ADB:Braun, Karl Friedrich Wilhelm
Hoppe befreundet und dem Studium der Botanik mit besonderer Vorliebe zugewendet, fand er während dieser Zeit Gelegenheit, mit diesem Gelehrten botanische Reisen in den Salzburger und Kärnthner Alpen zu unternehmen; auf dessen Empfehlung hin begleitete er dann auch später den Obersten v. Welden auf dessen botanischen Reisen in Oberitalien und in den piemontesischen Gebirgen, wobei er diese Gelegenheit gewissenhaft benutzte, sich eine Fülle von [270] Kenntnissen in der Pflanzenkunde zu verschaffen. Seine pharmaceutischen Studien setzte er an dem berühmten Trommsdorff’schen Institut in Erfurt und dann auf der Universität zu Prag fort und bestand endlich die Prüfung für Apotheker in München mit der Note vorzüglich. Nach seiner Vaterstadt zurückgekehrt, übernahm er die elterliche Apotheke, verkaufte diese jedoch bald, um ganz dem Studium der Naturwissenschaften leben zu können. Bei der Errichtung einer Gewerbschule in Bayreuth wurde B. als Lehrer der Naturgeschichte am 11. Sept. 1833 angestellt und wirkte an dieser Anstalt mit bestem Erfolge bis zu seinem Tode. Die botanischen Studien, die B. von frühester Jugend eifrigst betrieben, verschafften dem erst siebenzehnjährigen Jüngling die Ernennung als Eleve der botanischen Gesellschaft in Regensburg, später wurde er zum Mitgliede dieser Gesellschaft ernannt. In Prag nahm er Theil an den phytopaläontologischen Untersuchungen des Grafen Sternberg und legte dadurch den Grund zu seinen späteren mit Erfolg betriebenen Studien über Pflanzenversteinerungen. Auch betheiligte er sich an den Arbeiten Funk’s in Gefrees, welcher die Herausgabe der kryptogamischen Gewächse des Fichtelgebirges besorgte. Von entscheidendem Einflusse jedoch war erst der Umgang mit dem damals als Regierungsdirector in Bayreuth lebenden, durch seine ausgedehnte Sammlung und paläontologischen Arbeiten berühmten Gelehrten Graf v. Münster, sowie die Anregungen, die er durch den Bayreuther Regierungs-Präsidenten Fr. v. Andrian-Werburg, der gleichfalls für paläontologische Studien sich interessirte und die Anlage einer Kreis-Sammlung von Mineralien und Versteinerungen sowol in Bayreuth als später in Ansbach veranlaßte, erhielt. Von letzterem wurde er mit dem Auftrag betraut, die nach und nach reichlich aufgebrachten Schätze in der Kreissammlung zu bestimmen und zu ordnen. Das Ergebniß dieser Arbeit bildet Braun’s erste paläontologische Publication: „Verzeichniß der in der Kreissammlung in Bayreuth vorhandenen Petrefacten“, Leipzig 1840, mit einer geognostischen Karte von Oberfranken. Auch betheiligte er sich an den von Münster herausgegebenen „Beiträgen zur Petrefactenkunde“ durch mehrere Abhandlungen. Um diese Zeit erwarb sich B. auch wesentliche Verdienste um die Bestimmung der Versteinerungen der Universitätssammlung in Erlangen, und erhielt von dieser Universität 1840 honoris causa das Doctordiplom. Die besonders günstige Lage Bayreuths in der Nähe unerschöpflicher Lagerstätten fossiler Keuperpflanzen (Phantasie, Eckersdorff, Dondorff, Theta) und von Muschelkalkversteinerungen am Leinecker Berge lenkte Braun’s Aufmerksamkeit hauptsächlich auf diese Gegenstände, welche er später ausschließlich zum Gegenstande seiner wissenschaftlichen Forschungen machte. Vorzügliche Verdienste erwarb sich B. für die genaue Kenntniß der Keuperflora und des Sauriergeschlechtes Placodus aus dem Muschelkalke. Unter seinen zahlreichen Publicationen sind hervorzuheben: „Beiträge zur Urgeschichte der Pflanzen“, 1843 u. 1854; „Ueber das Bayreuther versteinerte Holz“, 1859; „Die Thiere in den Pflanzenschiefern der Gegend von Bayreuth“, 1860; „Ueber Placodus gigas und Andriani“, 1862; „Ueber Placodus quinimolaris“ 1863. Zur Anerkennung seiner Verdienste um die Phytopaläontologie trägt eine vorweltliche Conifere den Namen Pallisya Brauni. B. wurde in Folge seiner wissenschaftlichen Leistungen zum Mitgliede der kaiserl. königl. Leopold. Akademie der Wissenschaften unter dem Namen „Baier“ und vieler anderen gelehrten Gesellschaften ernannt. König Otto von Griechenland ehrte ihn mit Verleihung der goldenen Medaille für Wissenschaft und später des griechischen Erlöserordens. Noch verdient erwähnt zu werden, daß es den Bemühungen Braun’s zu verdanken ist, wenn die Graf v. Münster’sche paläontologische Sammlung, welche jetzt die Grundlage des paläontologischen Museums in München [271] ausmacht, und mit welcher die Entwicklung der paläontologischen Wissenschaft in Deutschland innigst verknüpft erscheint, Deutschland erhalten blieb.
Braun: Karl Friedr. Wilhelm B., Baruthinus, wie er gern selbst sich nannte, als Botaniker, insbesondere als Phytopaläontolog bekannt, geb. als Sohn eines Apothekers in Bayreuth 1. Dec. 1800, † 20. Juli 1864, wurde selbst wieder, obwol gegen Willen und Neigung, zum Apotheker bestimmt. Seine Lehrjahre brachte er, wie üblich, in einer Apotheke zu Regensburg zu und ging dann als Gehülfe nach Salzburg und Klagenfurt. Von Regensburg aus mit dem berühmten Botaniker- Vgl. Augsb. Allgem. Zeitung, Beil. 1864, Nr. 254.