ADB:Bolko II.
Bolko I. beginnt. Des letzteren jüngstem Sohne Bernhard, unseres B. Vater, war das Herzogthum Schweidnitz zugefallen (seine Brüder Heinrich und Bolko hatten Jauer und Münsterberg erhalten), und ihm folgte B. 1326, in Gemeinschaft mit einem wenig genannten Bruder Heinrich, der mit Hinterlassung einer Tochter Anna etwa um 1345 gestorben ist. Nicht nur diesen beerbte er, sondern auch kraft eines 1345 geschlossenen Erbvertrages seinen Oheim Heinrich von Jauer, 1346, wo er dann die Gebiete von Löwenberg, Bunzlau, Jauer und Hirschberg seinem Lande hinzufügen konnte. Oheim und Neffe zeichneten sich [107] auch dadurch aus, daß sie allein die Oberlehnsherrlichkeit des Böhmenkönigs, der sich besonders seit dem Jahre 1327 nach und nach alle übrigen schlesischen Herzoge unterworfen hatte, anzuerkennen sich weigerten. Ja, B. erscheint sogar wiederholt als heimlicher oder offener Verbündeter König Kasimirs von Polen (des Bruders seiner Mutter) bei dessen Angriffen auf Schlesien. Und auch, nachdem 1345 ein mächtiges böhmisches Heer sein Land furchtbar verwüstet, in Schweidnitz, wo die eigentliche Stadt sich hielt, die Vorstädte niedergebrannt, Landeshut erobert und den Herzog gezwungen hatte, einen Waffenstillstand nachzusuchen, der seine Feste Landeshut in den Händen der Böhmen ließ, sehen wir ihn noch in demselben Jahre an dem neuen Bunde gegen den Böhmenkönig Theil nehmen, den Kasimir mit Ludwig von Ungarn (Geschwisterkind mit B.) geschlossen hatte. König Johann widerstand auch diesmal siegreich, und in den im August 1345 geschlossenen Frieden ward B. mit eingeschlossen. Nach Johanns Tode, 1346, erneuerte B. wiederum im Bunde mit Polen die Feindseligkeiten gegen jenes Nachfolger Karl, und im Anfange des Jahres 1348 gelang es ihm, seine Festung Landeshut durch Ueberrumpelung wiederzugewinnen. Bald darauf, am 22. November 1348, kam zwischen Karl und Kasimir der Friede zu Namslau zu Stande, der dann auch B. einschloß. In der That überzeugte sich dieser mehr und mehr, daß er dem mächtigen und klugen Karl IV., der damals auch als Kaiser allgemeine Anerkennung fand, auf die Länge nicht zu widerstehen vermöge. Auf eine freundliche Grenzauseinandersetzung im J. 1349 folgten dann im nächsten Jahre persönliche Annäherungen, bei denen Karl das freundlichste Entgegenkommen zeigte. Im December 1350 war B. schon so weit gebracht, daß er nicht nur Karl in Prag aufsuchte, sondern auch ein enges Freundschaftsbündniß mit diesem schloß, ja sogar einen Vertrag einging, der die Erbschaft Bolko’s dem Luxemburgischen Hause zusicherte durch die Verlobung des allerdings noch in den Windeln liegenden Erstgeborenen König Karls, Wenzel, mit der damals 11 Jahre alten Erbin des kinderlosen B., der Tochter seines Bruders Heinrich, Anna, eventuell, falls B. noch eine Tochter bescheert würde, mit dieser. Allerdings vernichtete diesen Vertrag der frühe Tod des noch nicht zweijährigen Wenzel den 30. December 1351, doch trat Karl, als er 1353 Wittwer geworden, nun selbst als Bewerber um Anna’s Hand auf, suchte diese in Ofen, wo sie am ungarischen Königshofe erzogen ward, auf, wußte neben der Zustimmung Bolko’s auch die ihrer mächtigen Verwandten, der Könige von Ungarn und Polen, durch geschickte Unterhandlungen, die zugleich den Ausgleich alter Streitigkeiten in sich schlossen, zu gewinnen und betrieb die Angelegenheit mit solchem Eifer, daß er schon am 27. Mai 1353 seine Hochzeit mit Anna feiern konnte. Mit ihr reiste er dann zum Besuche Bolko’s nach Schweidnitz und erhielt am 3. Juli von diesem die über das künftige Schicksal der Herzogthümer Schweidnitz-Jauer entscheidende Urkunde ausgestellt, derzufolge nach des Herzogs Tode dessen Lande zunächst noch seiner Gemahlin Agnes von Oesterreich (vermählt 1338) als Leibgedinge bleiben, nach deren Tode aber an die männlichen Nachkommen der Kaiserin Anna fallen sollten. Karl empfing am 4. Juli die Eventualhuldigung der Stände, deren Privilegien er feierlich bestätigt hatte. Seit dieser Zeit herrschte aufrichtige Freundschaft zwischen dem Kaiser und B. Der Kaiser ernennt den Herzog für den Fall seines Todes zum Vormund seiner Kinder und ebenso spielt B. in den Jahren 1362 und 1363 wiederholt eine wichtige Rolle als Vermittler bei Streitigkeiten des Kaisers mit seinen Nachbarherrschern von Polen, Ungarn und Oesterreich. Karls Gunst verschafft dann dem Herzoge den von Polen eingelösten Theil des Brieger Landes, Kreutzburg und Pitschen, dann 1361 die königliche Hälfte von Glogau, und endlich 1364 die ganze Niederlausitz. Außerdem erwarb B. 1356 Reichenstein mit Silberberg durch Kauf, dann pfandweise [108] 1358 die Hälfte von Brieg-Ohlau und hat auch Goldberg zeitweise (etwa von 1358–1364) als Pfandesherr besessen. Bischof Preczlaw von Breslau hatte ihm schon 1348 die zum Kirchenlande gehörige Burg Jauernik eingeräumt und auch 1352 von B. die Zahlung des Peterspfennigs zugesichert erhalten. Die Hauptabsicht des Bischofs aber, an dem noch unabhängigen Herzoge ein Gegengewicht gegen den Böhmenkönig zu haben, ward seit der Aussöhnung Karls mit jenem illusorisch, ja als ums Jahr 1360 eine gewisse Spannung zwischen Kaiser und Bischof bestand, befehdete B., sei es, daß er sich von Karl vorschieben ließ, sei es, daß er eigene Zwecke unter der Decke eines kaiserlichen Auftrags verbarg, den Bischof und erzwang mit gewaffneter Hand die Uebergabe Grottkau’s, ohne sich durch die Proteste des Bischofs, des Domcapitels und des Metropoliten von Gnesen stören zu lassen. Noch 1365 sehen wir den Herzog sehr entschieden gegen das, was er als Uebergriffe der geistlichen Gewalten in seinem Lande ansah, auftreten. Der Streit mit der Geistlichkeit war bei Bolko’s Tode 1368 noch nicht beendigt. In der Familienstiftung der Schweidnitz-Jauer’schen Herzöge Kloster Grüssau liegt B. begraben.
Bolko II., Herzog von Schweidnitz-Jauer, Markgraf der Lausitz, geboren wahrscheinlich um das Jahr 1308, gestorben den 29. Juli 1368, der letzte der Schweidnitz-Jauer’schen Piasten, deren kurze Reihe sein Großvater- Die Quellenangaben siehe in Luchs’ Biographie Bolko’s, Schlesische Fürstenbilder, Bogen 29a. Die Zeit der Wiedereinnahme Landeshuts ist hinzugefügt aus Grünhagen, Die Correspondenz der Stadt Breslau mit Karl IV. Wien 1865. S. 9.