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ADB:Fendi, Peter

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Artikel „Fendi, Peter“ von Karl Weiß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 618–619, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fendi,_Peter&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:51 Uhr UTC)
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Fendi: Peter F., Maler, geb. zu Wien 4. September 1796, † ebenda 28. August 1842, entwickelte schon frühzeitig seinen Beruf zur Kunst. Der Sohn eines Schullehrers, hatte er schon als Schüler der Volksschule Gelegenheit, sich im Zeichnen zu üben, und verrieth dabei sein Talent zur Kunst. Dies bestimmte seinen Vater, ihn nach vollendetem 15. Lebensjahre auf die Akademie der bildenden Künste zu schicken, wo er in die Lage kam, sich unter Fischer’s, Maurer’s und Lampi’s Leitung zum Künstler heranzubilden. Sein schöner Vortrag [619] im Zeichnen verschaffte ihm die Gunst des berühmten Augenarztes Dr. Barth, welcher ihm seine reiche Sammlung geschnittener Steine öffnete. Durch Schödlberger bei dem Grafen Lamberg eingeführt, verwendete ihn dieser zum Copiren antiker Vasen. Für seine Lebensstellung wurde sein feines Verständniß für Anfertigung von Zeichnungen nach griechischen Originalien ausschlaggebend. Auf Verwendung des Directors Neumann wurde F. 1816 im k. k. Münz- und Antikencabinet als Zeichner verwendet und 1818 in dieser Eigenschaft wie als Kupferstecher bleibend angestellt. Im J. 1821 begleitete F. hierauf Director v. Steinbüchel nach Venedig und erhielt für sein Gemälde „Ansicht der Grotte von Corgnole“ die goldene Medaille. Noch in demselben Jahre reiste er nach Salzburg, um den auf den Lagerfeldern ausgegrabenen römischen Mosaikboden zu zeichnen und nach Wien zu bringen. Seit dieser Zeit wurde er in seinem Berufe ununterbrochen mit Anfertigung von Copien von Werken des Münz- und Antikencabinets und zu deren Ausführung in Kupferstich verwendet. Wichtiger als die Reproductionsgabe Fendi’s ist seine schaffende Kraft als Genremaler. Schon in jungen Jahren hatte er sich mit großer Vorliebe dem Studium der Niederländer hingegeben, an den Werken derselben den Zug nach Wahrheit und Natürlichkeit, den Einblick in das Volksleben und die wirkungsvolle Behandlung der Motive in Bezug auf Colorit und Beleuchtung bewundert. Durch seine häßliche äußere Erscheinung – er hatte einen Höcker und einen zu seiner kleinen Gestalt unverhältnißmäßigen Kopf – an ein stilles, einförmiges Leben gewohnt, welches bei edleren Naturen zu einer scharfen Betrachtung und Beobachtung der Außenwelt führt, mit einem reichen Gemüthe und einem poetischen Sinne ausgestattet, drängte es F., ähnliche Darstellungen zu versuchen. So entstanden in seinen freien Stunden Bilder mit Stoffen aus dem täglichen Leben, wie man sie bisher zu sehen nicht gewohnt war, und welche den größten Gegensatz zur akademischen Richtung bildeten, wo neben dem absterbenden Classicismus die Romantik sich breit gemacht hatte. Sie übten nicht nur durch den Reiz der Neuheit, sondern auch durch ihren inneren Werth eine große Anziehungskraft und verschafften ihm den Ruhm, die Genremalerei der Wiener Schule begründet zu haben. Zu seinen bekanntesten und besten Bildern zählen „Das Mädchen vor dem Lotteriegewölbe“, „Die Officierswittwe“, „Die Pfändung“, „Ein Klostergang mit Andächtigen“, „Das Mädchen an der Briefpost“, eine Ueberschwemmungsscene, „Kaiser Franz und die Schildwache“, „Der arme Geiger“, „Die Mutter am Christabend“ nach Hebel, „Das Milchmädchen“, „Der Brautsegen“, „Morgenandacht“, „Die Gypsfigurenhändlerin“ u. s. w. Außerdem bestehen eine Anzahl von Aquarellen und Handzeichnungen, und mehrere historische Oelgemälde. Unter den vielen Porträts ist ein großes Gruppenbild, „Die kaiserliche Familie im J. 1834“ hervorzuheben. Eine bedeutende Anzahl der Werke des Künstlers ist im Besitze des kaiserl. Hofes und der öffentlichen und Privat-Gallerien Wiens. Zu seinen hervorragendsten Schülern gehörten Treml und die Gebrüder Schindler, von denen aber keiner ihn an poetischer Auffassung und Originalität der Darstellung erreichte.

S. Bergmann: Nekrolog „Peter Fendi“ in der Wiener Zeitung v. 6. Oct. 1842 mit einem unvollständigen Verzeichnisse seiner Oelbilder und Aquarelle. Wurzbach, Biographisches Lexikon IV, 173. Kraft, Katalog der Gemäldegallerie im Belvedere, Wien 1854. Katalog der historischen Kunstausstellung in Wien, 1877.