Zum Inhalt springen

ADB:Degen, Jakob (Flugtechniker)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Degen, Jakob“ von Karl Karmarsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 22, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Degen,_Jakob_(Flugtechniker)&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:40 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 5 (1877), S. 22 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jakob Degen (Erfinder) in der Wikipedia
Jakob Degen in Wikidata
GND-Nummer 119463180
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|5|22|22|Degen, Jakob|Karl Karmarsch|ADB:Degen, Jakob (Flugtechniker)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119463180}}    

Degen: Jakob D., Mechaniker; geb. 17. Nov. 1756 im Schweizercanton Basel. Noch nicht 10 Jahre alt kam er nach Wien mit seinem Vater, welcher bei der von einem andern Schweizer, Namens Kännel, kürzlich (1764) in dem benachbarten Orte Penzing errichteten Seidenbandfabrik eine Werkmeisterstelle erhielt. Neun Jahre lang beschäftigte sich hier auch der junge D. mit Bandweben, endlich aber bestimmte eine lebhafte Neigung für die Mechanik ihn zur Erlernung der Uhrmacherei, womit er vier Jahre zubrachte. Nachdem er ferner über 10 Jahre als Uhrmachergehülfe gearbeitet, erwarb er 1793 das Meisterrecht. Sein über die Grenzen des Gewerbes hinausschweifendes Denken haftete schon längere Zeit an dem Projecte, eine zum Fliegen geeignete Maschine zu verfertigen. Im J. 1808 glaubte er das Ziel erreicht zu haben, und wirklich machte er zu jener Zeit mit seiner Flugmaschine kleine öffentliche Versuche, welche von Enthusiasten für Erfolg versprechend angesehen wurden, jedoch den Beweis lieferten, daß der aus zwei großen Flügeln bestehende Apparat allein nicht hinreichte, den mit Anstrengung arbeitenden Künstler zu erheben. Zur Unterstützung bediente sich deshalb D. zuerst eines Gegengewichts von 75 Pfund und stieg so am 18. April 1808 in der kaiserlichen Reitschule mittelst 34 Flügelschlägen 50 Fuß hoch. Für das Aufsteigen im Freien nahm er einen Luftballon zu Hülfe, und auf diesem Wege erreichte er bei zwei Vorstellungen auf dem Feuerwerksplatze im Wiener Prater (am 13. und 15. November 1808) Höhen von 240 und 630 Fuß. Als ein großes Hinderniß gegen beliebige Lenkung des Fluges zeigte sich jedesmal der Wind. Vorzüglich aus diesem Grunde erntete der Künstler im J. 1813 zu Paris mit seinen Flugversuchen nur Mißlingen und selbst Spott. Einen befriedigenden Wirkungskreis fand er später als Werkmeister bei der Nationalbank in Wien, welche Stelle er noch 1834 einnahm. Auch in dieser Periode wurden aber die Flugversuche nicht ganz aufgegeben und namentlich im Garten zu Schönbrunn erneuert, jedoch ohne bessern Erfolg. Der erfinderische Mann, der sein Leben einer beharrlich festgehaltenen Idee gewidmet hatte, starb zuletzt in Dürftigkeit und Verschollenheit auf dem Lande in der Nähe von Wien; Ort und Zeitpunkt seines Todes sind unermittelt.