ADB:Bucher, Jordan
[315] in Horb, im Herbst 1852 Präceptoratscaplan in Buchau, am 21. Februar 1854 als solcher nach Scheer versetzt, am 14. August 1860 Stadtpfarrer in Heilbronn. – Als Student löste B. die von der Tübinger katholisch-theologischen Facultät für 1846/47 gestellte Preisaufgabe: „Welche Quellen benutzte der Evangelist Johannes bei seiner Lehre vom Logos in formeller und materieller Beziehung?“ Aus dieser Arbeit veröffentlichte er zunächst den Excurs: „Kritische Bemerkungen zu der von Schwegler und Genossen gemachten Verhältnißbestimmung der Apokalypse zum johanneischen Evangelium“, in der Freiburger „Zeitschrift für Theologie“, Bd. XXI (1849), S. 150–166. Die ganze Arbeit erschien, mehrfach gekürzt, zuerst unter dem Titel: „Beiträge zur Logologie des Evangelisten Johannes“, in der von Scheiner und Häusle in Wien herausgegebenen „Zeitschrift für die gesammte katholische Theologie“ (Bd. III, 1852, S. 171–194; Bd. IV, 1852, S. 325–357; Bd. VI, 1854, S. 40–77, 371–421); dann ausführlicher und inzwischen an manchen Stellen umgearbeitet als Buch unter dem Titel: „Des Apostels Johannes Lehre vom Logos, ihrem Wesen und Ursprunge nach historisch-kritisch erörtert“ (Schaffhausen 1856). Das hauptsächlichste Interesse concentrirt sich auf die Bestimmung des Verhältnisses der johanneischen Logoslehre zu derjenigen des Philo. Als Voraussetzung für die Erörterungen hierüber hatte B. seine Auffassung der philonischen Logoslehre in einer schon früher veröffentlichten speciellen Schrift eingehender dargelegt: „Philonische Studien. Versuch, die Frage nach der persönlichen Hypostase des in den philonischen Schriften auftretenden Logos auf historisch-pragmatischem Wege zu lösen. Zugleich eine gedrängte Darlegung des philonischen Systems“ (Tübingen 1848). Der größere Theil der schriftstellerischen Thätigkeit Bucher’s gehört auch weiterhin dem Gebiete der neutestamentlichen Exegese an, mit vorwiegend praktischer Richtung. Hierher gehören die Werke: „Die heiligen Schriften des Neuen Testamentes nach den besten katholischen älteren und neueren Schriftauslegern praktisch erklärt“; davon erschienen vier Bände, die Evangelien und die Apostelgeschichte umfassend (Schaffhausen 1856–1866); „Das Leben Jesu Christi und der Apostel. Geschichtlich-pragmatisch dargestellt“; davon erschien nur der erste Band als für sich bestehendes Werk unter dem Titel: „Das Leben Jesu Christi“ (zuerst in Lieferungen, Stuttgart 1857 f., dann als abgeschlossener Band 1859); „Die Gleichnisse unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi“ (Schaffhausen 1860); „Biblische Geschichten aus dem Leben und Leiden Jesu Christi“ (Schaffhausen 1861); „Das Leben Jesu von D. Fr. Strauß nach der neuen ‚für das deutsche Volk‘ bearbeiteten Ausgabe in seinen Grundgedanken für christliche Leser beurtheilt“ (Augsburg 1864); „Die Chronologie des Neuen Testamentes. Mit geschichtlichen, exegetischen und synoptischen Erörterungen“ (Augsburg 1865; einzelne Partien dieser Arbeit waren zuvor in der Oesterreichischen Vierteljahresschrift 1863 und 1865 veröffentlicht worden); als letzte Arbeit Bucher’s erschien noch nach seinem Tode in der Oesterreichischen Vierteljahresschrift (X. Jahrg. 1871, S. 541–564): „Exegetische Studie über Römer XI, 25–32, mit Inhaltsübersicht des Römerbriefes“. Von seinen übrigen Schriften sind zu nennen: „Die sieben heiligen Sacramente der katholischen Kirche“ (Schaffhausen 1859); „Die sieben heiligen Weihen des Priesterthums der katholischen Kirche“ (Schaffhausen 1860; 2. Aufl., Regensburg 1897); die Uebersetzung des Werkes von Achilles Dupuy: „Geschichte des heil. Martin, Bischofs von Tours, und seiner Zeit“ (Schaffhausen 1855); „Die Weissagungen Hermanns von Lehnin“ (2. Aufl., Tuttlingen 1861); und die „Griechische Vorschule oder kurzgefaßte griechische Grammatik“ (Tuttlingen 1861). Eine Anzahl von Erbauungsschriften verzeichnet Neher. Im [316] „Magazin für Pädagogik“ veröffentlichte B. 1851 ff. einige pädagogische Aufsätze.
Bucher: Jordan B., katholischer Theolog, geboren am 5. März 1823 zu Friedingen, Oberamt Tuttlingen, in Württemberg, † am 18. März 1870. Er studirte in Tübingen Theologie und Philologie, wurde 1848 Dr. phil. und empfing am 4. September 1848 die Priesterweihe. Darauf wurde er im December 1848 Präceptoratsverweser in Mengen, am 30. März 1849- St. J. Neher, Personalcatalog der Geistlichen des Bisthums Rottenburg, 3. Aufl. (Schw. Gmünd 1894), S. 111.