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ADB:Hauff, Hermann

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Artikel „Hauff, Hermann“ von Wilhelm Heyd in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 46–47, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hauff,_Hermann&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:14 Uhr UTC)
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Hauff: Dr. Hermann H., geb. zu Stuttgart den 22. August 1800 als Sohn des damaligen Regierungssecretärs August Friedrich H., verlebte seine Jugendjahre größtentheils zu Tübingen im Hause seines mütterlichen Großvaters, des Obertribunalraths Elsäßer; ebenda studirte er später die Medicin, welche praktisch zu üben er bald nach Erlangung des Doctorgrades als Stadtarzt in Schwaigern bei Heilbronn (1823–25) Gelegenheit bekam. Obgleich dieser Wirkungskreis äußerlich lohnend war, fühlte sich H. doch davon innerlich nicht befriedigt; er zog sich von demselben zurück und ging nach Stuttgart voll von [47] litterarischen Entwürfen. Er wie sein jüngerer Bruder Wilhelm (s. d. Art.) näherten sich dort dem damaligen Inhaber der Cotta’schen Buchhandlung, Johann Friedrich v. Cotta, und fanden bei dem seit 1807 bestehenden „Morgenblatt für gebildete Stände“, das Cotta mit Liebe pflegte, eine ihrem Genius zusagende Beschäftigung. Anfangs unterstützte der ältere Bruder den jüngeren bei der Redaction, welche dieser mit Anfang des J. 1827 übernommen. Als aber Wilhelm noch in demselben Jahr eines frühen Todes starb, legte Cotta die Leitung des Blattes in Hermanns Hand. Seine gründliche allgemeine Bildung, seine vertraute Bekanntschaft mit den Classikern aller Zeiten, seine durch längeren Aufenthalt in Paris und Berlin (1822–23) bereicherte Kunde des litterarischen und socialen Lebens der Gegenwart, sein freier Blick und feiner Takt befähigten ihn ganz besonders zu diesem Beruf. Wenn das Morgenblatt lange Zeit anerkannt die gediegenste aller belletristischen Zeitschriften Deutschlands blieb und einen Vereinigungspunkt für die vorzüglichsten Dichter und Prosaiker abgab, so war dies nicht zum geringsten Theil das Verdienst Hauff’s, welcher 38 Jahre lang dem Blatt seine unausgesetzte Thätigkeit widmete. Theils als Redacteur, theils als Berather der Cotta’schen Buchhandlung in Verlagsangelegenheiten machte er sich um nicht wenige aufstrebende Talente verdient durch Aufmunterung, materielle Förderung und Ertheilung nützlicher Winke. Sein eigenes Gebiet, das er mit Meisterschaft beherrschte, war der Essay, obgleich er sich auch in der Novelle nicht ohne Glück versuchte. Die Naturwissenschaften – sein Lieblingsstudium schon auf der Universität – die vergleichende Völkerkunde, die Kulturgeschichte, sowie Litteratur und Theater lieferten den Stoff; was er aber theils im Leben scharf beobachtet, theils im Studirzimmer klar durchdacht hatte, das wußte er in schöner bilderreicher Sprache der gebildeten Welt zugänglich zu machen. Zeuge davon sind seine „Skizzen aus dem Leben und der Natur“ (2 Bde. 1840), eine Auswahl der gehaltvolleren seiner Artikel für das Morgenblatt und die Augsb. allg. Zeitung (worunter die bekannten geologischen Briefe), und die Fragmente über „Moden und Trachten“ (1840), worin er nicht blos die Wandlungen des Costüms in ihrem Zusammenhang mit den Umgestaltungen menschlicher Bildung und Sitte durch die verschiedenen Zeitalter hin verfolgt, sondern auch die Typen der zeitgenössischen Gesellschaft nach ihrem äußeren Gebahren treffend zeichnet. Unermüdlich in dem Bestreben, der deutschen Lesewelt nützliche geistbildende Lectüre zu bieten, veranstaltete H. außerdem eine Uebertragung der bekannten Bridgewaterbücher (Stuttg. 1836–38) und gab mit Widenmann (zuletzt mit Peschel) eine Sammlung von Reisen und Länderbeschreibungen der älteren und neuesten Zeit heraus (Stuttg. u. Tüb. 1835–60). Endlich erwarb er sich das Verdienst, Alex. v. Humboldt’s Reisen in die Aequinoctialgegenden des neuen Continents zum ersten Male in einer des großen Werks würdigen Wiedergabe der deutschen Litteratur einzuverleiben (1859 ff.). Im J. 1847 übernahm H. neben seinem Redactionsgeschäft das Amt eines Bibliothekars an der königl. öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart; er brachte hiefür manche schätzbare Eigenschaft mit und wurde auch diesem Beruf mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit gerecht. Er starb den 16. August 1865; das litterarische Organ, mit welchem er so eng verwachsen war, überlebte ihn wenige Monate, indem nur noch der laufende Jahrgang durch Prof. Jul. Klaiber zu Ende geführt wurde.

G. Schwab, Leben W. Hauff’s vor dessen Werken; Nekrologe H. Hauff’s im Schwäb. Merkur v. 30. Aug. u. in der Beil. zur Augsb. allgem. Ztg. v. 19. Sept. 1865; Klaiber’s Schlußworte in der letzten Nummer des Morgenblatts vom 24. Decbr. 1865; handschriftliche Notizen.