ADB:Hist, Johann
Konrad H. (Hiest, Hijst), Brüder, Buchdrucker im letzten Viertel des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Schon 12 Jahre nach Gründung der ersten Buchdruckerei in Speyer durch die Familie Drach (s. Bd. V. [504] S. 367) wurde daselbst eine zweite von den genannten Brüdern gegründet, die mit der ersteren in Ausübung der neuen Kunst in der alten Reichsstadt wetteiferte, wie in derselben zu gleicher Zeit ein anderes Speyerer Brüderpaar, Johann und Wendelin v. Speyer (vgl. den Art.) zu Venedig, sich auszeichnete. Leider findet sich über ihre Persönlichkeiten weder in den öffentlichen Urkunden Speyers, noch in gedruckten Büchern irgend eine Notiz, so daß es sich nicht feststellen läßt, ob sie von Geburt Speyrer Bürger waren oder von anderswoher einwanderten. Doch standen sie bereits im J. 1483, in welchem, so viel bekannt, das erste Buch aus ihrer Offizin hervorging, in großem Ansehen. Diese zweite Speyrer Druckerei bestand bis 1515, wenigstens läßt sich bis jetzt kein Werk nachweisen, das vor 1483 oder nach 1515 von ihnen gedruckt worden wäre. In ihrem ersten Drucke werden sie zwar von dem Verfasser des Buches Librarii „Fratres Johannes et Conrad Hijst, inclytae Spirensis urbis librarii“ genannt, doch bezeugen ihre folgenden Drucke, daß sie zugleich auch impressores waren. Ihre Namen stehen theils ohne weiteren Unterschied als „Johann Conrad H.“ beisammen, theils auch nur als „Conrad“ oder „C.H.“ oder „C. hist. von S.“ oder auch das „C.“ allein. Auffallender Weise sind alle Bücher der Gebrüder in groß oder klein Quart gedruckt, während die zu gleicher Zeit gedruckten Drach’schen größtentheils in Folio erschienen. Was dagegen die Schönheit der Buchstaben, die Gleichheit des Drucks und die äußere Ausstattung der Producte betrifft, so stehen die Hist’schen Drucke über der größeren Anzahl der Drach’schen, was wol einerseits seinen Grund darin hat, daß jene viel weniger Werke herausgaben (in 32 Jahren etwa 18) als die Familie Drach, welche von 1471–1502 ungefähr 50 Drucke erscheinen ließ. Andererseits fing Peter Drach schon zu drucken an, als diese Kunst noch sehr wenig vorgeschritten war, so daß es für ihn weit schwieriger war, die neuen Verbesserungen sich anzueignen, als für seine Kunstgenossen, die 1483 gleich von vorn herein ihre Druckerei so ausstatten und mit besseren Werkzeugen versehen konnten, die sie in anderen Städten gesehen und zu gebrauchen gelernt hatten. Ihr erster Druck (1483) war des „Richardi de Bari Phylobiblon“ (über den Verfasser vgl. Fabricius, Bibl. lat. med. et inf. act. I. 842), der letzte bekannte (1515) des Solinus memorabilia mundi. Als ein Curiosum verdient, was jedoch auch bei anderen Druckern jener Zeit und gerade nicht selten vorkam, angeführt zu werden, daß einer der Drucke Konrads: Johannes Lampsheim „speculum conscientiae“ mit dem Druckjahre 1446 (M.CCCCXLVI) statt 1496 versehen ist, was offenbar durch Versetzung des letzten C in ein L nur ein Druckfehler ist. Der erste der Brüder, Johann, scheint bald gestorben zu sein oder von seinem Bruder sich getrennt zu haben, denn nur in zwei Drucken ist er zugleich mit diesem unterzeichnet. Dagegen besaß der zweite, Konrad, um die J. 1501–2 neben seiner Speyerer Druckerei auch eine solche zu Heidelberg, indem in den gleichen Jahren sowol hier wie dort mehrere Werke unter seinem Namen erschienen. – Vgl. hiezu einen erweiternden Zusatz am Schlusse dieses Bandes.
Hist: Johann und- Baur, Primitiae typograph. Spir., p. 28–29. Falkenstein, Gesch. der Buchdruckerk., S. 170–71. Gräße, Litterärgesch., III. 1. S. 163. Weiß, Nachrichten über den Anfang der Buchdruckerk. in Speyer, S. 12–13. Weller, Repertor., S. 462, 466, 470. Kirchhoff, Beitr. z. Gesch. d. Buchhandels, I. 147.