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ADB:Feistmantel, Franz

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Artikel „Feistmantel, Franz“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 608, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Feistmantel,_Franz&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:31 Uhr UTC)
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Feistmantel: Franz F., vorzüglicher Schauspieler, geboren am 21. August 1786 zu Innsbruck, † am 27. October 1857 zu Prag. F. gehörte zu jenen wenigen Künstlern, denen die Natur mit einer seltenen Fülle von Talenten die edelsten menschlichen und bürgerlichen Tugenden verliehen hat und die wir als Menschen nicht minder lieben, denn als Künstler verehren. Für die Herzensgüte und Reinheit seines Charakters ist es noch weniger bezeichnend, wenn man von F. hört, er habe keinen Feind gehabt, als wenn man erfährt, daß seine Collegen ihn neidlos verehrten und er selbst sich des fremden Erfolgs vollständig zu erfreuen vermochte. Das Gebiet seiner Darstellung war das Lustspiel und die Posse, auf dem er Leistungen zu schaffen wußte, von denen Döring den Hartkopf in der „Frau Wirthin“ als Ludwig Devrient’s würdig bezeichnete. So derb komisch auch die Partie sein mochte, die er darzustellen hatte, stets wurde sie von ihm mit richtigem Maß angelegt und mit seinem Takte durchgeführt; alle seine Gebilde trugen den Stempel „geistiger Frische und makelloser Decenz“ und verriethen das sorgfältigste Studium und stets gewissenhaftes Memoriren. Den Beifall, den solche Leistungen fort und fort und bis ans Ende Feistmantel’s fanden, raubten dem Künstler – um mit einem seiner Biographen zu sprechen – nicht den feinsten und seltensten Duft der Künstlernatur: die Bescheidenheit. Als Sohn eines Schauspielers hatte F. schon mit sechs Jahren in Kinderrollen gespielt, ohne sich dadurch von dem Theaterleben angezogen zu fühlen. Nur die gedrückte Lage seiner Eltern vermochte ihn seinem Lieblingswunsch, Geistlicher zu werden, zu entsagen. So finden wir denn den 13jährigen Jüngling als Souffleur am Innsbrucker Nationaltheater, drei Jahre später als Darsteller kleiner Partien in Opern und Schauspiel. 1806 ging er aus Furcht, beim bairischen Militär inscribirt zu werden, nach Villach und Klagenfurt, wo er mit dem bekannten Komiker Scholz ein Freundschaftsbündniß schloß, wandte sich dann nach Laibach, spielte 1809 in Brünn, 1810 in Wien am Leopoldstädter Theater, folgte 1812 einem Ruf des Grafen Fugger nach Brünn, von wo er sich nach dem Ende des dasigen Theaterunternehmens wieder nach Olmütz wandte. 1817 nahm er nach einem erfolgreichen Gastspiel im Mai, als Rochus Pumpernickel, Engagement in Prag und wirkte daselbst bis 23. September 1857, an welchem Tag er als Jonathan in Laube’s „Essex“ zum letzten Mal auftrat. Neben Jonathan gehörten Schelle („Schleichhändler“), Truffaldino („Diener zweier Herren“), Schwips („Tausendsasa“), Pünktlich („Kunst und Natur“) u. a. zu dem Besten, was F. geschaffen hat. Seine Verdienste ehrte Prag durch Verleihung des Bürgerrechts.

Vgl. außer dem ausführlichen Nekrolog in A. Heinrich’s deutschem Bühnen-Almanach (Berlin 1858), 22. Jahrg., S. 115–120, die Aufführung der Quellen in Wurzbach’s Lexikon, IV. S. 166.