ADB:Chauvin, Etienne
Erscheinungsbild
Krug’s Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften Bd. 3. S. 208. Auch soll Monard in einer Histoire de Nismes tom. 6 p. 365 und tom. 7 p. 312 seiner gedenken, sein Todesjahr jedoch falsch bestimmen.)
Chauvin: Etienne (Stephan) Ch., Theologe und Philosoph, geb. am 18. April 1640 zu Nimes in Languedoc, † 6. April 1725 in Berlin. Er gehört zu jenen aus Frankreich im 17. Jahrhundert Exilirten, denen der Verlauf ihrer Lebensschicksale eine neue Heimath in Deutschland bereitete. Nachdem er in Folge der Aufhebung des Edicts von Nantes sein Vaterland verlassen und darauf gegen zwei Jahrzehnte theils als Vorsteher eines Pensionats, theils als reformirter Pastor in Rotterdam gelebt hatte, kam er um 1695, bereits 55 Jahr alt, nach Berlin. Er wirkte dort als Hauptprediger der reformirten Kirche, Inspector und Professor der Philosophie am Collége francais noch ungefähr 30 Jahre. Auch schriftstellerisch thätig war er dort noch. Er setzte die in Rotterdam begonnene Herausgabe des „Nouveau journal des savants“ von dort aus einige Jahre fort. Sein Hauptwerk jedoch, dessen Ruf auch seine Uebersiedelung nach Berlin vermitteln half, erschien bereits, wenigstens in der ersten Auflage, im Jahre 1692 in Rotterdam. Dies Werk, nämlich das „Lexicon rationale sive thesaurus philosophicus ordine alphabetico digestus“ (in zweiter verbesserter Ausgabe Leeuwarden 1713 gedruckt), zeichnete sich vor den damals gebräuchlichen philosophischen Wörterbüchern dadurch aus, daß es nicht blos die philosophischen Kunstwörter, sondern auch die Sachen mit Erwähnung verschiedener Ansichten darüber und illustrirt durch Zeichnungen enthielt. Freilich trägt diese Arbeit noch ein vorwiegend aristotelisch-scholastisches Gepräge, ist aber doch ein tüchtiges Zeugniß der philosophisch-physikalischen Studien des Verfassers. Die Physik war eine Lieblingswissenschaft Chauvin’s, der er bis an seinen Tod treu blieb, wenn anders die Nachricht verbürgt ist, daß er ein Lehrbuch der Physik druckfertig hinterließ. (Notizen über ihn finden sich außer in den größeren Encyklopädien und Gelehrten-Lexicis in