ADB:Civilis Julius
Armins hielten es bei dem Aufstand viele mit den Römern aus Neid gegen C., unter diesen auch ein Neffe Julius Briganticus. Civilis’ Geschlecht war das vornehmste unter den Batavern (H. IV. 13) und auch bei den Römern stand er in hohem Ansehen (H. V. 26). Mit seinem Bruder Julius Paulus wurde er – nach Tacitus fälschlich – verdächtigt an dem Aufstand gegen Nero betheiligt gewesen zu sein. Sein Bruder wurde von dem Statthalter Fontejus Capito getödtet, C. in Ketten nach Rom geschickt, hier aber von Galba befreit, der unterdeß den Nero gestürzt hatte. Bald darauf erhoben jedoch am 2. und 3. Januar 69 die germanischen Legionen den Vitellius zum Kaiser und verfolgten die Mörder des Capito. Dazu rechneten sie auch den C., der dem Tode nur entging, weil man die Bataver zu beleidigen fürchtete. In dieser Stimmung trafen ihn Briefe des Primus Antonius, eines geschickten Parteigängers des Vespasian (H. II. 86), welche ihn aufforderten einen Aufstand zu erregen und dadurch den Vitellius zu hindern, die germanischen Legionen nach Italien zu ziehen. C. wartete jedoch, bis nur noch schwache Reste der Legionen am Rhein standen. Der Aufstand verlief in zwei Perioden. In der ersten kämpfte C. allein mit den Batavern und einigen benachbarten germanischen Stämmen, unter denen die Prophetin Veleda für den Kampf wirkte. Der Krieg drehte sich namentlich um Castra Vetera. Die Gallier standen auf Seite der Römer, deren Macht aber durch wiederholte Militäraufstände gelähmt ward. C. gab vor für Vespasian zu kämpfen, bei Vitellius’ Tode setzte er aber den Kampf fort und nun erhoben sich die gallischen Völkerschaften der Trevirer und Lingonen, um im Bunde mit C. ein imperium Gallorum zu gründen. Ihre Führer Tutor und Classicus bewogen oder nöthigten auch die Legionen dazu, den [269] Eid auf dies imperium Gallorum zu leisten, sowie das mächtige Köln. C. und die Germanen leisteten den Eid jedoch nicht. Das von Vespasian gesandte Heer unter Cerealis brachte die beiden gallischen Völker und die abgefallenen Legionen rasch zum Gehorsam, den C. und die Bataver erst nach längerem, wechselndem Kampfe. C. ergab sich auf Grund einer Verhandlung, deren Ergebniß uns mit dem Schluß der Historien des Tacitus verloren ist (70 n. Chr. im Herbst, (H. V. 26). C. war ein kühner und verschlagener Mann, von großem Einfluß auf seine Umgebung. Er war einäugig und verglich sich deshalb mit Sertorius und Hannibal. 25 Jahre hatte er zur Zeit des Aufstandes im römischen Dienst gestanden, und schon jener Vergleich zeigt, daß ihm römische Bildung nicht ganz fern geblieben war. Mit dem Trevirer Classicus bot er dem Cerealis an, er möge Kaiser von Gallien werden und ihnen ihre Völker überlassen. Im ganzen aber bleiben wir über seine Pläne wie über seinen Charakter im Dunkeln. Unsere Kenntniß ruht fast ganz auf Tacitus.
Civilis: Julius C., – der Name Claudius C. steht nur an einer verdorbenen Stelle Histor. IV. 13, – ein Bataver, Führer in dem größten Krieg, der die Herrschaft der Römer am Rhein in den ersten 2 Jahrhunderten erschütterte. Die Bataver, ein Zweig der Chatten, auf der Insel zwischen Rhein und Waal, gehorchten dem römischen Legaten in Köln. Tribut wurde nicht von ihnen gefordert, nur Mannschaft, aber diese Aushebung zu hartem Druck mißbraucht. Sie führten zahlreich römische Namen, unterschieden sich durch bessere Waffen und Kriegszucht von den rechtsrheinischen Germanen, lebten aber sonst in den alten Sitten (H. IV. 14) und der alten Verfassung ohne ein gemeinsames Oberhaupt in kleinen Gauen. Die Vornehmen stritten mit einander um den größten Einfluß und wie zur Zeit- Litteratur: A. Dederich, Geschichte der Römer und Germanen am Niederrhein. Emmerich 1854. Mit einer lithographischen Karte des südlichen Hamalandes und der Rheinbette in den verschiedenen Jahrhunderten. Hier wird namentlich die schwierige Geographie untersucht. Dafür siehe auch L. Th. C. van den Berg, Handboek der middel-nederlandsche geographie. ’s Gravenhage 1872. Mascou, Geschichte der Teutschen. 1750. E. Meyer, Der Freiheitskrieg der Bataver unter Civilis. Hamburg 1856. Programm. Watterich, Die Germanen des Rheins. Leipzig 1872, findet zuviel Begeisterung für allgemein deutsch nationale Zwecke in diesen Kämpfen. Rudolf Usinger, Die Anfänge der Germanen. Hannover 1875. S. 175–185. Zumpt, Annales veterum regnorum et populorum. Berlin 1862.