Zum Inhalt springen

ADB:Dammers, Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Dammers, Friedrich“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 616–617, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dammers,_Friedrich&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:19 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Dambach, Otto
Nächster>>>
Dankó, Joseph
Band 47 (1903), S. 616–617 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Dammers in der Wikipedia
Friedrich Dammers in Wikidata
GND-Nummer 135729475
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|47|616|617|Dammers, Friedrich|Bernhard von Poten|ADB:Dammers, Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=135729475}}    

Dammers: Friedrich D., königlich hannoverscher Generalmajor, der Sohn eines althannoverschen Officiers, welcher 1841 als pensionirter General starb, am 6. September 1818 zu Nienburg an der Weser geboren, erlernte, nachdem er das Polytechnikum zu Hannover besucht und in einer dortigen Privatunterrichtsanstalt für den militärischen Beruf vorbereitet war, seit Ostern 1835 bei dem zu Nienburg garnisonirenden 9. Linienbataillone den Dienst, wurde an seinem Geburtstage des nämlichen Jahres im 6. Linienbataillone zu Stade Officier, besuchte von 1840 bis 1844 die Generalstabsakademie zu Hannover, erwarb als Premierlieutenant im 5. Infanterieregimente während des Krieges gegen Dänemark am 5. Juni 1848 bei der Eroberung der Düppeler Höhen den Guelfenorden und erhielt 1851 eine Compagnie im 3. Infanterieregimente zu Northeim, in welchem er 1858 Bataillonscommandeur wurde. Dieses führte er, als im December 1863 Hannover mit Sachsen die gegen Dänemark verhängte Bundesexecution zu vollziehen hatte, nach Holstein. Sein dortiges Verhalten lenkte die Aufmerksamkeit König Georg V. auf D. Im April 1866 berief er ihn in die Zweite Kammer der allgemeinen Ständeversammlung, in welche er drei Mitglieder „wegen des Klosterfonds“ zu entsenden hatte. D. sollte dort die militärischen Interessen vertreten. Sie kamen nicht zur Verhandlung, weil der ausbrechende Krieg der Versammlung ein Ende machte. Als der König in der Frühe des 16. Juni von Hannover zur Armee abreiste, ließ er D. den Befehl zukommen, an diesem Tage noch der letzten Kammersitzung beizuwohnen und sich am Abend in Göttingen zu melden. Hier empfing er ihn mit der Eröffnung, daß er ihn an Stelle des Generals v. Tschirschnitz (A. D. B. XXXVIII, 725) zu seinem Generaladjutanten ernannt habe. Die Nachricht traf den Empfänger ganz unvorbereitet. Sie war für ihn um so überraschender, als er im Laufe seiner Dienstzeit dem Könige nie näher getreten war und als dieser, abgesehen von gelegentlichen gleichgültigen Ansprachen bei Meldungen und Empfängen, nie Worte mit ihm gewechselt hatte. Die einzige Erklärung für die getroffene Wahl gibt ein Vorfall, welcher im Sommer 1864 in Holstein sich zugetragen hatte. Als D. damals [617] Commandant von Rendsburg war, gerieth er in ein Zerwürfniß mit dem Obercommando der verbündeten österreichisch-preußischen Truppen. Den ersten Anlaß gab eine an und für sich geringfügige Flaggenangelegenheit, in welcher er, wenn auch das Recht auf seiner Seite sein mochte; politisch wenig klug gehandelt hatte. Aus seinem Verfahren bei Behandlung der Flaggenfrage und aus der Stellung, welche er zu nachfolgenden Streitigkeiten zwischen preußischen Soldaten einerseits, hannoverschen und sächsischen andererseits genommen hatte, wurde ihm preußischerseits ein Vorwurf gemacht und Prinz Friedrich Karl, der Höchstcommandirende, forderte seine Absetzung. Dem Verlangen wurde durch Ablösung des von D. befehligten Bataillons entsprochen; sein gesammtes Verhalten aber hatte den Beifall König Georg’s gefunden, welcher in ihm den rechten Mann zur Lösung der ihm jetzt zugedachten Aufgabe erblickte. In der Armee, welche durch den stattgehabten Wechsel ebensosehr überrascht war wie D. selbst, wurde die Wahl nicht ungünstig beurtheilt. Man hielt D. für fähig und energisch, fürchtete aber, daß allzu großes Selbstbewußtsein einer ersprießlichen Thätigkeit im Wege sein und sein aufbrausendes Wesen ihn zu unüberlegten Schritten verleiten könnte. Die ihm gewordene Aufgabe war eine sehr schwere, da der König trotz seiner Blindheit den Oberbefehl der Armee, welchen er formell abgetreten hatte, in der That weiterführte und der Generaladjutant ihm dabei als nächster Gehülfe zur Seite stand; sie war für D. um so schwerer als sie ihn zu einer ihm ganz fremden Thätigkeit in einem Augenblicke berief, in welchem Alles auf dem Spiele stand und die Verhältnisse zu sofortiger Entscheidung drängten. Er nahm sich ihrer mit großem Eifer und treuer Hingebung an. Da die Leitung der Operationen mehr oder weniger in die Hände des am 17. zum commandirenden General ernannten Generals v. Arentsschildt (A. D. B. XLVI, 33) gelegt wurde, hatte er freilich auf diese vermöge seiner Stellung keinen Einfluß zu äußern, dagegen wurde er mehrfach durch ihm ertheilte allgemeine Weisungen des Königs und durch Sonderaufträge reinmilitärischer sowie militärpolitischer Natur zu thätiger Mitwirkung bei den Vorgängen des Feldzuges veranlaßt, in dessen Verlaufe er zu den Persönlichkeiten in der Umgebung des Königs gehörte, welche sich weder durch Unterhandlungen noch durch den Widerstand des Feindes im Marsche nach Baiern aufhalten lassen wollten. Nach der am 29. Juni abgeschlossenen Capitulation der Armee ging er zunächst, mit geheimen Aufträgen und mit Vollmachten in Beziehung auf die Gestaltung des Schicksals der Officiere versehen, nach Hannover, wurde dann zum Könige nach Wien beschieden und nahm, als die Officiere Ende December 1866 ihres Eides entbunden wurden, mit hannoverscher Pension, also ohne sich Preußen gegenüber irgendwie zu verpflichten, seinen Abschied. Er zog sich nun zunächst nach Pirna, dann nach Dresden zurück, stand dabei in stetem Verkehre mit König Georg, welcher ihm sein Vertrauen, trotz mannichfacher gegen D. mit Unrecht erhobener Verdächtigungen und Anfeindungen, nicht entzogen hatte, und ihn mehrfach an sein Hoflager zog, und starb zu Dresden am 15. Mai 1887. Das hierunter als Hauptquelle genannte Buch enthält seine in den letzten Lebensjahren niedergeschriebenen Aufzeichnungen.

Erinnerungen und Erlebnisse des königlich hannoverischen Generalmajors Georg Friedrich Ferdinand Dammers, letzten Generaladjutanten des Königs Georg V. von Hannover. Hannover 1890.