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ADB:Dreber, Heinrich

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Artikel „Dreber, Karl Heinrich“ von Carl Clauß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 385–386, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dreber,_Heinrich&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:58 Uhr UTC)
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Dreber: Karl Heinrich D., Landschaftsmaler, geb. 9. Januar 1822 zu Dresden, † in Articoli di Campagna 3. August 1875. Nach einem Oheim, einem Dresdener Beamten, Namens Franz, in dessen Hause der früh verwaiste Knabe erzogen wurde, nannte er sich: Franz-Dreber; auch pflegte er später seine Bilder in dieser Weise zu bezeichnen. Er besuchte, bei ausgesprochener künstlerischer Begabung, die Akademie seiner Vaterstadt und bildete sich dann unter der besonderen Leitung Ludwig Richter’s zum Landschaftsmaler aus. Federzeichnungen aus jener Zeit, von treu fleißigster Ausführung und schlicht poetischer Auffassung bekunden, wie eng er sich Richter anschloß, wie innig er sich dessen Kunstweise hingab. Im J. 1841 ging er über München, wo er längere Zeit verweilte, nach Italien, in Rom fortan seinen bleibenden Wohnsitz nehmend. Nur zweimal, in den Jahren 1850 und 1866, besuchte er flüchtig die deutsche Heimath. Still und zurückgezogen, mit einigen wenigen ihm befreundeten Landsleuten verkehrend, lebte er in Rom nur seiner Kunst, im Sommer im Sabiner- oder Albanergebirge studirend, im Winter in seinem Atelier an der Passeggiata della Ripetta fleißig schaffend. Da ein kleines Vermögen rasch aufgezehrt war, er in seinen Arbeiten sich nie genug that und daher langsam arbeitete, auch seine, alle blendenden Effecte verschmähende Kunstrichtung dem Geschmack und Verständniß des großen Publicums fern lag, so hatte er im Anfang seines römischen Aufenthaltes mit ziemlich drückenden Verhältnissen zu kämpfen; ebenso verdüsterte später ein körperliches Leiden, welches sich im Gefolge eines Typhusanfalls eingefunden, sein Gemüth. Eine treue Pflegerin, die allein in diesen Zeiten tröstend und erheiternd auf ihn einwirken konnte, fand er in der Gattin, welche er aus einer römischen Familie heimgeführt hatte. Die Zeit ruhigen Glückes waren für den Künstler die Jahre 1850 bis 1859. In diese Periode fallen seine meisten und reifsten Werke, harmonisch abgeschlossene Bilder von vollendeter Durchbildung der Form und tiefer, gesättigter Färbung. Weder frühere Gemälde, noch besonders solche aus seinen letzten Lebensjahren, zeigen zugleich auch diese Schönheit der Farbe. Bei zunehmender Kränklichkeit begab sich D. im Juli 1875 nach Articoli di Campagna zum Gebrauch der Heilquellen. Statt der erhofften Linderung seines Leidens fand er dort ein stilles Grab. Die einzige äußerliche Auszeichnung, die ihm, kurze Zeit vor seinem Hingange, zu Theil wurde, war die Ernennung zum Mitgliede der Accademia di S. Luca in Rom. In Deutschland empfand, bei der Nachricht seines Todes, nur eine kleine Anzahl von Kunstgenossen und Kunstfreunden, welcher echte und rechte Künstler mit ihm gestorben war. Doch wird der verdiente Nachruhm auch ihm nicht fehlen. Der Director der National-Galerie zu Berlin, Dr. Jordan, ein Freund des Verstorbenen, hat im Frühjahr 1876, in den Räumen der genannten Sammlung, eine Ausstellung von Dreber’s Arbeiten veranstaltet, welche einen tiefen Einblick in den eigenartigen Genius gewährte und dessen Bedeutung klar stellte. Die Ausstellung war eine würdige Todtenfeier, wohlgeeignet Deutschland an einen seiner besten Künstler zu mahnen. Man wird ihn als einen der tüchtigsten Vertreter jener idealen Richtung der Landschaftsmalerei gelten lassen, welche von Koch wieder heraufgeführt, von Fr. Preller und einigen Andern erfolgreich fortgesetzt worden ist. Eine große Kenntniß des Details, ein feiner Sinn für das Organische der Natur bewahrte ihn vor aller Stilconvenienz, und, mit stillem Zauber auf den Beschauer wirkend, kommt die vorwiegend lyrische Stimmung seiner Bilder zum vollen Ausdruck. Arbeiten des Künstlers befinden sich in Privatbesitz zu Dresden, Berlin, Leipzig, Eisenach, Harzburg, Hamburg, Bonn. Einige, die zu Dreber’s gelungensten Schöpfungen gehören, sind nach England oder gar Amerika gewandert. Von öffentlichen Sammlungen besitzen bis jetzt nur die National-Galerie zu Berlin und die königliche Gemälde-Galerie zu Dresden Bilder von ihm.

[386] Beilage z. Allg. Ztg., 1876, Nr. 56. – Katalog der Dreber-Ausstellung i. d Nat.-Galerie z. Berlin 1876.