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ADB:Gesterding, Karl

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Artikel „Gesterding, Karl“ von Adolf Häckermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 127–128, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gesterding,_Karl&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:59 Uhr UTC)
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Gesterding: Karl G., als Rathsmitglied und Bürgermeister Greifswalds nicht nur um die Verwaltung und Rechtspflege der Vaterstadt, sondern auch schriftstellerisch um die Erforschung der heimathlichen Geschichte hoch verdient, war ein Sohn des Dr. Christoph Gottfried Nikolaus G. (s. d.) und der Wilhelmine Breitsprecher, geb. am 4. Februar 1774 zu Greifswald, † daselbst am 31. October 1843. Auf dem Gymnasium und der Universität seiner Vaterstadt vorgebildet, ward er 1798 in den Rath gewählt, rückte 1808 zum ersten, 1822 zum zweiten Syndikus auf und stand von 1833 bis zu seinem Tode als Bürgermeister dem städtischen Gemeinwesen vor. Seine vieljährige amtliche Wirksamkeit, welche der Vaterstadt ununterbrochen gewidmet blieb, wurde einerseits durch die Drangsale des französischen Krieges von 1806 ff., andererseits durch den Uebergang Rügisch-Pommerns von schwedischer zu preußischer Herrschaft im J. 1815 wesentlich erschwert. Während es hinsichtlich der ersten Periode galt, die Schäden der Vergangenheit zu mildern, durch äußerste Ordnung und Sparsamkeit den Wohlstand der Gemeinde zu heben, sowie die verwüsteten kirchlichen und städtischen Gebäude zu erneuern, war er für die spätere Zeit bemüht, durch zweckmäßige Entwickelung der Verfassung den Uebergang zu den veränderten Verhältnissen mit möglichster Schonung der älteren Zustände anzubahnen, und vollendete in diesem Sinne 1819 eine Reihe von Ordnungen für den Rath, die Rechtspflege und städtische Verwaltung. So hinterließ er seinen Nachfolgern ein aufs sorgfältigste [128] geordnetes und sparsam verwaltetes Gemeinwesen, welches in gleichem Sinne weiter geführt, seiner Vaterstadt bis in die Gegenwart einen dauernden Vorzug gewährt. Neben seiner praktischen Thätigkeit widmete er sich nach dem Vorbilde des Vaters mit gleicher Regsamkeit dem Studium der vaterländischen Geschichte, Nachdem er den reichen Urkundenschatz des städtischen Archivs geordnet und in einem Diplomatar von 6 Bänden in Abschrift zugänglich gemacht hatte, veröffentlichte er, auf diese Vorarbeiten gestützt, die „Beiträge zur Geschichte der Stadt Greifswald“ mit zwei Fortsetzungen 1827–29, welche bis auf unsere Zeit die Grundlage aller städtischen Geschichtsforschung bilden. Seine praktische und schriftstellerische Wirksamkeit beschränkte sich jedoch nicht auf die von ihm verwaltete Stadt. Für eine große Zahl ritterschaftlicher Familien führte er Curatelen und Verwaltungen und veranlaßte in dieser Stellung eine Menge von Majoraten, Fideicommissen und Familienstiftungen, welche dem Lande zum bleibenden Vortheile gereichen. Auch diese Thätigkeit machte er litterarisch nutzbar, indem er im J. 1842 den ersten Band pommerscher Genealogien und Familienstiftungen veröffentlichte. 1843 war der zweite Band zum Drucke vorbereitet, vielleicht auch mehrere Urkundensammlungen als Fortsetzung zu den Beiträgen zur Geschichte der Stadt Greifswald bestimmt, da ereilte ihn inmitten der angestrengtesten litterarischen Thätigkeit der Tod. Seinen oft bekannten Wahlspruch „Rastlos mußt du vorwärts streben, nie ermüdet stille stehn“ hat er sein ganzes Leben hindurch thatsächlich bewährt.

Pyl, Pommersche Geschichtsdenkmäler II, S. 7 u. IV S. 4–6. Ueber seinen litterarischen und handschriftlichen Nachlaß vgl. Pyl, Pomm. G. D. IV, S. 64–66, 104–9.