ADB:Glafey, Adam Friedrich
*): Adam Friedrich G., geb. am 17. Jan. 1692 zu Reichenbach im V., † am 14. Juli 1753 zu Dresden, habilitirte sich, nachdem er unter vielfachen Entbehrungen in Jena studirt und darauf zwei junge Edelleute auf die Universität Tübingen und auf Reisen durch Deutschland begleitet hatte, als Docent der Rechtswissenschaft in Leipzig und wurde von dort als kursächsischer Hof- und Justitienrath, auch geheimer Archivar nach Dresden berufen. G. war ein höchst fruchtbarer Schriftsteller, im Ganzen sind von ihm 36 größere und kleinere Werke im Druck erschienen. Die wichtigsten derselben gehören dem Gebiete der Rechtswissenschaft, insonderheit der Rechtsphilosophie und des Naturrechts an, z. B. „Die Grundsätze der bürgerlichen Rechtsgelehrsamkeit“, Leipzig 1720, welche bei der sächsischen Regierung solchen Anstoß erregten, daß das Buch auf ihren Befehl vernichtet wurde, „Vernunfft- und Völkerrecht“, Frankfurt und Leipzig 1723, 2. Aufl. 1732, 3. Aufl. 1746, und „Vollständige Geschichte des Rechts der Vernunfft“, Leipzig 1739. Seinem philosophischen Standpunkte nach ist er ein Gegner von Grotius und Hobbes[WS 1] und fußt auf Leibnitz’ und Rousseau’s Ansichten. Nicht minder zahlreich sind seine historischen Schriften, die sich größtentheils auf dem Gebiete der deutschen Geschichte bewegen. Seine „Historia Germaniae polemica oder Kern der Teutschen Reichsgeschichte“, 1722, erfuhr im 77. Theil der deutschen Acta eruditorum so heftige Angriffe, daß er eine besondere Vertheidigung derselben erscheinen ließ. Die größte Verbreitung hat von seinen Schriften wol sein „Kern der Geschichte des Chur- und Fürstl. Hauses zu Sachsen“, in seiner ursprünglichen Gestalt von Stiefen in Breslau verfaßt und von G. nur überarbeitet, erlangt, trotzdem, daß auch dieses Buch wegen angeblich darin enthaltener Indiscretionen anfangs den Unwillen der sächsischen Regierung auf sich zog; 2. Aufl. 1737, 2 Bde., von denen der zweite die Geographie des Kurfürstenthums behandelt, 4. Aufl. 1753. Die zahlreichen darin mitgetheilten Documente geben dem Buche auch jetzt noch einen gewissen Werth. Einige seiner Arbeiten sind ungedruckt geblieben, aber im Manuskript erhalten, z. B. sein „Kurzer Begriff der Geschichte des Chur- und Fürstl. Hauses zu Sachsen“, 6 Bde., zum Gebrauch des Kurprinzen, auf der Dresdener Bibliothek. In Th. Fritzsch’[WS 2] Allgem. historischen Lexikon sind die meisten Artikel über deutsche Special- und Provinzialgeschichte von G. bearbeitet.
Glafey*) Ueber Annette v. Glafey, Aebtissin von Mosigkau bei Dessau, die man irrig für Matthisson’s Adelaide gehalten hat, vgl. Wissensch. Beil. d. Leipziger Ztg. 1874 Nr. 67. 68.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Thomas Hobbes (1588–1679), englischer Philosoph.
- ↑ Thomas Fritsch (1666–1726), Verleger in Leipzig, Vater des Thomas Freiherr von Fritsch.