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ADB:Funck, Johann Nikolaus

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Artikel „Funck, Johann Nicolaus“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 199–200, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Funck,_Johann_Nikolaus&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 08:41 Uhr UTC)
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Funck: Johann Nicolaus F. (Funccius), Philolog, geb. 29. März 1693 in Marburg, † 26. Decbr. 1777 (7. Jan. 1778) in Rinteln. Er war eines Advocaten Sohn; auf der Schule und Universität seiner Vaterstadt erhielt er seine Bildung, dort auch begann er seine schriftstellerische Thätigkeit sehr zeitig in den Gebieten, die er während eines langen Lebens festgehalten hat, dort war er 1723 Lehrer der dritten Klasse am Pädagogium. 1729 wurde er als Professor der Beredsamkeit, Geschichte und Politik nach Rinteln versetzt. Hier wurde er außerdem 1730 Bibliothekar und 1741 Ephorus der Stipendiaten, welche Aemter er mit großer Treue bis in sein 85. Lebensjahr verwaltete. Seine theologischen Schriften, meist erbaulicher Art, gab er unter dem Namen Infander heraus. Denselben tragen auch seine „geistlichen Gedichte“ (1726); die poetischen zur Tugend und Vorsichtigkeit leitenden „Fabeln“ (1748) und „Die gesegnete Davidsharfe“ (1750) erschienen unter dem Namen Christian Wahrmund. Wenn hier die Pseudonymität sich durch die Würde des gelehrten Professors entschuldigen läßt, so hat er dieselbe doch auch in gelehrten Schriften anfangs festgehalten und z. B. die stilistischen Schriften unter dem Namen Nicephorus Philomusus veröffentlicht. Der Mittelpunkt seiner Arbeiten war die Geschichte und die Litteratur der lateinischen Sprache, für deren Behandlung er in dem Programm „De variis lat. ling. aetatibus atque fatis“, 1723 die Eintheilung nach dem Lebensalter des Menschen gewählt hat. Schon 1720 begann er mit der Schrift „De origine lat. ling.“, in welcher germanischer und celtischer Einfluß auf die Gestaltung der Sprache geltend gemacht wird; kurz nachher folgte „De pueritia“ und beide kamen 1735 vermehrt heraus; 1723 „De adolescentia“, 1727 und 1730 „De virili aetate“, 1736 „De imminenti senectute“, 1734 „De vegeta senectute“ und 1750 „De inerti ac decrepita senectute“, in welchem [200] Werke er bis zu der Zeit Karls des Großen gelangt. Zwei Fortsetzungen „De lat. ling. decumbente et mortua“ und „De lat. ling. renata“ sind von ihm auch ausgearbeitet, aber nicht gedruckt, weil ein Verleger sich nicht fand. Zu verbinden mit diesem stattlichen Werke sind die „Leges XII tabularum fragmentis restitutae et illustratae“, 1744, obgleich jetzt Niemand mehr darnach greifen wird. Zu den fleißigen Notizen über Leben und Schriften treten überall auch Sammlungen über lexikalische und grammatische Veränderungen des Sprachmaterials. Nicht minder zahlreich sind die Schriften, welche sich auf den lateinischen Stil beziehen, theils auf die in der Schule zu betreibenden Uebungen drei seit 1733 erschienene Bücher, welche er 1736 unter dem Titel „De stilo latino exercitationes rhetoricae“ zusammen drucken ließ, theils allgemeiner vorbereitend „De lectione auctorum classicorum“ (1730, 1745 und 1763) und „De litterarum studio consultationes scholasticae“ (1742), in mehreren Gesprächen, die hauptsächlich de latinitate comparanda handeln. Ausgaben hat er nur veranstaltet von Cicero’s Briefen ad familiares, 1739, mit einem genauen Commentar und von den Fabeln des Phädrus, 1738, bei denen er sich mit einer prosaischen Paraphrase begnügt. Dies bestimmte ihn auch 1747 gegen Christ in Leipzig, der jene Fabeln für ein spätes Machwerk erklärt hatte, aufzutreten mit der Schrift „Pro Phaedro eiusque fabulis apologia“, und die Echtheit derselben zu vertheidigen. Er that dies aber in einem so leidenschaftlichen Tone und mit solchen Verdächtigungen des gelehrten Gegners, daß dieser ihm in einer zweiten Schrift De moribus einen scharfen Verweis gab und dabei nicht einmal Funck’s Namen nannte. Dieser hielt es für gerathen, die Polemik nicht weiter fortzusetzen, zumal er an schneidender Schärfe seinem Gegner gar nicht gewachsen war, wenn er auch in der Sache selbst Recht hatte. Mit seinem Amte war die Verpflichtung verbunden alle Arten von Gelegenheitsschriften für die Universität abzufassen; einen Theil derselben hat er in den „Dissertationes academicae“, 1746 gesammelt und ebenso 1748 „Selectae orationes academicae“. Die Geschichte der ihm anvertrauten Bibliothek und die Grundsätze für ihre Ordnung hat er in besondern Programmen behandelt und den Katalog derselben 1733 herausgegeben; eine „Accessio“ dazu 1751. In Strieder’s hessischer Gelehrtengeschichte Bd. IV S. 258 ist ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften. – Ein gleichnamiger Vetter war in Cassel am 26. November 1715 geboren, hatte in Rinteln studirt, war 1740 Rector der dortigen reformirten Schule geworden und 1750 als Professor nach Marburg versetzt, wo er am 2. April 1758 starb. Lateinische Gelegenheitsgedichte und Programmata hat er allein geliefert.