ADB:Call, Leonhard von
[WS 1], wie es scheint als Sohn eines Landmanns, ließ sich nach einigen als Guitarrevirtuose unternommenen Reisen dauernd in Wien nieder; seit 1801 ward sein Name dort rasch beliebt und populär, aber schon 1815 starb er; eine heitere liebenswürdige Persönlichkeit und ein wackerer Gatte und Vater. – C. verfaßte zahlreiche Compositionen für Violine, Flöte, Guitarre und andere Instrumente und stieg sogar bis zum Streichquartett, freilich nur für Zwecke der musikalischen Unterhaltung und des Unterrichts. Seine große Popularität in den ersten Jahrzehnten unsers Jahrhunderts charakterisirt eine Zeit der Contraste: Beethoven mit seinem gewaltigen Orchester auf der einen und C. mit Flöte und Guitarre auf der anderen Seite! Den größten Erfolg gewann C. als Gesangcomponist durch seine Duette und Terzette und namentlich durch seine Vocal-Quartette. In der Geschichte unserer Liedertafeln muß er neben und chronologisch sogar vor Nägeli als einer der Begründer des vierstimmigen Männergesanges genannt werden. In diesen Werken verband C. eine süße, häufig in opernhaften Coloraturen prangende Cantilene mit Begleitstimmen von nahezu instrumentaler Figurirung und Rhythmik. Beim Reize der Neuheit wirkten diese Mittel höchst bestechend, erschienen dann aber auch um so rascher manierirt und abgenützt. Ein entschiedenes Talent der leicht anmuthigen Musikspielerei gehört C. ganz und gar seiner Zeit und ist mit ihr versunken.
Call: Leonhard v. C., Musiker, geboren 1799
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Gemeint ist: 1779, wie auch bei Wurzbach angegeben. Richtiger ist vermutlich 1769.