ADB:Goltz, Cuno Freiherr von der
v. Goeben, seines Brigadecommandeurs von 1864, im Mainfeldzuge das Eichenlaub zu jenem Orden erhielt.
Goltz: Eduard Kuno Freiherr von der G., königl. preußischer General der Infanterie, am 2. Februar 1817 zu Wilhelmsthal im Kreise Ortelsburg geboren, kam am 14. August 1834 aus dem Cadettencorps als Secondlieutenant zum Kaiser Alexander Garde-Grenadierregimente Nr. 1 in Berlin, mit welchem er 1848 am Kriege gegen Dänemark und insbesondere an der Schlacht bei Schleswig theilnahm. Im nächstfolgenden Jahre machte er als Führer einer Garde-Landwehrcompagnie den Feldzug gegen die Aufständischen in der bairischen Pfalz und in Baden mit, im October 1851 wurde er Hauptmann, im April 1857 zum Garde-Schützenbataillone nach Potsdam und im Mai 1858, ohne die Allgemeine Kriegsschule besucht und durch diese die der Regel nach für erforderlich gehaltene Vorbildung empfangen zu haben, als Major in den Generalstab versetzt, in welchem er, im October 1861 zum Oberstlieutenant aufrückend, verblieb bis er im Mai 1862 als Bataillonscommandeur nach Minden in das 2. Westfälische Infanterieregiment Nr. 15 versetzt wurde, mit welchem er in allen drei Einigungskriegen zu Felde gezogen ist. Zum ersten Male, in jener Stellung, zum Kampfe gegen die Dänen, in welchem er am 29. Juni 1864 beim Uebergange nach Alsen den Orden pour le mérite erwarb; dann, zum zweiten Male, im Kriege des Jahres 1866, wo er als Oberst und Commandeur des Regiments in der Division des GeneralsIm Juni 1869 zum Generalmajor und zum Commandeur der aus seinem bisherigen und dem 55. Regimente bestehenden 26. Infanteriebrigade befördert, gehörte er bei Ausbruch des Krieges gegen Frankreich mit dem VII. Armeecorps unter General v. Zastrow zu der von General v. Steinmetz befehligten I. Armee. Sein Divisionscommandeur war General v. Glümer (s. o. S. 399), welcher veranlaßte, daß ein von G. beabsichtigtes Eingreifen in die Schlacht bei Spicheren am 6. August 1870 nicht zur Ausführung kam. Um so entschiedener trat letzterer am 14. August auf, wo er, wie am 6., die Avantgarde der Division führte, auf eigene Verantwortung den nach Metz abziehenden Feind angriff und so den Rückmarsch der französischen Armee aufhielt. Sein eigenmächtiges Vorgehen führte zu der weder von seinen nächsten Vorgesetzten, den Generalen v. Glümer, v. Zastrow und v. Steinmetz, noch von der obersten Heeresleitung beabsichtigten Schlacht von Colombey-Nouilly, an welcher alsbald, außer dem VII., auch das I. Armeecorps theilnahm und in welche auch Theile der II. Armee des Prinzen Friedrich Karl und der I. Cavalleriedivision eingriffen. Sie war ein folgenschweres Ereigniß, denn sie fesselte die gegenüberstehende Armée du Rhin an Metz und ermöglichte das Umklammern der Festung, welches dem Marschall Bazaine den Rückzug nach Westen verlegte. Die Brigade verlor in der Schlacht an Todten und Verwundeten 40 Officiere und 988 Mann. Vier Tage darauf war sie bei Gravelotte-St. Privat [450] von neuem thätig, sie verlor hier 8 Officiere und 165 Mann. G., dem für ein Nachhutgefecht bei Forbach schon am 7. August das Eiserne Kreuz II. Classe verliehen war, erhielt für seine Leistungen am 14. die I. Classe. Die nun folgende Theilnahme an der Einschließung von Metz bot ihm keine Gelegenheit hervorzutreten. Als aber die Feste gefallen war wurde er ausersehen das Commando einer aus 2 Infanterie- und 2 Cavallerieregimentern nebst 18 Geschützen zusammengesetzten Abtheilung zu übernehmen, welche unter der Bezeichnung als „Detachement Goltz“ in den Kämpfen auf dem Kriegsschauplatze im Süden sich einen guten Namen gemacht hat. Es gehörte zu dem neugebildeten XIV. Armeecorps des Generals v. Werder, dessen Hauptquartier, als G. am 18. November sein Commando antrat, sich in Dijon befand. Das erste Gefecht, an welchem er theilnahm, war das am 27. d. M. in Gemeinschaft mit der badischen Brigade Degenfeld bei Pasques gelieferte gegen die im Rückzug auf Autun begriffenen Garibaldianer; schon am nächsten Tage wurde das Detachement auf Châtillon sur Seine entsandt, wo in der Nachbarschaft Neuformationen und Volkserhebung sich in störender Weise bemerkbar gemacht haben sollten; als G. erkannte, daß es dort seiner Anwesenheit nicht bedurfte, kehrte er am 6. December nach Dijon zurück. Am 14. wurde er von neuem in Marsch gesetzt, um die Festung Langres, den Ausgangspunkt der Unternehmungen gegen die deutschen rückwärtigen Verbindungslinien, von der Außenwelt abzusperren. Die Erfüllung des Auftrags führte zu mehreren Gefechten, gelang aber vollkommen, indem G. die Festung ringsum einschloß; von einem Angriffe auf sie nahm er Abstand, weil er die Unmöglichkeit einsah, sie mit seinen Feldgeschützen wirksam beschießen zu können. Da nöthigte am 28. Decbr. die allgemeine Krieglage den General v. Werder ihn zurückzurufen; er erhielt Befehl in Eilmärschen nach Vesoul zu kommen. Von hier marschirte er nach Esprels und Villersexel, wo am 5. Januar auch die badische Brigade Wechmar an seine Befehle gewiesen wurde; am 9. focht er mit diesen Truppen in dem Gefechte von Villersexel und am 15., 16. und 17., nach vorausgegangenen kleineren Kämpfen, mit seinem Detachement in der dreitägigen Schlacht vor Belfort oder an der Lisaine, dann war er an der Verfolgung des abgewiesenen Feindes betheiligt; am 1. Februar, dem Tage, mit welchem sie an der Schweizer Grenze endete, stand das Detachement Goltz bei Pontarlier in Reserve. Kurz bevor auf dem südlichen Kriegsschauplatze die Feindseligkeiten zu Ende gingen wurde G. zum zweiten Male gegen Langres entsandt, das Eintreten der Waffenruhe kam aber der ihm zugedachten Wirksamkeit zuvor und durch einen königlichen Befehl vom 6. März wurde das Detachement aufgelöst. Es hatte einen Gesammtverlust von 22 Officieren und 509 Mann gehabt.
G. wurde im Mai d. J. zum Inspecteur der Jäger und Schützen, im Mai 1873 zum Commandeur der 1. Division in Königsberg i. Pr. und im September zum Generallieutenant befördert, vertauschte jene Stellung im December 1877 mit der gleichen an der Spitze der 13. Division zu Münster, trat im März 1880 mit dem Charakter als General der Infanterie in den Ruhestand und nahm nun seinen Wohnsitz in Fülme bei Eisbergen im Kreise Minden, wo er am 29. October 1897 gestorben ist. Der Ostpreuße hatte Westfalen und seine Bewohner lieb gewonnen, er erfreute sich dort hohen Ansehens und großen Vertrauens. Letzteres hatte sich schon 1867 dadurch bethätigt, daß ihn der Wahlkreis Minden-Lübbecke zu seinem Vertreter im constituirenden Reichstage des Norddeutschen Bundes sowie in das Zollparlament entsandte und ihn, als er im J. 1869 infolge seiner Ernennung zum Brigadecommandeur das Mandat niederlegen mußte, von neuem wählte. Als [451] Abgeordneter nahm er seinen Platz auf der äußersten Rechten. Die Grabrede hielt ihm sein Gesinnungsgenosse, der Pastor v. Bodelschwingh aus Bielefeld.
Oberst v. Cardinal (Kritische Tage etc., 1. Theil, III. Band, 3. Heft; Berlin 1900, S. 354: Die Befehlssführung am Schlachttage von Spicheren und am Tage darauf, 6. und 7. August 1870) schildert den General v. der Goltz als voll Selbstgefühl, kräftig im Wollen, rasch von Entschluß, voller Initiative, immer bereit Verantwortung auf sich zu nehmen, ehrgeizig allerdings auch in dem Drange selbst zur Geltung zu kommen, kein bequemer Untergebener. Die letztere Eigenschaft kam Glümer gegenüber, dessen Befehlsgebung schroff war und leicht etwas Verletzendes haben konnte, besonders zur Geltung.