Zum Inhalt springen

ADB:Delrio, Martin Anton

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Delrio, Martin Anton“ von Conrad Bursian in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 44, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Delrio,_Martin_Anton&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 5 (1877), S. 44 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Martin Anton Delrio in der Wikipedia
Martin Anton Delrio in Wikidata
GND-Nummer 119294516
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|5|44|44|Delrio, Martin Anton|Conrad Bursian|ADB:Delrio, Martin Anton}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119294516}}    

Delrio: Martin Anton D., Jurist, Philolog und Theolog, geb. den 17. Mai 1551 in Antwerpen, † zu Löwen den 29. Oct. 1608. Sohn eines spanischen Edelmanns, vollendete er seine in Paris begonnenen, in Douai und Löwen fortgesetzten juristischen Studien in Salamanca, wo er im J. 1574 die juristische Doctorwürde erhielt, trat 1575 als Senator in das Regierungscollegium von Brabant ein, wurde 1577 zum Generalauditor der Armee, 1578 zum Generalprocurator ernannt. Bald aber legte er dieses Amt nieder und ging nach Spanien, wo er 1580 zu Valladolid in den Jesuitenorden eintrat. Von 1589–1604 wirkte er nacheinander als Professor der Philosophie, der Moraltheologie und der Heiligen Schrift an den Lehranstalten der Jesuiten in Douai, Lüttich, Löwen und Graz, kehrte dann nach Spanien zurück, siedelte aber nach kurzem Aufenthalt in Salamanca nach Löwen über, wo er sein Leben beschloß. Er war ein Mann von ausgebreiteten philologischen und historischen Kenntnissen, aber ohne alle kritische Schärfe und daher von grenzenloser Leichtgläubigkeit, die am krassesten in seinem „Disquisitionum magicarum libri sex“ (Löwen 1599 u. ö.) hervortritt, worin er den Glauben an Besessenheit und Teufelsaustreibung, sowie an die verschiedenen Arten magischer Künste in Schutz nimmt und durch eine Menge ganz unglaubwürdiger Erzählungen zu stützen sucht. Außerdem hat er noch einige theologische Schriften, ein Paar Streitschriften gegen L. Scaliger, ein juristisches Werk („Miscellanea scriptorum ad universum ius civile“, Paris 1580, Lyon 1606), eine historische Schrift über die Ereignisse in den Niederlanden in den Jahren 1592–94 („Commentarius rerum in Belgio gestarum a Petro Henriquez de Azvedo de Fuentes“. Madrid 1610 unter dem Pseudonym Rolandus Miriteus Onatinus veröffentlicht), endlich zahlreiche philologische Arbeiten verfaßt, die sich durchgängig auf dem Gebiete der römischen Literatur bewegen. Die umfänglichste und wenigstens für ihre Zeit verdienstlichste derselben ist die von ihm veranstaltete erste Sammlung der Ueberreste der tragischen Poesie der Römer („Syntagma Tragoediae latinae seu fragmenta veterum tragicorum et L. Annaei Senecae Tragoediae cum commentariis“, Antwerpen 1593, Paris 1619. III. Voll.). Vorher hatte er den sog. Polyhistor des C. Julius Solinus (Antwerpen 1572), Anmerkungen zu den Gedichten des Claudianus (ebd. dgl.) und die Tragödien des Seneca (Antw. 1576) herausgegeben; später folgten noch „Notae ad epitomen decadum Titi Livii“ (St. Gervais 1606).

Vgl. Baur in Ersch’ und Gruber’s Encykl. S. I, Bd. XXIII, S. 423. van der Aa, Biographisch Woordenboek der Nederlande XVI, p. 347 s.