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ADB:Goercke, Johann

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Artikel „Görcke, Johann“ von Hermann Frölich in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 371–372, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Goercke,_Johann&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:51 Uhr UTC)
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Görcke: Johann G., Dr. med., Generalstabsarzt und Chef des Medicinalwesens des königl. preuß. Heeres, Geheimer Obermedicinalrath etc. etc., geb. am 3. Mai 1750 im Dorfe Sorquitten in Ostpreußen als Sohn des dortigen Predigers, gest. 1822 zu Sans-Souci und beerdigt in Bornstedt bei Potsdam. G. war schon in seinem achten Lebensjahre mit seinen sechs Geschwistern vaterlose Waise; im 13. Jahre ging er mit seinem Oheim, einem Regimentschirurgen, nach Tilsit, woselbst er sprachwissenschaftlichen Unterricht genoß. Nachdem G. weiterhin in Königsberg seinen Studien obgelegen, wurde er am 1. Oct. 1767 Compagnie-Chirurgus und 1784 Pensionär-Chirurgus in Berlin. Am 5. Nov. 1787 trat G. eine wissenschaftliche Reise an, ging nach Wien, wo er mit dem Protochirurg von Brambilla bekannt wurde, dann nach Italien, darauf nach Paris, wo er beiläufig durch den Generalchirurgus Theden 1788 seine Ernennung zum Regimentschirurgus erfuhr und wo er den großen Operateur Desault zu bewundern Gelegenheit fand, endlich nach London, wo er John Hunter, William Hunter und Cooper kennen lernte. Im März 1789 wurde er, noch in England, zum Stellvertreter des Generalchirurgus Theden ernannt und trat diese Stelle, nachdem er noch in Schottland die Bekanntschaft Bell’s und Hamilton’s gemacht hatte, 1790 an. Am 10. Juni 1792 berief ihn königlicher Befehl zur Mitdirection des gesammten Feldlazarethwesens nach Frankreich, zu einem Posten, in welchem er vorzugsweis diejenigen Kenntnisse sich aneignete, welche ihn nachmals befähigten, der Militärsanitätsverfassung Preußens den neuen Geist einzuhauchen, der heute noch in ihr lebt. Endlich trat G. 1797, Mursinna überspringend, in das Amt des in demselben Jahre verstorbenen Generalchirurgus Theden. Erst 1799 verheirathete sich G. mit des 1790 zu Blumenberg geendeten Predigers Lehmann ältesten Tochter; doch blieb die Ehe kinderlos. Am 16. Octbr. 1817 hatte schließlich G. das Glück zu erleben, daß seine 50jährige Dienstjubelfeier vom preußischen Heere festlich begangen wurde; 5 Jahre später zog er sich in das Privatleben zurück. G. ist unstreitig der bedeutendste Militärmedicinalchef, welchen Deutschland je besessen hat. Für die preußische Heeressanitätsverfassung ist er Reorganisator im vollsten Sinne des Wortes geworden. 1793 wurde auf seinen Vorschlag ein sogenanntes Feldlazareth ambulant (d. i. ein wandelndes oder fliegendes Lazareth im Gegensatze zum stehenden – beschrieben in seiner Schrift von 1814) für 1000 Kranke errichtet. Gemäß seiner Empfehlung befanden sich seit 1795 bei den Feldlazarethen auf Federn ruhende Krankenwagen nach dem Muster eines von den Engländern auf ihrem Rückzuge in Holland zurückgelassenen. 1807 wurde durch Görcke’s Vermittlung den Escadrons- und Compagniechirurgen das Monatsgehalt auf 30 Mark [372] (jetziger Währung) erhöht, und den oberen Militärärzten ein bestimmter Rang (vom Obersten abwärts) und ebenfalls Gehaltserhöhung bewilligt; das gesammte Heeressanitätswesen wurde einem Generalstabschirurgen und drei Divisionschirurgen unterstellt; die Bezeichnung Feldscheerer schwand für immer aus dem Heerwesen; auch war die Errichtung von Krankentransportcompagnien, den damals sogenannten Veliten-Compagnieen, 1814, unmittelbar Görcke’s Werk. Unter ihm wurde ferner 1809 das älteste preußische Friedenslazarethreglement herausgegeben. Görcke’s höchstes und unvergängliches Verdienst aber besteht darin, daß er 1795 die chirurgische Pepinière (von 1818 an medicinisch-chirurgisches Friedrich-Wilhelms-Institut genannt), eine militärärztliche Aus- und Fortbildungsanstalt, gründete und das 1724 durch den Generalchirurgen Holtzendorff errichtete Collegium medico-chirurgicum, welches 1809 bei Gelegenheit der zu Berlin gestifteten Universität aufgelöst worden war, 1811 als „medicinisch-chirurgische Akademie für das Militär“ wieder ins Leben rief. Beide Anstalten haben den Opfern des Krieges zum unermeßlichen Segen gereicht. Die preußischen Militärärzte haben dem unsterblichen Gründer derselben ein Denkmal im Garten des Friedrich-Wilhelms-Instituts gesetzt.

Dr. Johann Görcke’s funfzigjährige Dienstjubelfeier am 16. October 1817. Ausführlich beschrieben etc. Ein Denkmal für Görcke’s Freunde und Verehrer. 1818. – Das Bildniß Görcke’s befindet sich in der ebengenannten Festschrift und in dem 1. Bande des Magazins für die gesammte Heilkunde von Rust.