Zum Inhalt springen

ADB:Feifalik, Julius

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Feifalik, Julius“ von Ernst Martin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 600, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Feifalik,_Julius&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 16:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Feid, Joseph
Nächster>>>
Feige, Johann
Band 6 (1877), S. 600 (Quelle).
Julius Feifalik bei Wikisource
Julius Feifalik in der Wikipedia
Julius Feifalik in Wikidata
GND-Nummer 11643578X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|600|600|Feifalik, Julius|Ernst Martin|ADB:Feifalik, Julius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11643578X}}    

Feifalik: Julius F., Germanist und Slavist, geb. 1832 zu Znaim in Mähren, † am 30. Juni 1862 zu Wien, wo er als Collaborator an der k. k. Hofbibliothek angestellt war. Besonders verdient machte er sich durch sein Bestreben, die alte tschechische Litteratur von Fälschungen zu reinigen und in ihrem wahren Verhältnisse zur deutschen darzustellen. Ersteres geschah durch seine in die Sitzungsberichte der Wiener Akademie XXV. 326–78 aufgenommene Abhandlung über König Wenzel von Böhmen als deutscher Liederdichter und über die Unechtheit der altböhmischen Piseň milostná krále Václava I und noch einschneidender durch die Schrift „Ueber die Königinhofer Handschrift“, Wien 1860. Während jedoch im ersteren Falle die schon von M. Haupt aufgedeckte Fälschung jetzt allgemein zugestanden ist, zogen die gegen die Königinhofer Handschrift aufgestellten Verdachtsgründe Feifalik’s ihm, wie früher Büdinger, die heftigsten Angriffe zu. Die wirklich echte tschechische Litteratur und ihre vielfache Abhängigkeit von der deutschen behandelte F. in den akademischen Abhandlungen, „Zwei böhmische Volksbücher zur Sage von Reinfried von Braunschweig“ (Wiener Sitzungsberichte XXIX. 83–96 u. 322–32); „Untersuchungen über altböhmische Vers- und Reimkunst“ (ebd. XXIX. 315–31, XXXIX. 281–344); „Studien zur Geschichte der altböhmischen Litteratur“ XXX. 414–30, XXXII. 300–11, 685–718, XXXIII. 219–32, XXXVI. 211–46, XXXVII. 56–89, 420–24); „Altčechische Leiche, Lieder und Sprüche des 14. u. 15. Jahrhunderts“ (XXXIX. 627–745). Aus seinem Nachlasse wurden herausgegeben „Volksschauspiele aus Mähren“, Olmütz 1864. Anderes findet sich im Notizblatt und in den Schriften der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde zu Brünn, besonders in Band IX. u. XII. In dem ersteren (S. 193–208) behandelt die erste größere Arbeit Feifalik’s das Leben des hl. Hieronymus von Johannes VIII., Bischof von Olmütz. Außerdem besprach er in den Wiener Sitzungsberichten XXVI. 351–59 das althochdeutsche „Muspilli“ und gab nach einer Wiener Handschrift, deren Texte er jedoch mit Unrecht für die ursprünglichsten ansah, die „Kindheit Jesu“, Wien 1859, und des Priesters Wernher „Driu liet von der maget“, Wien 1860, heraus. Für die Erforschung der deutschen und slavischen Litteratur Böhmens und Mährens war der frühe Tod des redlichen und gründlichen Forschers ein schwerer Verlust.