Zum Inhalt springen

ADB:Chlodwig I.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Chlodwig I.“ von Albrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 128–129, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Chlodwig_I.&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:28 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Chlodulf
Nächster>>>
Chlodwig II.
Band 4 (1876), S. 128–129 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Chlodwig I. in der Wikipedia
Chlodwig I. in Wikidata
GND-Nummer 118675958
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|128|129|Chlodwig I.|Albrecht|ADB:Chlodwig I.}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118675958}}    

Chlodwig I., der Sohn des Childerich und der Basina, regierte ein Menschenalter lang, 481–511; in jedes der drei Decennien wird eine seiner großen Thaten verlegt, 486 die Niederwerfung der Römer, 496 die der Alamannen, 507 die der Westgothen. Der Ausgangspunkt von Chlodwigs Macht ist Tournay. Dort herrschte er über einen Theil des salischen Stammes, neben ihm seine Vettern Chararich im Morinerlande, Ragnachar und dessen Brüder Richar und Rignomer in Cambray, endlich bei den ripuarischen Franken in Köln Sigibert. Ch. begann seine Laufbahn damit, daß er die Römerherrschaft des Syagrius in Gallien niederwarf. Verbündet mit Ragnachar, von Chararich im Stich gelassen, schlägt Ch. den Syagrius bei Soissons 486. Syagrius flüchtete zu den Westgothen, wird an Ch. ausgeliefert und in der Haft getödtet. Bis zur Seine erwarb er damals, erst später (497) in wiederholten Feldzügen bis zur Loire alles Land als Eigenthum des erobernden Königs. Dieser Umstand, sowie die Herrschaft über eine große Zahl römischer Unterthanen wurden bedeutungsvoll für die ganz neue Herrscherstellung, die sich Ch. mit blutiger Energie, mit verschlagener List, unbewußt handelnd im mächtigen Thatendrange erwirbt. Zeitgenosse Theoderichs des Großen und durch seine Schwester Audeflede dessen Schwager, begründet er, was den Ostgothen nicht gelang, aus römischen und deutschen Elementen ein dauerndes Reich. – Im zehnten Jahr seiner Regierung bekämpft er die Thoringer (Gegend von Tongern) und verleibt ihr Gebiet seinem Reiche ein. – Noch war er Heide, als er schon Remigius von Rheims seinen Schutz angedeihen ließ und mit der Christin Chrotechildis aus burgundischem Königsstamme vermählt war. Der erste Sohn dieser Ehe, Ingomer, ward getauft und starb bald darnach; auch der zweite, Chlodomer (geb. 495), ward getauft noch ehe der Vater übertrat. Das geschah erst nach dem Alamannenkriege von 496. Ripuarische und salische Franken fochten in der Entscheidungsschlacht dieses Jahres, welche gewöhnlich mit Unrecht die von Zülpich genannt wird. Der Heerkönig der Alamannen fiel, ihr Land wurde eine Beute der Franken und zwar wurde der nördliche Theil bis zum Neckar von fränkischen Ansiedlern eingenommen, der Rest blieb alamannisch unter fränkischer Königshoheit. Ein Theil der Alamannen fand auf ostgothischem Gebiete in der Schweiz Schutz und Wohnsitze. So vereinigte jene Schlacht zwei deutsche Stämme unter Chlodwigs Regierung. Für ihn persönlich ward sie entscheidend, insofern er in einem Augenblick der Noth, wie Gregor von Tours erzählt, sich zum offenen Uebertritt zum Christenthum entschloß. Die Taufe vollzog Remigius von Rheims. Mit ihm wurden seine Schwestern Alboflede und Lantechilde, bis dahin Arianerinnen, getauft, wahrscheinlich auch sein ältester Sohn Theoderich, das Kind einer Beischläferin; außerdem 3000 Franken. Der Rest von Chlodwigs Franken verharrte noch eine Zeit lang im Heidenthum und Viele wendeten sich um des neuen Glaubens willen von Ch. ab dem Ragnachar zu. Aber das Christenthum wurde zur officiellen Religion erhoben und zwar das römische Christenthum. Die Verbindung mit der römischen Bevölkerung Galliens ward dadurch erleichtert, der mächtige Einfluß der Geistlichkeit dem Könige dienstbar. Das zeigte sich besonders in dem Kampf mit den arianischen Westgothen, den Gregor von Tours auf religiöse Gründe zurückführt. Zwar hielt eine persönliche Zusammenkunft Chlodwigs mit dem Westgothenkönige Alarich II. auf einer Loireinsel nahe bei Amboise im Jahre 498 den Ausbruch des Krieges auf, mehr vielleicht noch die beginnenden Verwicklungen mit Gundobald, dem Könige der Burgunder. Von [129] dessen Bruder Godegisil herbeigerufen, erschien Ch. 501 vor Dijon, während des Kampfes ging Godegisil zu ihm über und entschied so den Sieg. Der flüchtige Gundobald wurde in Avignon belagert und verstand sich zur Tributzahlung. Um diesen Preis schloß Ch., der überdies von seinen ostgothischen Bundesgenossen nicht gehörig unterstützt wurde, Frieden. Godegisil fiel später im Kampfe gegen seinen Bruder zu Vienne und die bei dieser Gelegenheit gefangenen Franken schickte Gundobald zu Alarich II. Vielleicht trug auch dies zum Kriege mit den Westgothen bei, der im J. 507 ausbrach, nachdem Ch. von einer langen Fieberkrankheit, die ihn zu Paris befallen hatte, genesen war. Mit den ripuarischen Franken verbündet, schlug Ch. 507 bei Voullon in der Nähe von Poitiers die Westgothen. Alarich II. fiel im Kampfe von Chlodwigs Hand, auch dieser selbst war während der Schlacht in Lebensgefahr. Nach derselben sandte er seinen Sohn Theoderich nach der Auvergne, er selber überwinterte in Bordeaux und vervollständigte seine Eroberung im J. 508 durch die Einnahme der feindlichen Hauptstadt Toulouse und die Erbeutung von Alarichs Königsschatz. Diesem Kriege, wie schon dem Burgunderkampfe, sah Theoderich der Große unthätig zu und begnügte sich, indem er aus der Verlassenschaft des ihm nahe verwandten Alarich II. die Provence für sich nahm, die westlichen Alpenpässe vor den vordringenden Franken zu sichern. In Tours trafen 508 die Boten des Kaisers Anastasius den siegreichen König und brachten ihm den Titel eines Patricius und Consuls, der ihn in den Augen seiner römischen Unterthanen nur noch mehr hob, ohne ihn in Abhängigkeit von den Byzantinern zu bringen. – Erst jetzt vereinigte Ch. die ihm bisher verbündeten Königreiche der Franken zu einer Herrschaft. Chararich ward mit seinem Sohne gefangen und geschoren, später hingerichtet. Ragnachar und seine Brüder fielen nach unglücklichem Kampfe durch den Verrath der eignen Mannen in Chlodwigs Hände und wurden von ihm eigenhändig getödtet. Der ripuarische Sigibert endlich fiel im Walde Buchonia, auf Anstiften des Sohnes ermordet. Dieser selbst, Chloderich, war von Ch. zum Mord angetrieben worden, auf Chlodwigs Anstiften wurde auch er getödtet, das ripuarische Frankenland mit Chlodwigs Herrschaft vereinigt. So ist mit Kampf und Gewaltthat das Reich gegründet worden, das von Paris aus regiert wurde. 511 starb Ch., unter vielen Königen seines Geschlechts die gewaltigste Herrschernatur. Sein Reich ward getheilt unter die Söhne Theoderich, Chlodomer, Chlothar, Childebert. Eine Tochter, Chrotechildis, war dem Könige der Westgothen, Amalrich, vermählt. Chlodwigs Grab befindet sich in der von ihm gegründeten Abtei Ste. Geneviève zu Paris.

Junghanns, Geschichte der fränkischen Könige Childerich und Chlodowech.