ADB:Heilo, Friedrich von
Gerhard Groote’s und der Brüder vom gemeinsamen Leben gestützt dem sittlichen Verfall der Kirche und der Geistlichkeit mit Entschiedenheit entgegentrat. Vielleicht hatte schon der Mißbrauch, welcher mit den damaligen Wallfahrten nach dem Willebrordsbrunnen zu Heilo getrieben ward, seinen Widerwillen erregt und seinen Eintritt in ein der Windesheimer Congregation [318] angehörendes Kloster bewirkt. In diesem lebte er als donatus, mit welchem Namen diejenigen bezeichnet wurden, welche sich und ihre Güter dem Kloster ganz übergeben hatten, ohne doch die Mönchsgelübde zu thun, erhielt aber nach einigen Jahren die Priesterweihe und war Confessor der Nonnenklöster zu Warmund, Leiden und Beverwyk. Als er von diesem in vielfacher Hinsicht schweren Wirkungskreis zurücktrat, ging er wieder nach Harlem, wo er mit dem Cardinale Nicolaus von Cusa zusammentraf, als dieser auf seiner Rundreise durch Holland 1451 auch bei den regulirten Canonikern zu Harlem verweilte. Die Begegnung mit diesem wahrhaft frommen und freisinnigen Manne, welcher sich mit Heilo’s Religionsansichten völlig einverstanden zeigte, veranlaßte ein beiderseits freundschaftliches Verhältniß, und wenn sich auch nicht nachweisen läßt, daß H. den päpstlichen Gesandten auf seiner weiteren Reise begleitete, so blieb er doch durch fleißigen Briefwechsel mit ihm in enger Verbindung bis zu seinem am 11. October 1455 zu Harlem erfolgten Tode. – H. zeichnete sich nicht nur durch Herzensfrömmigkeit, Sanftmuth und erleuchteten Sinn aus, sondern ist auch als einer der besten Schriftsteller der Windesheimer Congregation zu betrachten. Seine Schreibart ist einfach und klar, kraftvoll und lebendig; seine zahlreichen Citate aus der heiligen Schrift, den Kirchenvätern und den Classikern zeigen eine große Belesenheit. Seine Schrifterklärung war dabei gesund, praktisch und frei von Allegorie und Mysticismus. Seine uns bekannten Schriften zeigen ihn als einen Mann von erleuchtetem Geiste, so fern von Werkheiligkeit, wie von überspannter Ascese; Klosterclausur, Wallfahrten und die innere Contemplation[WS 1] haben ihm nur eine beschränkte Wichtigkeit. Diese Schriften sind folgende: „Epistola contra pluralitatem confessorum et de regimine sororum“, „Epistola de modo et forma regendi sorores“ und ein Brief ohne Aufschrift, der von der Klosterclausur handelt. Dem Inhalte nach schließt sich daran die „Apologia super resignatione regiminis sororum“, abgedruckt durch Dr. Pool, wie auch die „Formula quaedam vitae religiosae“. Weit größere Wichtigkeit aber ist seinem „Tractatus de peregrinantibus sive contra peregrinantes“ und seinem nur fragmentarisch auf uns gekommenen „Liber de fundatione domus regularium prope Haerlem“ beizulegen. Verdanken wir dem Dr. Pool die Kenntniß dieser zwei letztgenannten Schriften, so erhalten wir durch Boxhorn, Foppens und Paquot leider nur die Titel und Anfangsworte folgender Schriften: „De inclusione religiosorum (incipit: Simplici mentis)“, „Alterum de eadem materia (inc. Deplorasti alias)“, „De dignitate sacerdotali (inc. Scribere tibi chariss.)“, „De doctrina peccati venialis et mortalis (inc. Cum multi juvenes)“, „De officiis rectoris (inc. Sacris patrem)“, „De institutione vitae (inc. Optas charissime frater)“, „De collectione mentis in se (inc. Visceribus affluere)“, „De choreis (inc. Scribi tibi charissime)“, „Contra sacerdotem lubricum (inc. Charissime venit ad me rumor)“, „Contra detractores religiosorum (inc. Generosis dominis sanguinis)“, „De fonte qui ascendit ex paradiso (inc. Memini pater)“, „De imagine et smilitudine Dei (inc. Post illam collationem)“, „Carmina de Sancta Basilia in Warmunde quiescente (inc. Fulgida pro meritis)“, „De festivitatibus beatae Mariae Virginis“ und „Sermones perutiles de tempore et de sanctis“.
Heilo: Friedrich v. H., regulirter Mönch im Kloster von Mariae Heimsuchung zu Harlem, war am Ende des 14. Jahrhunderts im Dorfe Heilo bei Alkmaar geboren, und schon frühe für den geistlichen Stand bestimmt. Wo er seine religiöse und wissenschaftliche Erziehung erhielt, ist zweifelhaft, doch erweist er sich durch seine Schriften als jener Geistesrichtung angehörend, welche auf den Vorgang- Ein monographisches Bild seines Lebens und Wirkens (Amst. 1866) verfaßte J. C. Pool. Vgl. ferner Moll, Kerkgesch. van Nederl., II. 2de st., bl. 348. 370. 409. 412.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: „Comtemplation“