ADB:Franc, Wilhelm
[205] Erklärung, er könne mit 100 Gulden in Genf nicht leben, die Bitte um Entlassung und um Verzeihung, wenn er seine Pflicht nicht recht erfüllt habe. Erst jetzt, und nicht wie Ruchat meldet, schon 1543 kam F. als Chantre nach Lausanne, woselbst er im J. 1570 starb. Er gab in Lausanne (par Jean Rivery pour Antoine Vincent, 1565) auf Veranlassung seiner Vorgesetzten das Marot-Beza’sche Psalmenbuch heraus, in welches er außer den bekannten gebräuchlichen Melodien noch 40 dergleichen von seiner Composition aufnahm. Ueber die ältesten Melodien des französischen Psalmenbuches herrscht noch immer Dunkel. Wahrscheinlich waren es weltliche Melodien, welche in der von Calvin 1542 in Genf veranstalteten Ausgabe der Psalmen mit kleinen Veränderungen aufgenommen wurden.
Franc: Wilhelm F., galt unter dem Namen Guillaume Franck bis jetzt als Componist einer Sammlung von 50 Psalmen von Marot, die 1545 in 8°. in Straßburg herausgekommen sein soll (Fétis, Biogr. univ. des Mus. III, 308). Dem ist jedoch nicht so. Professor C. J. Riggenbach hat in seiner Arbeit „Der Kirchengesang in Basel seit der Reformation, mit neuen Aufschlüssen über die Anfänge des französischen Psalmengesanges“ (Basel 1870) nachgewiesen, daß F. in keiner Weise mit Straßburg und mit irgend einem Psalter von 1545 zu thun hatte. Guillaume F. war der Sohn des Pierre F. von Roan (Rohan oder Rouen?). Er kam nach Genf, bevor Calvin nach Straßburg zurückgekehrt war; denn am 17. Juni 1541 erlaubte ihm der Rath, eine Musikschule zu eröffnen. Am 6. Juni 1542 wird er zum erstenmal chantre genannt, das heißt Singlehrer, der auch den Gesang in der Kirche leitet, und ihm bis Michaelis eine Besoldung von 10 Gulden zuerkannt. Aber bald kam der Meister um Erhöhung ein. Man stieg auf 15, nachher auf 20 Gulden vierteljährlich, und machte zuletzt bei 100 Gulden jährlich Halt. Darauf leistete er am 7. Mai 1543 den Eid. Bald kamen neue Begehren um eine Wohnung bei St. Pierre, um einen Keller, und endlich am 29. Mai 1545 um eine Gehaltserhöhung. Da es nun aber hieß: das sei für jetzt unmöglich, so folgte den 3. Aug. 1545 mit der- Vgl. Monatshefte für Musikgeschichte (Berlin 1867. 1870. 1871).