ADB:Herpfer, Karl
Christoph v. Schmid ein Strumpfwirkergeschäft betrieb, wird von den artistischen Bestrebungen seines Sohnes wenig erbaut gewesen sein. Dessenungeachtet bezog H. im Alter von 18 Jahren die Münchener Akademie, trat in das Atelier des Professors Philipp Foltz und des Freiherrn v. Ramberg, dessen Meisterschaft in der Behandlung des Rococo für H. maßgebend wurde. H. arbeitete mit colossalem Fleiße und löblichster Ausdauer; um Mittel zum weiteren Studium zu gewinnen, malte er in den Ferien „Kreuzweg-Stationen für Kirchen“ – ein meist sehr armselig bezahlter Artikel! Sein Eifer wurde belohnt: seine Bilder gefielen. Sie folgten rasch, trotz ihrer exacten Durchführung, fanden bereitwillige Abnehmer und durch Photographie, Holzschnitt und Farbendruck weite Verbreitung. So das vornehme „Mutterglück“ (in Nr. 11 Ueber Land u. Meer 1872), die „Unterbrochene Verlobungsfeier“, die „Ueberraschung nach der Jagd“ (Nr. 8 Ueber Land u. Meer 1875) und mehrere in zopfigen Prunkgemächern und Antichambren spielende amouröse Tändeleien, wozu die Prunkgemächer der Schleißheimer und Nymphenburger Schlösser die entsprechenden Interieurs boten. Für weiteren Export nach England und Amerika sorgte der Kunsthandel, welcher für Herpfer’s Erzeugnisse Faible erregte. Als Muster seiner Bilder mag das durch einen leichten Regen gefährdete „Kellerfest“ gelten (1885; als Holzschnitt in Nr. 50 Ueber Land u. Meer 1888), eigentlich eine nur im Costüm der Zopfzeit veranstaltete Maskerade, die möglicher Weise auch am Rhein, in Franken und Schwaben spielen könnte, da alle Gesichter modernes Gepräge zeigen und nur die Bierkrüge altbairische Signatur tragen. Ebenso international geben sich die bei einem Zöfchen der Gnädigsten versuchten Galanterien („Rose in Gefahr“) oder die „Belauschte Liebeserklärung“, die Ankunft eines „Taufpathen“ oder des „Brautwerbers“ (Nr. 32 Daheim 1892), die „Vorstellung eines Verlobten“, eine „Dame am Kamin“ oder „Am Schachbrett“, wo zarte List den [234] Gegner doppelt „matt“ setzt; Gewöhnlich machten Herpfer’s Darstellungen keine besonderen Ansprüche an das Denken oder feinere Fühlen des Beschauers, aber der ansprechende Vortrag, ein zierliches Colorit, insbesondere die möglichste Ausführung alles Nebensächlichen, der Möbels und des architektonischen Hintergrundes ergaben ein nie seine Wirkung versagendes Ensemble. „Der junge Maëstro an der Orgel“ kann wol Mozart heißen (Nr. 13 Deut. Illustr. Ztg. 1885, II, 276). Die späteren Bilder, wie der „Polterabend“, die „Schmückung einer Braut“ (Illustr. Welt 1897, S. 161), das „Geständniß“, die „Grüße in die Ferne“, eine „Verhaftung“ und ähnliche Costümbilder glitten ihm später nur zu bereitwillig aus der Hand; ein guter „Herpfer“ wird indessen noch längere Zeit für Sammler begehrenswerth bleiben. Seltsamer Weise war, als H. so unerwartet aus dem Leben schied, sein im Glaspalast ausgestelltes Bild „Sein letzter Lorbeer“ betitelt. – Ein großer Theil seines Nachlasses, darunter alle Skizzen zu den sämmtlichen Bildern wurde am 1. December 1897 durch Karl Maurer versteigert und eine am 10. December im Münchener Kunstverein ausgestellte Serie von 180 Naturstudien und Zeichnungen schnell verkauft.
Herpfer: Karl H., Genremaler, geboren am 30. November 1836 zu Dinkelsbühl, ertrank am 19. Juni 1897 beim Baden im Wörthsee (bei Starnberg). Sein Vater, welcher in der Heimath des bekannten Jugendschriftstellers- Vgl. Fr. v. Bötticher, 1895. I, 508. – Nekrolog in Nr. 170 der Allgem. Zeitung vom 21. Juni 1897. – Kunstvereinsbericht f. 1897. S. 71. – Bettelheim’s Jahrbuch 1898. S. 176.