ADB:Emperius, Adolf
G. Hermann anschloß: insbesondere war es die von diesem geleitete griechische Gesellschaft, welche den Studien des von der Natur mit klarem Verstande, geradem Urtheil und feinem Sprachgefühl ausgerüsteten jungen Mannes früh die Richtung auf die kritische Behandlung griechischer Schriftsteller gab. Nach mehrjährigem Aufenthalte in Leipzig setzte er seine Studien erst in Berlin, dann in Göttingen fort; an letzterem Orte zogen ihn besonders O. Müller’s Vorlesungen an, auch nahm er an den Disputationen einer von demselben geleiteten philologischen Gesellschaft lebhaften Antheil. Ostern 1829 erwarb er sich hier die philosophische Doctorwürde durch eine historisch-chronologische Abhandlung: „De [93] temporum belli Mithridatici primi ratione“ (wieder abgedruckt in Adolphi Emperii Brunopolitani Opuscula philologica et historica. Amicorum studio collecta edidit Fr. G. Schneidewin. Göttingen 1847, p. 1–17). Nach Braunschweig zurückgekehrt, trat er bald als Privatdocent am Collegium Carolinum auf, wurde nach einer Reihe von Jahren zum außerordentlichen und ein Jahr vor seinem Tode zum ordentlichen Professor befördert; außer den philologischen, archäologischen und historischen Vorlesungen, welche er an dieser Anstalt zu halten hatte, ertheilte er den historischen Unterricht an der Cadettenschule. Diese seine Amtspflichten nöthigten ihn, sich neben den philologischen auch mit historischen Studien, speciell auf dem Gebiete der braunschweigischen Landesgeschichte, zu beschäftigen; mit welchem wissenschaftlichen Ernste er auch diese Studien trieb, davon gibt sein Aufsatz über den Herzog Wilhelm den Siegreichen (wieder abgedruckt in den Opuscula p. 165–197) Zeugniß. Unter Emperius’ philologischen Arbeiten, die sich sämmtlich durch ungewöhnliche Vertrautheit mit der griechischen Sprache, insbesondere mit dem Sprachgebrauch der attischen Prosaiker, und durch ein seltenes Talent für die Conjecturalkritik auszeichnen, ist die kritische Ausgabe der Reden des Dion Chrysostomus (Braunschweig 1844) die bedeutendste: mit Hülfe zahlreicher Handschriften, deren Collationen ihm zum großen Theile von L. Geel in Leiden und von C. B. Hase in Paris mitgetheilt worden waren, sowie durch eine stattliche Reihe eigener glänzender Verbesserungen hat er den in den früheren Ausgaben stark verderbten Text dieses Schriftstellers, mit dem er schon seit seinen ersten Universitätsjahren sich eingehend beschäftigt und dem er später mehrere Gelegenheitsschriften, die als Vorläufer der Ausgabe betrachtet werden können („Observationes in Dion. Chr.“, Lips. 1830; „De oratione Corinthiaca falsa Dioni Chr. adscripta“ im Programm des Coll. Carolinum 1832, wiederholt in den Opuscula, p. 18–49, und „De exilio Dionis Chr.“, Gratulationsschrift zu G. Hermann’s 50jährigem Doctorjubiläum, wiederholt in den Opuscula, p. 102–109), gewidmet hatte, eigentlich erst lesbar gemacht. Ein zweiter Band sollte Commentare zu den einzelnen Reden, eine Abhandlung über Dion’s Leben und Schriften und einen Index der Eigennamen enthalten; aber mitten in der Arbeit an den Commentaren überraschte den erst 38jährigen Gelehrten der Tod. Die Freunde des Verewigten, F. W. Schneidewin, H. L. Ahrens, F. Bamberger und C. Sintenis, stifteten ihm ein Ehrengedächtniß durch die Sammlung seiner in Programmen und Zeitschriften zerstreuten kleineren Aufsätze und Recensionen, die schon mehrfach erwähnten „Opuscula philologica et historica“, in welche auch zahlreiche Conjecturen, die E. an die Ränder seiner Handausgaben verschiedener griechischer Dichter und Prosaiker geschrieben hatte, unter dem Titel: „Adversaria“ (p. 304–352) mit aufgenommen sind. Persönlich war E. nach dem Zeugnisse derer, die ihm nahe gestanden haben, ein Mann von tiefem Gemüth und hoher Sittenreinheit; heitre Milde und unbegrenzte Herzensgüte bildeten den Grundzug seines Charakters.
Emperius: Adolf Karl Wilhelm E., Philolog, geb. zu Braunschweig im J. 1806, † ebendaselbst 1844. Auf dem Gymnasium Catharineum seiner Vaterstadt vorgebildet, besuchte er zuerst das sogenannte Gymnasium Carolinum – eine Art Akademie, die neuerer Zeit in ein Polytechnicum umgewandelt worden ist – daselbst und bezog im J. 1825 die Universität Leipzig, wo er sich eng an- Vgl. Prof. Dr. Schneidewin, Erinnerungen an Adolf E. (aus dem Braunschweigischen Magazin, Jahrg. 1844, Nr. 40 und 41 besonders abgedruckt).