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ADB:Folliot de Crenneville-Poutet, Franz Graf

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Artikel „Folliot de Crenneville-Poutet, Franz Graf“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 614–616, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Folliot_de_Crenneville-Poutet,_Franz_Graf&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:20 Uhr UTC)
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Folliot: Franz Graf de Crenneville-Poutet, k. k. Feldzeugmeister, geboren am 22. März 1815 in Oedenburg als Sohn des nachmaligen Generals der Cavallerie Grafen Ludwig F. und dessen Gemahlin Victoria Freiin Poutet, erhielt seine erste militärische Ausbildung im Marinecollegium zu Venedig und kam schon im J. 1840 als Hauptmann und Dienstkämmerer zu Kaiser Ferdinand, wurde 1842 Major, 1847 Oberstlieutenant und am 27. December 1848 Oberst und Flügeladjutant des Monarchen. Nachdem er am 30. Juli 1848 dem FM. Grafen Radetzky im Lager von Cicognolo das Großkreuz des Theresienordens überbracht und im Hauptquartier des Marschalls den Schluß jenes Fe1dzuges mitgemacht hatte, kehrte er nach Wien zurück und begleitete den Kaiser nach Olmütz. Nach der Thronentsagung Kaiser Ferdinand’s wurde er auf eigene Bitte seines Postens enthoben und erhielt das Commando über ein Grenadierbataillon, mit welchem er den Feldzug des Jahres 1849 in Italien und den Zug in die Romagna mitmachte. Am 16. Juli 1849 [615] zum Commandanten des Infanterieregiments Nr. 47, am 11. März 1850 zum Generalmajor und Brigadier in Toscana ernannt, erhielt er am 1. November 1853 das Commando über die dortigen Besatzungstruppen. Während des Krimkrieges wurde Graf F. als Militärbevollmächtigter in besonderer Mission an den Hof Napoleon’s III. gesandt, dann kam er als Brigadier in das damals durch die grausame Ermordung des Herzogs Karl III. und durch revolutionäre Umtriebe aufgewühlte Herzogthum Parma. Am 27. März 1857 wurde F. zum Feldmarschalllieutenant und Divisionär in Klausenburg ernannt, machte in dieser Eigenschaft den Feldzug in Italien 1859 mit und deckte bei Montebello mit seiner Division den Rückzug des V. Armeecorps (Graf Stadion). In der Schlacht bei Solferino verlor er ein Pferd unter dem Leibe und wurde verwundet. Für seine Verdienste in dieser Schlacht mit dem Ritterkreuz des Leopoldordens ausgezeichnet, wurde F. am 20. October 1859 Chef des Präsidialbureaus des Armeeobercommandos und schon zwei Monate später unter Verleihung der Würde eines Geheimen Rathes erster Generaladjutant des Kaisers sowie Chef des bald darauf zur Auflösung gelangten Adjutantencorps. In dieser wichtigen Stellung nahm er an vielen nothwendigen Armeereformen lebhaften Antheil und wußte durch glückliche Wahl seiner militärischen Umgebung tüchtige Kräfte zu finden und zu verwerthen. „Die in weiteren Kreisen herrschende ungenügende Kenntniß von dem eigentlichen Wirkungskreise der dem ersten Generaladjutanten untergeordneten Generaladjutantur des Kaisers, das dem entschiedenen Charakter Folliot’s entsprechende streng militärische Auftreten und die schneidige Weise, in welcher er seine Anschauungen und Meinungen jedem Einzelnen gegenüber wie auch öffentlich zu vertreten pflegte, riefen manche ungerechte Beurtheilung seiner Person und seines stets nur auf das Beste des Dienstes abzielenden Wirkens hervor. Es wurden selbst einzelne Stimmen laut, die ihn unter jene Personen einreihen wollten, welche für die ungenügende Vorbereitung des Feldzuges 1866 mitverantwortlich zu machen wären. Diese Anklagen, welche wol nur der unmittelbar nach diesem Feldzuge herrschenden erregten, leidenschaftlichen Stimmung und den, ohne nähere Kenntniß der Verhältnisse, ausgesprochenen Beschuldigungen wider fast alle höher gestellten Militärs entsprangen, beim Grafen F. aber durch keinerlei besondere Thatsache getragen waren, wurden bald in ihrer Nichtigkeit allgemein anerkannt.“ Graf F., der seit dem Jahre 1860 Inhaber des Infanterieregiments Nr. 75 und Großkreuz des Leopoldordens war, wurde, bei gleichzeitiger Beförderung zum Feldzeugmeister ad honores, am 11. Juli 1867 zum Oberstkämmerer, im J. 1870 zum Kanzler des Leopoldordens ernannt, und ihm die wirkliche Charge eines Feldzeugmeisters verliehen. In seiner Eigenschaft als Oberstkämmerer entwickelte Graf F. eine überaus segensreiche Thätigkeit. Auf seine Anregung wurden nach Erbauung der beiden Hofmuseen sämmtliche Kunstsammlungen in diesen großartigen Gebäuden vereinigt und gruppenweise derart aufgestellt, daß dadurch sowohl deren Besichtigung und Benutzung durch das Publicum, wie auch deren leichtere Verwerthung zu wissenschaftlichen Zwecken ermöglicht wurde. Neben den neuen Kämmererstatuten, die auf seine Veranlassung wesentlich geändert wurden, und der Neuordnung der Kämmererarchivs verdankt man seiner Anregung und Einflußnahme die Schöpfung einer Restaurirschule für die Belvedere-Gemäldegallerie, die Herausgabe eines auf wissenschaftlicher Grundlage ruhenden Katalogs dieser Gallerie, die Heranbildung eines tüchtigen Nachwuchses an vaterländischen Kupferstechern und Medailleurs, die Verleihung von Reisestipendien an junge Künstler, die Veröffentlichung einer Reihe künstlerischer Werke, sowie des Jahrbuches der kunsthistorischen Sammlungen des [616] Allerhöchsten Kaiserhauses, dann die vollständige Neuaufstellung der als Privatbesitz des Kaiserhauses unter dem Namen „Habsburg-Lothringischer Hausschatz“ vereinigten Schmuck- und Kunstgegenstände. Auf den größeren Kunstreisen des Grafen nach Italien, Spanien, Deutschland, Frankreich, England und Dänemark wurde er in Livorno im J. 1869 von Meuchelmördern überfallen und im Gesichte verwundet, sein Freund, der k. k. Generalconsul und Major Fay von Inghirami an seiner Seite getödtet. Der im J. 1882 erfolgte Tod seiner Gattin, geborenen Gräfin Chotek, wirkte tief auf das Gemüth des Grafen und erweckte in ihm den Entschluß zum Rücktritt aus seiner Stellung, der ihm vom Kaiser am 19. März 1884 in der ehreswollsten Weise bewilligt wurde. Die letzten Jahre seines Lebens, die empfindlich getrübt wurden durch den Tod seines besten Freundes, des G. d. C. Grafen Bigot de St. Quentin (1884), und das Hinscheiden der fast 98jährigen Mutter, der letzten Freiin von Poutet, deren Namen Graf F. mit kaiserlicher Bewilligung an den eigenen anfügte, verlebte Graf F. in seinem Bergschloß zu Gmunden, woselbst er am 22. Juni 1888 starb.

Die Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Teuffenbach, Neues vaterländisches Ehrenbuch. II. Theil. – Wiener Zeitung, 1884, 8. April; 1888, 10. und 11. August. – Oesterreichisch-ungarische Wehr-Zeitung, 1888, 24. Juni.