ADB:Frey, Johann Jacob
[363] Gönner gewann er die Mittel, Italien zu besuchen, wo ihn indessen die Kunst bis zu seinem Tode festhielt. In Rom wurde er im Atelier des Arnold v. Westerhout mit den Vortheilen des Grabstichels bekannt, während er sich unter der Leitung des Maratti, der dem jungen Künstler wohl wollte, in einer festen Zeichnung vervollkommnete. F. war in seinen Arbeiten vorzüglich darauf bedacht, die Gemälde in ihrer Farbenwirkung auf die Platte zu übertragen, einen farbigen Stich herzustellen, der nicht nur die Zeichnung, wie es bei alten Stichen vorkommt, sondern die Gesammtwirkung eines ausgeführten Gemäldes zum Ausdruck bringt. Er bediente sich dazu fast durchgehend nur der Radirnadel und half mit dem Grabstichel dann nach. Eigentliche Grabstichelblätter gibt es nur wenige von seiner Hand. Sein Werk ist ziemlich reich; zu den Hauptblättern gehört die h. Familie nach Raphael, eine Nachbildung von Edelinck’s Stich, der h. Romuald, genannt der weiße Mönch, nach A. Sacchi, die Communion des h. Hieronym nach Dominichino’s Bild im Vatican, der h. Karl Borrom. in der Pestzeit nach Berettino, der h. Gregor nach A. Carracci, der h. Franz de Paula nach Lambertini, die Aurora nach G. Reni’s Deckenbild im Palast Rospigliosi, der h. Michael in der Capuzinerkirche zu Rom, nach demselben, die Berathung der Kirchenväter, jetzt in Petersburg, nach demselben, die vier Tugenden und die vier Fresken Dominichino’s in der Sylvesterkirche zu Rom, sowie mehrere Compositionen nach C. Maratti, darunter besonders der h. Philipp von Neri vor dem Bilde der Maria als sein Hauptwerk gepriesen wird. Seine Blätter sind richtig gezeichnet und geben die Originale getreu wieder, ohne nach Effect zu haschen; F. drängt sich als Kupferstecher in seinen Arbeiten nie in den Vordergrund, sondern ist bemüht, des Malers Werk unmittelbar zum Beschauer sprechen zu lassen. Die Zeitgenossen schätzten auch seine Werke sehr hoch und wenn man heutigen Tages den Künstler nicht mehr nach seinem Verdienst würdigt, so liegt dies einestheils im Charakter unserer Zeit, die sich von den brillanten Erzeugnissen des modernen Grabstichels blenden läßt, anderntheils an den schwachen Abdrücken der ausgedruckten Platten des Künstlers, wie sie jetzt auf dem Kunstmarkt erscheinen. F. ist an den alten schönen Abdrücken zu würdigen, die gewiß einem geläuterten Kunststudium sehr willkommen erscheinen müssen, da sie uns die Werke der besten italienischen Maler eines ganzen Jahrhunderts in so treuer Weise reproduciren.
Frey: Johann Jacob F., Zeichner und Kupferstecher, geb. zu Luzern am 17. Februar 1681, gest. zu Rom als 89jähriger Greis 1770. Ursprünglich für das Wagnerhandwerk bestimmt, wurde er von seinem Vetter, einem Elfenbeingraveur, der Kunst gewonnen, für die er ausgesprochenes Talent besaß. Die ersten Versuche mit der Radirnadel berechtigten zu großen Erwartungen, durch- J. C. Fueßly, Geschichte der besten Schweizer Künstler. Quandt, Entwurf zu einer Geschichte der Kupferstecherkunst.