ADB:Gruß, Anton
Johann (s. u.) folgend, für die Kunst. Während der akademischen Curse in Prag bei einer adeligen Familie in die Stellung eines Maître d’es Arts gekommen, erhielt er von daher die Richtung auf die zu jener Zeit für besonders fashionable erklärte Miniaturmalerei und erwarb sich zu seinem Ruf noch die Mittel, um nach seiner Verabschiedung umfangreicher das Studium der Oelmalerei betreiben zu können. Erfolg hatte aber dasselbe erst, nachdem Kadlik 1836 nach Franz Waldherr das Amt eines Directors der Prager Akademie angetreten hatte. Diesem Künstler, der seine Schüler von dem seither an der Akademie geübten, ideelosen Eklecticismus zur ideebeseelten Naturauffassung zurückleitete, sich innigst anschließend, gewannen die Leistungen Gruß’ zur kräftigen Form inneren Gehalt und bald auch öffentliche Anerkennung. Zunächst war ihm dieses mit dem 1839 auf die Kunstausstellung gebrachten heiligen Aloisius gelungen. Das Gemälde kam in die Kirche zu Cakowic nächst Prag. (Irrthümlich ist dasselbe in Const. v. Wurzbach’s biographischem Lexicon seinem Bruder Johann zugeschrieben.) Durch Reisen nach den bedeutendsten Kunststädten Deutschlands und einem Theile von Italien dann noch gereifter und, wie es den Anschein nahm, berufener geworden für größere Leistungen, entzog sich G. kurz nach dem Ableben Kadlik’s dennoch wieder der eigentlichen Kunstsphäre. Auf eine Reihe von Jahren bei der gräflich Harrach’schen Familie neuerdings als Lehrer eingetreten, hob er sich erst wieder zu neuer Kunstthätigkeit, als er zum Director der gräflich Harrach’schen Galerie in Wien befördert war. Seine Arbeiten beschränken sich dann freilich vorwiegend auf Altargemälde für die gräflichen Patronatskirchen, die geraden Weges von der Staffelei an den Ort ihrer Bestimmung abgingen und nur wenigen seiner Freunde (wie dem Unterzeichneten) sichtbar wurden. Die bedeutendsten waren St. Peter und Paul, eine Madonna mit dem Kinde, und St. Wenzeslaus. Von Compositionen – als Cartons ausgeführt – fesselte insbesondere ein geistreich concipirtes „jüngstes Gericht“, eine ergreifende Scene aus der Sintfluth und die sinnige Darstellung von „Glaube, Hoffnung, Liebe“. Im Geiste der Vorbilder aus der Cinquecenti-Periode, edel in Form, kräftig im Colorit, durchwehte doch selbst in späteren Jahren noch immer ein Etwas aus der Schule Kadlik’s seine Gemälde, namentlich aber die erwähnten Cartons. Eine nach dem Aeußeren gewinnende, stattliche Persönlichkeit, mit einem intelligent ausgeprägten Antlitz, beliebt als geistreich jovialer Gesellschafter, lebte G. als weiberscheuer Hagestolz, doch am liebsten für sich; wußte unwillkommene Besucher auch trefflich mittels feineinschneidiger Kritik ihrer Blößen fernzuhalten. Die Harrach’sche Galerie verdankt ihm nebst der Erwerbung mehrerer vorzüglicher Gemälde ihre treffliche Ordnung und gute Conservirung.
Gruß: Anton G., Maler, geb. 1804 zu Schaab, Saazer Kreis in Böhmen, † 1872 zu Wien, entschied sich erst nach vollendeten Gymnasialstudien, der Aufforderung seines älteren Bruders