ADB:Cruciger, Caspar (der Jüngere)
[1] Kaspar C. der Jüngere, protestantischer Theologe, Sohn des vorigen, ward geb. am 19. März 1525 zu Wittenberg, † am 16. April 1597. Unter dem vorwiegenden Einflusse seines Vaters und Melanchthon’s gebildet, wandte er sich der philippistischen Richtung zu, wie er schon 1556 bei Gelegenheit einer Synode in Eisleben bekundete. Am 22. Februar desselben Jahres zum Magister der Theologie promovirt, erhielt er am 26. April 1557 auf Vorschlag der Universität eine Lection in der Artisten-Facultät. Daneben las er auch Theologisches, ohne sich jedoch weiter hervorzuthun. Nach dem Tode Melanchthon’s empfing er am 10. April 1561 dessen theologische Lection mit der Anweisung, sich den theologischen Doctorgrad zu erwerben, „um mit größerem Ansehen lehren zu können“. In Folge dessen promovirte er am 16. Mai zum Licentiaten der Theologie, verschob aber die Doctorpromotion, um noch einige Genossen zu finden und sich mit ihnen in die Kosten theilen zu können. Erst am 14. Decbr. 1569 ward er in die theologische Facultät aufgenommen, am 11. Mai 1570 mit fünf Anderen feierlich zum Doctor der Theologie promovirt und führte 1571 das Rectorat. Schon war er damals in die philippistischen Streitigkeiten, die ihm so verderblich wurden, hineingezogen; auch er gehörte zu [623] den Verfassern des „Endlicher Bericht“ gegen die Flacianer. So konnte er bei dem Rückschlag 1574 nicht verschont bleiben. Er kam kurze Zeit nach Leipzig ins Gefängniß, ward dann nach Naumburg internirt und mußte sich 19. Novbr. 1576 verpflichten, die sächsischen Lande auf immer zu meiden und nie etwas gegen den Kurfürsten, seine Lande, seine Kirchen und Universitäten zu schreiben. Zunächst nahm der Graf Johann von Nassau ihn mit seiner Familie auf und erhielt ihn zwei Jahre in Dillenburg. Dann zog Landgraf Wilhelm IV. ihn als Lehrer des Prinzen Moritz nach Cassel und machte ihn zum Pfarrer und Vorsitzenden des geistlichen Consistoriums. Als solcher gab C. sich viele Mühe, die philippistische Richtung im Lande zur herrschenden zu machen und begünstigte die Verbreitung reformirter Lehre. Dagegen schlug er einen Ruf an die Universität Leyden aus, um dem Vorwurfe kein Recht zu geben, daß er ganz zum Calvinismus übergetreten sei. Für die theologische Wissenschaft hat er nichts Bemerkenswerthes geleistet.
Cruciger:[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 621 f. Beide Cruciger schreiben sich selbst stets Cruziger. [Bd. 11, S. 794]