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ADB:Eigil

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Artikel „Eigil, Abt von Fulda“ von Theodor Henner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 749–750, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eigil&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:45 Uhr UTC)
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Eigil, vierter Abt von Fulda, geb. um die Mitte des 8. Jahrhunderts. Er stammte aus einer vornehmen baierischen Familie, die zu dem ersten Abt von Fulda, zu Sturm, in verwandtschaftlichen Beziehungen stand. Diesem letzteren Umstand hatte er schon in den frühesten Jahren seine Verpflanzung nach jenem Kloster zu verdanken (spätestens 759), wo er, wie wir aus seinem eigenen Munde wissen, mehr als 20 Jahre unter der Obhut Sturms verbrachte. Ausgezeichnete geistige und sittliche Eigenschaften, die schon früh bei ihm hervortraten, lenkten dann im J. 818 die Augen seiner Klostergenossen auf ihn, als es sich darum handelte, unter eigenthümlichen, schwierigen Umständen eine neue Abtswahl zu treffen. Seit 802 hatte die Abtei unter der Leitung des Abtes Ratgar gestanden, eines energischen Mannes, der sich um das Aufblühen von Kunst und Wissenschaft zu Fulda große Verdienste erwarb, allein durch zu großen Aufwand und besonders auch, wie es scheint, durch ein herrisches, hartes Auftreten schließlich einen solchen Unwillen bei dem ganzen Convent wachrief, daß es zu wiederholten Beschwerden bei Karl d. Gr. und dann bei Ludwig d. Fr. kam. Eine Neuwahl erschien schließlich als der einzige Ausweg aus diesen Verwicklungen, und diese Wahl fiel eben auf den damals schon in höherem Alter stehenden E. Der Kaiser ertheilte ihm alsbald die Bestätigung, der Erzbischof Heistulf von Mainz die Weihe. Es ist E. in der That gelungen, alsbald Ruhe [750] und Ordnung wiederherzustellen, und bis zu seinem am 15. Juni 822 erfolgten Tode hat er dem Kloster in ausgezeichneter Weise vorgestanden. Auch er hat sich um den weiteren Aufschwung der Cultur zu Fulda wesentliche Verdienste erworben; vor allem sichern ihm sein Eifer für das Bauwesen und das, was damals auf diesem Gebiete dort geschaffen wurde, einen bleibenden Namen in der deutschen Kunstgeschichte. Unter der Leitung des baukundigen Mönches Racholf ließ er die prachtvolle Klosterbasilika vollenden und mit zwei Krypten versehen, so daß am 1. November 819 der Bau von dem Erzbischof Heistulf von Mainz feierlich eingeweiht werden konnte. Das bedeutendste in dieser Hinsicht ist aber jene unter ihm mit Anwendung sinnreicher Construction erbaute Rotunde, dem heil. Michael geweiht (15. Jan. 822), die, heute noch im wesentlichen erhalten, ein kunstgeschichtliches Denkmal von unschätzbarem Werthe ist. (S. Schnaase, Gesch. d. bild. Künste III. 539–41.) Auch ließ er den Leichnam des heil. Bonifacius in ein neues prächtiges Grab übertragen und begann noch mit dem Bau eines neuen ausgedehnteren Klostergebäudes. Durch derartige Leistungen bekam Fulda den Ruf einer hohen Schule der Baukunst, so daß Einhard, der mit E. in näheren Beziehungen gestanden zu haben scheint, damals einen Vertrauten nach Fulda schickte, um sich über eine dunkle Stelle des Vitruv[WS 1] Aufklärung zu verschaffen. Aber auch in litterarischer Hinsicht hat sich E. namhaft gemacht durch die Lebensbeschreibung seines väterlichen Lehrers und Erziehers Sturm eine warme, aber doch schlichte und einfache Darstellung und für die Anfänge von Fulda werthvolle Geschichtsquelle (Ausgabe in den Mon. Germ. SS. II. 365–77). Er selbst ordnete die jährliche Vorlesung dieses Lebens an Sturms Gedächtnißtag an. Auch E. selbst hat dann an dem Fuldaer Mönche Bruun mit dem Beinamen Candidus einen würdigen Biographen und zwar in prosaischer und in metrischer Form gefunden; außerdem feierte noch Eigils großer Schüler und Nachfolger Hrabanus Maurus in Versen seine trefflichen Eigenschaften.

Neueste Ausgabe der Vita Eigilis mit biographischer Einleitung bei Migne, Patrol. curs. compl. tom. CV. p. 381–422.Schannat, Historia Fuldensis. p. 96–99. – Ueber Eigils Wahl zum Abt s. Jahrbücher d. fränk. Reichs unter Ludwig d. Fr. von B. Simson, Bd. I. Excurs II. S. 371–76.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Marcus Vitruvius Pollio, römischer Architekt und Schriftsteller des 1. Jhd.