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ADB:Boetius, Sebastian

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Artikel „Boetius, Sebastian“ von Adolf Brecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 35, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Boetius,_Sebastian&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:52 Uhr UTC)
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Boetius: Sebastian B., zweiter evangelischer Superintendent zu Halle, geb. 19. Jan. 1515 zu Guben, wo sein Vater Bürgermeister war, gest. 8. Juni 1573, bezog 1532 die Universität Wittenberg, hörte Luther und Melanchthon und ward von dem letztern 1536 als Rector nach Eisenach empfohlen. Nachdem er dies Amt sieben Jahre lang verwaltet hatte, ging er noch einmal nach Wittenberg, um sich durch fernere Studien noch gründlicher auszubilden, wurde aber schon 1544 nach Mühlhausen a. d. Unstrut als Superintendent und Pfarrer an Stelle seines Schwiegervaters Justus Menius berufen. Da jedoch die Stadt, ihrem Bürgermeister folgend, gegen seinen Willen das Interim angenommen hatte, nahm er 1547 einen Ruf nach Halle als Diakonus an der Kirche Unserer lieben Frauen an, folgte dort bald Justus Jonas als Superintendent, verließ aber 1567 Halle wieder und kehrte auf ein Jahr zu seiner alten Gemeinde in Mühlhausen zurück. Im folgenden Jahre finden wir ihn wieder in Halle, wo er bis an sein Ende blieb, ohne jedoch ein Amt zu bekleiden. Auf dem Todtenbette versammelte er die hallischen Prediger um sich und vermochte sie, sich wegen einer gemeinschaftlichen Bekenntnißformel zu vereinigen. Er gab so die Veranlassung zur ersten formula confessionis, welche am 10. Aug. 1573 abgefaßt und unterschrieben wurde. B. galt mit Recht für einen der gelehrtesten und eifrigsten Theologen seiner Zeit. In Mühlhausen bekämpfte er mit großer Energie die Anabaptisten und von Halle aus in Gemeinschaft mit Martin Chemnitz, dessen Standpunkt er im ganzen theilte, die Wittenberger Theologen. Seinem Einflusse besonders wurde der Uebertritt des Erzbischofs Sigismund zur lutherischen Kirche zugeschrieben. In Halle nahm er sich mit großer Liebe der Schule an und wurde der Stifter der dortigen Marien-Bibliothek. – Schriften: „Leichpredigt auf den Erzbischof Sigismund“, Mühlhausen 1566. – „Index Cinglianorum quorundam errorum in catechesi Wittebergensi ova comprehensorum adnotatus a ministris ecclesiae Halensis“, 1571.

Dunkel, Histor. krit. Nachrichten von verstorbenen Gelehrten, Thl. I. S. 399, daselbst die Quellenlitteratur. – J. M. Heusingeri Opp.; Vitae priorum scholae Isenac. rectorum p. 372. – J. G. Walch. Bibl. theol. selecta II.