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ADB:Goldschmidt, Paul

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Artikel „Goldschmidt, Paul“ von Siegfried Goldschmidt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 339–340, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Goldschmidt,_Paul&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:19 Uhr UTC)
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Band 9 (1879), S. 339–340 (Quelle).
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Goldschmidt: Paul G., Orientalist, Sohn des Geh. Commercienraths G. zu Danzig, geboren daselbst am 19. December 1850, † zu Galle auf Ceylon am 7. Mai 1877. Nach Absolvirung des Gymnasiums seiner Vaterstadt (Ostern 1867) widmete er sich in Heidelberg, Tübingen, Berlin, Göttingen der indischen Philologie, sein Studium während des Kriegs mit Frankreich unterbrechend, an dem er als Freiwilliger theilnahm. Ende 1872 promovirte er in Göttingen mit einer 1873 erschienenen Dissertation: „Specimen des Setubandha“, in welcher er, als erster, ein Stück (zwei Gesänge) dieses schwierigen Prâkrit-Gedichtes mit Uebersetzung, Commentar etc. herausgab. Diese Richtung auf die älteren Stufen der indischen Volkssprachen weiter verfolgend, wandte er von Herbst 1873 an einen einjährigen Aufenthalt in London an das Studium der Prâkrit-Manuscripte des India Office und veröffentlichte zwei gehaltvolle Aufsätze über prâkritische Lautlehre und Etymologie (Nachrichten von der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften, 1874). Im December 1874 schiffte er sich nach Ceylon ein, um im Auftrag der dortigen Colonialregierung die Sammlung der auf der Insel vorhandenen Inschriften zu unternehmen. Ueber die ersten 1½, der Ausbeutung der North-Central-Province gewidmeten Jahre seiner dortigen Thätigkeit hat er selbst in zwei Reports an den Gouverneur (gedruckt in den Sessional papers der Insel, wiederholt im Indian Antiquary, Bombay, June 1876, Nov. 1877) berichtet, deren letzter, vom September 1876, auch größere Specimina der entdeckten Inschriften enthält. Die reichhaltigen Funde, mit wenigen Ausnahmen sämmtlich in sinhalesischer Sprache und vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis in die neuere Zeit sich erstreckend, gewährten, außer ihrem historischen Interesse, ein authentisches und vollständig neues Material für die Geschichte der sinhalesischen Sprache, über deren genealogische Stellung bisher die größte Unsicherheit herrschte, und welche G. nun mit Bestimmtheit als eine indogermanische indischer Familie erkannte. – Den Rest seiner Thätigkeit und seines Lebens, über den zu berichten ihm nicht mehr vergönnt war, widmete er der Durchforschung des Bezirks Hambantota der Südprovinz. Um diese zu Ende zu führen verweilte er gegen den Rath seiner Freunde fast ohne Unterbrechung vom Juni 1876 bis Ende April 1877 in den Fieberherden der Jungles, stets aufs neue von den Angriffen des Sumpffiebers heimgesucht: als er, um sich in Galle nach Colombo einzuschiffen, mit reichem Ertrag, aber mit verzehrter Kraft am 2. Mai Hambantota verließ, vermochte er nur noch Galle zu erreichen, am 4., wo er am dritten Tage starb. – Von seinem wissenschaftlichen Nachlaß ist bis jetzt [340] noch nichts bekannt geworden, da aber die ceylonesische Regierung bereits einen Nachfolger zur Weiterführung seines Werkes gewonnen hat, so steht zu hoffen, daß dieser Nachlaß dem Studium bald zugänglich gemacht werden wird.

Siegfr. Goldschmidt, Paul Goldschmidt (Beilage zur Allgemeinen Zeitung, 17. Juni 1877).