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ADB:Effinger von Wildegg, Rudolf Emanuel

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Artikel „Effinger von Wildegg, Rudolf Emanuel“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 654–655, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Effinger_von_Wildegg,_Rudolf_Emanuel&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:14 Uhr UTC)
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Effinger: Rudolf Emanuel v. E., von Wildegg, geb. 10. Juni 1771, † 29. Novbr. 1847, Militär- und Regierungsmitglied in Bern. – Sohn des Dragonerobersten Nikolaus Albrecht v. E., aus demjenigen Zweige dieses patricischen Geschlechts in Bern, der vom Schloßgute Wildegg im Aargau den Zunamen trägt, erhielt E., der daselbst geboren war, seine Ausbildung in Aarau, im Pfeffel’schen Institute in Kolmar und schließlich in der Karlsakademie in Stuttgart. Frühe mit Vorliebe dem Militär zugewandt, trat er 1789 in die Schweizergarde in Holland, nahm aber 1792 seinen Abschied und ging als Volontär in österreichische Dienste über. Dem Kürassierregimente Hohenzollern zugetheilt, aber Adjutant des Generals Hotze, machte E. 1793 im Kriege gegen die Franzosen die Belagerung von Mainz und den Feldzug im Elsaß mit, zeichnete sich bei Erstürmung der Weißenburger Linien aus und erwarb sich die besondere Gunst Hotze’s und des Feldmarschalls Wurmser. Durch dringenden Wunsch seines Vaters in die Heimath zurückgerufen, verließ er, ungern, diesen Dienst. Im Frühling 1798 rief ihn Bern unter die Waffen, als die französische Invasionsarmee in die Schweiz drang, und als Generaladjutant des bernischen Obergenerals v. Erlach kämpfte E. am 5. März 1798 auf dem Breitfelde vor Bern mit, bis er sich nach tapferer Gegenwehr gefangen geben mußte. Mit anderen bernischen Gefangenen wurde er nach Besançon abgeführt und erst Ende April wieder freigelassen. Im J. 1802 nahm er sodann den lebhaftesten Antheil an der schweizerischen Erhebung gegen die helvetische Einheitsregierung in Bern, setzte sich an die Spitze der gegen Bern anrückenden Aufständischen aus dem Aargau und vorzüglich durch seine Energie wurde bewirkt, daß die helvetische Regierung die Stadt Bern, wo sie saß, ohne Schwertstreich räumte und sich, von ihren Truppen begleitet, nach dem Wadtlande zurückzog. Auch am späteren Treffen bei Pfauen (Faoug) zwischen den nachrückenden Aufständischen und diesen [655] helvetischen Truppen betheiligte sich E. in hervorragender Stellung. Bei Einführung der Mediationsverfassung von 1803 wurde E. Mitglied des bernischen Großen Rathes, was er nun bis 1831 blieb, indem er gleichzeitig theils Staatsämter bekleidete, theils besonders militärischen Aufgaben sich widmete. 1808–1814 Oberamtmann des Amtes Konolfingen, 1816–1821 Mitglied des Kleinen Rathes in Bern, 1821–1831 Oberamtmann in Wangen, erwarb er sich um die Landbezirke, denen er vorstand, und um die Verwaltung durch manche angeregte Verbesserung anerkannte Verdienste. Als Oberst der Dragoner, seit 1805, als Commandant der Stadt Bern und der bernischen Milizen 1813, als Brigadeoberst in der schweizerischen Armee bei deren Einrücken in die Franche-Comté 1815, als Präsident des bernischen Kriegsrathes 1821–1831, Commandant in Bern 1830 und als Oberst im eidgenössischen Generalstabe förderte E. mannigfach die Ausbildung der ihm untergebenen Corps und führte den ihm anvertrauten Befehl überall mit Nachdruck und Erfolg. Nach der Staatsumwälzung von 1831 trat er in den Privatstand zurück und blieb nun bis zu seinem Tode theils in Wildegg, theils in dem am jenseitigen Aarufer gelegenen Schlosse Wildenstein, – schon früher einst Besitzung der Familie v. E. – welches er 1840 angekauft hatte. Mit Vorliebe widmete er sich dem landwirthschaftlichen Betriebe seiner Güter, auch jetzt übrigens den einstigen Kriegsmann nicht verleugnend, der noch als Siebenziger auf seinem Pferde durch die Aare setzte, wenn es ihm zu umständlich erschien, auf die Fähre zu warten. Ein einfaches, gerades Wesen, ein gerechter und wohlwollender Sinn gegen Jedermann, eine seltene Festigkeit und Entschlossenheit beseelten E. von Jugend an und erwarben dem, noch im Greisenalter auch durch sein Aeußeres ausgezeichneten Manne von jeher die allgemeinste Hochachtung. Einige schlichte Aufzeichnungen über seine kriegerischen Erlebnisse von 1798 und 1802, die er zu eigener Erinnerung niedergeschrieben hatte, sind in dem unten benannten Berner Taschenbuche abgedruckt. – Von seinen zwei Söhnen machte sich der eine, Rudolf († 29. Mai 1872, im siebenzigsten Jahre) als Förderer schweizerischer Kunst und Künstler, als Gründer und vieljähriger Vorstand des bernischen Kunstvereins verdient. Der ältere Sohn, Freiherr Albert v. E., leistete der Schweiz während 22 Jahren, 1826–1848, als Geschäftsträger am kaiserlichen Hofe in Wien ausgezeichnete Dienste. Er starb in Wien, wo er nach Niederlegung seiner Stelle verblieben war, am 5. October 1876, im hohen Alter von 77 Jahren, und mit seinem Hinschiede erlosch der Mannesstamm des alten Geschlechts. – Von einem Bruder des Obersten Rudolf Emanuel, Albrecht Ludwig, rührt die Schrift her: „Kurze politische Uebersicht der europäischen Staaten“, Bern 1800. – Ein Oheim beider, Franz Victor, geb. 1734, Mitglied des Kleinen Rathes in Bern 1788–1798, kämpfte am 5. März 1798 an der Seite des Schultheißen von Steiger gegen die Franzosen, blieb, von drei Kugeln getroffen, auf dem Schlachtfelde für todt liegen, wurde aufgehoben, durch sorgfältige Pflege gerettet, ward 1803–1815 wieder Mitglied des Kleinen Rathes in Bern und ist durch historische Arbeiten bekannt. Er starb 1815.

Berner Taschenbuch von L. Lauterburg. Jahrgang 1857 (wo als Geburtstag R. Effinger’s irrig der 10. Juli 1771 angegeben ist) und 1858. Schweizerischer Geschichtsforscher Bd. 2, Bern 1817. Persönliche Erinnerung.