ADB:Frowein
Werner Teschenmacher) durch ihren Namen Zeugniß von der Beschäftigung der Vorfahren. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts muß das Bleichen von Garn und das Verarbeiten desselben zu Band (Lint) allgemeine Verbreitung im Thal gefunden haben, und das letztere war allerdings durch das weiche und klare Wasser der Wupper und der zahlreichen in dieselbe fließenden Bäche, sowie durch den schönen, überall in die kleinen Seitenthäler sich hineinziehenden Graswuchs für diesen Zweck besonders geeignet. Dabei waren die beiden Orte damals noch nicht zusammengebaute Städte mit engen Straßen, sondern sie bestanden aus einer größeren Anzahl von bäuerlichen Hufen (mansi) und Kotten, welche einerseits von dem bergischen Hofe in Elberfeld, andererseits von dem bergischen Hofe in den Dörnen zu Barmen oder dem Märkischen in Wichlinghausen (jetzt gleichfalls zu Barmen gehörig) abhingen. Die Einwohner betrieben selbst auch den Handel mit den Garnen und den daraus gewebten Bändern; sie besuchten persönlich die Messen und Märkte in Oberdeutschland (wie Frankfurt a. M.) und in den Niederlanden (Antwerpen, Dortrecht, [152] Amsterdam), und traten mit Frankreich, Spanien und den beiden Indien in Handelsverkehr. Die rasch sich entwickelnde Bedeutung dieses Industriezweigs veranlaßte die herzogliche Regierung von Berg, ihn für das Wupperthal zu privilegisiren und genaue gesetzliche Anordnungen darüber zu treffen, um auf diese Weise die Industrie dem Lande zu erhalten und sich selbst die Zolleinkünfte zu sichern. Herzog Johann ertheilte 1527 das Privilegium, wonach Niemand in seinen Landen anderswo zum Verkauf Garn bleichen und zwirnen durfte, als in den beiden Flecken, der Freiheit zu Elverfeld und in dem Barmen; zur Beaufsichtigung der Genossenschaft der Bleicher (der sogen. Garnnahrung) und zur Wahrung der Interessen derselben wurden jährlich am St. Margarethentag vier Vorsteher (zwei aus jedem Orte) unter dem Namen von Garnmeistern gewählt, die zur Bestreitung der Ausgaben ihrer Verwaltung von jedem Centner gebleichten Garnes eine gewisse Abgabe (das Centnergeld) erhoben. Diese Verfassung bestand, bis zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts das Herzogthum Berg als Mitglied des Rheinbunds an Napoleons Schwager Murat fiel und die Einführung der französischen Gesetzgebung auch in der Industrie allen Privilegien ein Ende machte. Die stark anwachsende Bevölkerung der beiden Orte verdankte ihren Wohlstand hauptsächlich diesem sich immer mehr ausdehnenden Handel; abgesehen von dem gebleichten Garne erstreckte sich derselbe auf Zwirne, leinene Bänder und Schnüren, später auch auf Sack- und Halstücher, Bettzwillich und ähnliche Leinenzeuge, wie die sogen. Bonten in gestreiften Zeugen zur Bekleidung der Sclaven in Amerika, Zwirnspitzen etc. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts kam hinzu die Verfertigung von Siamoisen, d. h. halbbaumwollenen Zeugen. Ueber den Umfang der Bleichereien gibt eine mir vorliegende Aufzeichnung von 1727 Aufschluß, nach welcher im Laufe des genannten Jahres allein in Barmen auf 62 Bleichen 3021 Centner Garn gebleicht wurden. In Elberfeld scheint um die Grenzscheide des 16. und 17. Jahrhunderts der Zuzug von Außen besonders stark gewesen zu sein. Damals ließ die Regierung des Herzogthums Berg das Territorium der 1537 abgebrannten Burg von Elberfeld parzellenweise verkaufen, und so bildete sich in dem Mittelpunkte des dortigen Kirchspiels der Anfang zu einem größeren, zusammengebauten Orte. In dieser Zeit wanderte Caspar (Jasper) F., Sohn von Hermann F., aus einer angesehenen Familie der benachbarten Stadt Lennep, in Elberfeld ein und erbaute 1603 auf einem der Regierung abgekauften Platze der Burgfreiheit ein Haus. Schon 1601 hatte er sich mit Gertrud, der Tochter des Elberfelder Scheffen Jasper Rittershaus, verheirathet. Hierdurch mit einer der begütertsten Familien des Wupperthals verschwägert, wurde er selbst Mitglied des Raths und trat auch einmal als Bürgermeister (diese wechselten jährlich) an die Spitze der Verwaltung des Ortes, der 1610 Stadtfreiheit erhielt. Daß F. nebst seinen Söhnen kaufmännische Geschäfte betrieben (ohne Zweifel mit gebleichten Garnen und Bändern), geht aus einer Aeußerung von ihm hervor, welche uns Johann Leonhard Weidner (dieser war eine Zeit lang Rector der Lateinschule in Elberfeld) in dem dritten Theil der Teutschen Apophthegmata (Amsterdam 1653, S. 267) überliefert: „Casparus Frowin, Burgermeister zu Elverfeld, – gab seinen Söhnen zur lehr, daß, wann sie der Waar mit dem geringsten gewin könten abkommen, sie nicht verziehen solten, sondern gedencken, der erst gewin ist besser dann der zweyte, so vngewiß“. Von seiner strengen Rechtlichkeit zeugt eine andere Aeußerung, welche Weidner a. a. O. berichtet: „Als gesagt ward, es könne kein guter Kauffman seyn, der nicht zum wenigsten zwey oder drey mahl Banquerot gespielt, sagt er: Ist eben so viel gesagt, Es könne keiner ein Ehrlich Man seyn, als der nicht zwey oder drey mal ist zum Dieb worden“. F. starb 1631. Einer von seinen Söhnen, Johannes (geb. 1608, † 1674), wohnte seit 1636 in Barmen auf [153] dem durch Erbschaft ihm zugefallenen Gut zur Furt, mit welchem eine Bleiche verbunden war. Da Unter-Barmen in kirchlicher Beziehung zu Elberfeld gehörte, so bekleideten er und seine Nachkommen wiederholt kirchliche Ehrenämter in der reformirten Gemeinde zu Elberfeld; so wurden z. B. 1638, als Herzog Wolfgang Wilhelm diese Gemeinde mit Gewalt zum Katholicismus zurückführen wollte, die Sitzungen des reformirten Consistoriums (Presbyteriums) heimlich in der Wohnung von F. abgehalten. Nachdem die Familie auf ihrem Gute in Barmen ohne Zweifel unausgesetzt Garnbleicherei getrieben und mit den Fabrikaten aus Leinengarn gehandelt hatte, zog der Sohn eines Urenkels des Johannes F., Namens Abraham (geb. 1734, † 1813), nach Elberfeld und gründete dort 1763 unter der Firma „Abraham Frowein jun.“ eine Fabrik in leinenen und wollenen Bändern und Litzen. Im J. 1787 nahm er die beiden Söhne seines Bruders Caspar, Caspar (geb. 1759, † 1823) und Abraham (geb. 1766, † 1829), weil sie, wie es in dem betreffenden Circular heißt, eine Zeit her der Handlung auf’s Beste vorgestanden, zu Compagnons an; die Firma ist seitdem „Abraham & Gebrüder Frowein“ geblieben, und bereits in der vierten Generation ist ein Abraham F. mit seinen Brüdern unter den Inhabern des Geschäftes gewesen. Schon 1776 waren die directen Absatzquellen der Bänder und Litzen, abgesehen von Deutschland und den Niederlanden, in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Rußland, 1790 wurden die ersten Sendungen nach Nord-Amerika gemacht. Als der Gründer des Geschäftes 1813 gestorben war, setzten es seine beiden Neffen fort; doch einige Jahre später zog sich ältere derselben, Caspar F., wegen Kränklichkeit zurück, der jüngere, Abraham F. (er war 1807 der letzte nach der alten Verfassung auf ein Jahr gewählte Bürgermeister von Elberfeld gewesen), nahm 1820 seinen gleichnamigen ältesten Sohn als Theilhaber in das Geschäft. Nach dem Tode des älteren Abraham (1829) traten noch zwei jüngere Söhne, August und Louis, ein, von welchen der Letztere es gegenwärtig mit drei Söhnen fortsetzt. Bei dem gesteigerten Absatz nach Nord- und Süd-Amerika, Westindien etc. schritt man in den zwanziger Jahren auch zur Herstellung der dort beliebten baumwollenen Bänder und Litzen, später wurde die Fabrikation auf seidene, halbseidene und wollene Bänder, Litzen, Kordeln und Besatzsachen ausgedehnt, wofür der Hauptabsatz in überseeischen Plätzen sich findet. So kann die Familie F. als Repräsentant der alten Industrie des Wupperthals gelten, welche sie von den ersten einfachen Anfängen ab durch alle Erweiterungen und Fortsetzungen der Branche hindurch bis jetzt durchgemacht und festgehalten hat.
Frowein: Fabrikantenfamilie in Elberfeld seit dem 17. Jahrhundert. Das Wupperthal, in welchem sich heute die beiden Städte Elberfeld und Barmen zwei Stunden lang in ununterbrochener Häuserreihe von West nach Ost erstrecken, kann sich einer fast 400jährigen Industrie rühmen. Schon im 15. Jahrhundert fertigte es für den Verkauf Pelz- und Lederwaaren (namentlich Beutel, Säcke und Ranzen), und noch lange nachdem diese Erwerbsquelle vor einer andern zurückgetreten war, gaben die vielen Familien „Teschenmacher“ (aus einer von ihnen stammte der bekannte Annalist- Nach den Geschäftsbüchern, Familiennachrichten und sonstigen handschriftlichen Quellen.