. a. die Werke hervor: „Jac. Monachi Carthusiani Sermones“, die „Ars moriendi“, die „Scripta Alberti Magni“, sowie mehrere lateinische Autoren. Sein letztes und zwar kleinstes Werk, aber dennoch erstes und größtes Verdienst, ja die Krone seines Wirkens ist der Druck der zwei 1501 erschienenen quodlibetarischen Scherzschriften des Jakob Hartliep und des Paul Olearius (vgl. beide Art.); „De fide meretricum in suos amatores“ und „De fide concubinarum in sacerdotes“. Außerdem, daß er den Druck dieser beiden Schriften übernahm, was an sich schon bei Werken solchen Inhalts in jener Zeit viel wagen hieß, ist auch sein geistiger Antheil daran ein doppelter, weil er die Originalhandschriften bald durch Ueberschriften und Motto’s, die zwar den unmittelbaren Zusammenhang der einzelnen Abschnitte unterbrechen aber doch immer in Beziehung und oft in recht sinnreicher zu denselben stehen, bald durch sehr anzügliche Verse gegen die Clerisei, die den Endschriften angehängt sind, ausgestattet und vermehrt hat. Diese sind theils aus den Classikern genommen, theils sind es Verse und mitunter längere Stellen aus Gedichten von Zeitgenossen, z. B. des Joh. Gallinarius, Hermann Busch u. a., theils sind es eingeschobene oder angehängte, oft in sehr ungenirtem Tone gehaltene deutsche Witz- und Scherzgedichte sowie naturwüchsige Sprüchwörter, und es ist offenbar, daß ihm für den Druck und die Bearbeitung des Buches ein ziemlicher Spielraum gelassen war oder daß er sich ihn selbst gewählt hat. Zu demjenigen, was H. ferner sich erlaubte, gehört ohne Zweifel auch die Schreibung der vorkommenden, später in die Manier der Epistolae obsc. vir. nicht selten verflochtenen deutschen Stellen nach der schwäbischen und zwar speciell ulmischen Aussprache, eine Schreibung, welche wir in den späteren nicht ulmischen Ausgaben dieser Scherzreden durchaus verlassen finden. Das meiste aber wagte offenbar H. nicht sowohl durch den Druck und die eigenen litterarischen Zuthaten, sondern vielmehr durch die künstlerische Ausstattung und Illustrirung des Buches. Diese Holzschnitte sind von wahrhaft Hogarth’scher Erfindung und für jene Zeit trefflicher Ausführung und lassen, obgleich sie meist in unmittelbarer Beziehung zum Texte stehen, doch öfters noch gar vieles sehen, was man aus irgend einem Grunde nicht aussprechen wollte.

Haßler, Buchdruckergesch. Ulms, S. 9 ff. Haller, Gesch. d. Holzschneidekunst, S. 374. Weyermann, Nachrichten von Ulm. Gelehrten II, 184–85. Heinecken, Neue Nachrichten I, 248. II, 216. Braun, Notitia hist, liber. I, 36. Panzer, Ann. III, 533, IV, 210. Ebert, Bibliogr. Lexikon (Vegetius). Weller, Repertor. S. 449-51.