ADB:Herrmann, Bernhard Anton
Erscheinungsbild
[218] schauspielerisches Talent besaß Herrmann’s älteste Tochter, Julie (geb. zu Hamburg am 19. Febr. 1823), die von 1840–49 dem Hamburger Stadttheater angehörte, dann den Kaufmann H. A. Lutze heirathete und der Bühne entsagte.
Herrmann: Bernhard Anton H., Dramatiker und Theaterdirector, geb. am 18. October 1806 zu Hamburg, † daselbst am 29. Mai 1876. Der Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns, beabsichtigte H. Jura zu studiren, woran ihn aber die Verluste hinderten, welche die französische Invasion dem väterlichen Vermögen zufügte. Nachdem er 1821 zum Protestantismus übergetreten war, gab er seine Sehnsucht nach der gestrengen Justitia auf und tröstete sich bei den Functionen eines „Tabaksfabrikanten“, als welcher er 1824 genannt wird. Dann Leihbibliothekar, Lotterieagent und Papierhändler trat H. später auch als litterarischer Producent hervor, gab den „Wandsbecker Boten“, 1828 und 29 den „Hamburgischen Courier“ heraus und schrieb für mehrere Blätter. Bald warf er sich auf die Uebersetzung französischer Bühnenstücke und übertrug nicht weniger als 123 solcher ins Deutsche. In noch nähere Beziehung zum Theater trat er Mitte der 50er Jahre, indem er um diese Zeit erst eine Theateragentur, von 1856–62 die Stelle eines Bureauchefs am Hamburger Stadttheater übernahm und vom 1. Januar 1862 bis 1. Mai 1866 diese Bühne selbst leitete. 1868–69 Director des Stadttheaters zu Riga, führte er vom 1. Septbr. 1871 bis 20. April 1873 abermals das Hamburger Stadttheater, das unter ihm einen recht achtungswerthen künstlerischen Rang einnahm, allerdings vielmehr nach Seite der Oper, als der des Schauspiels. 1875 erschien von H. noch ein Lustspiel „Der gefährliche Unterricht“ auf dem Wiener Stadttheater: die letzte seiner Arbeiten! Gezwungen von den Verhältnissen, unbelohnt geblieben für seinen Fleiß, rüstete sich H. zur Uebernahme des Carl Schultze-Theaters in Hamburg, als ihn der Tod vom Erdenschauplatz abrief. Für seine Wittwe mußte die Schillerstiftung und der Schröderfonds sorgen. Ein gefälliges- Vgl. Herrmann’s Selbstbiographie im Deutschen Bühnen-Almanach auf 1877, S. 157–162, über seine Directionsführung s. Uhde’s Hamburger Stadttheater, S. 505–531, 577–596.