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ADB:Blumhardt, Christoph

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Artikel „Blumhardt, Johann Christoph“ von Ernst Christian Achelis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 28–29, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blumhardt,_Christoph&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:26 Uhr UTC)
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Band 47 (1903), S. 28–29 (Quelle).
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Blumhardt: Johann Christoph B., Pfarrer in Bad Boll in Württemberg, geboren am 16. Juli 1805 in Stuttgart, † am 25. Februar 1880, bekannt vor allem durch seine Krankenheilungen kraft des Gebetes und der Handauflegung, sowie durch seinen siegreichen Kampf wider[WS 1] angebliche Mächte der Finsterniß. Ohne besondere Erlebnisse weilte er seit 1820 im Seminar in Schönthal, seit 1824 an der Universität Tübingen, wirkt dann 1829 als Vicar in Dürrmenz, 1830 als Missionshauslehrer in Basel, wird 1837 Vicar in Iptingen und 1838 Pfarrer in Möttlingen bei Calw. Im J. 1841 kommt er hier seelsorgerisch mit einem an hochgradiger Hysterie und anderen Krankheiten leidenden Mädchen, Namens Gottliebin Dittus (geboren 1815, † als Frau Brodersen in Bad Boll) in nähere Beziehung, und bald entwickelten sich Zustände in der Gemeinde, die von B. und vielen Gleichgesinnten als Wirkungen satanischer Mächte gedeutet wurden. Nach zwei Jahren weichen die Poltergeister und dämonischen Erscheinungen von Besessenheit, und die ganze Gemeinde erfährt eine tiefgreifende Erweckung, die im weitesten Umkreis ihre Wellen schlägt. Die kirchliche Oberbehörde greift einige Male mit einem Verweis gegen B. ein; aber die Bewegung ist nicht zu hemmen, Scharen von leiblich und geistlich Hülfsbedürftigen suchen ihn auf und kehren großentheils geheilt zurück. Im J. 1852 kauft er das königliche Bad Boll, um sich ganz den „Elenden“ zu widmen; bis zu seinem Tode ist er, seit 1869 von seinen Söhnen unterstützt, der Helfer unzähliger Kranken, denen er mit Gottes Wort und Gebet zur Seite steht. Eigenthümlich ist die Erscheinung, daß B., ein stiller, nüchterner, anspruchsloser Mann, nichts von spiritistischer Geisterei an sich hatte; das einzige, was auf schwärmerische Anlage schließen läßt, war seine „große Hoffnung“, das Kommen des Reiches Gottes noch zu erleben. Wie es sich mit den angeblichen Kämpfen und Siegen über satanische Mächte in Wirklichkeit verhält, ist schwer zu entscheiden, zumal da die Beschreibung der Details nur in wenigen handschriftlichen Exemplaren, die noch dazu möglichst geheim gehalten werden, existirt. So weit ein abschließendes Urtheil möglich ist, scheint von den dämonischen Mächten nach Abzug der Wirkungen von Hysterie, Suggestion und Hypnose einerseits, von Leichtgläubigkeit, Aberglauben und Betrug anderseits nicht viel übrig zu bleiben.

Schriften: „Bleibet[WS 2] in meiner Liebe. Abendpredigt“ (Barmen 1864); „Die Freundlichkeit des Herrn nach Klagel. 3, 25, eine Hochzeitpredigt“ (Stuttgart 1863); „Handbuch der Missionsgeschichte und Missionsgeographie“ (2 Bände, 3. Ausgabe Calw 1863); „Ihr seid das Licht der Welt. Abendpredigt über Matth. 5, 14–16“ (1.–6. Aufl. Elberfeld 1863); „Fünfzehn Predigten über die drei ersten Advents-Evangelien zur Beförderung christlicher Erkenntniß“ (Stuttgart 1864); „Psalmlieder oder die Psalmen in sangbare Lieder umgesetzt“ (2. Aufl. Stuttgart 1861); „Abendpredigt in der Hospitalkirche zu Stuttgart am letzten Abend des evangelischen Kirchentags“ (Stuttgart 1869); „Kurze Betrachtungen über Schriftworte zu Trost und Erbauung“ (2 Hefte, Bad Boll 1867); „Zwei Bibelvorträge“ (Berlin 1867); „Der Blindgeborene nach Joh. 9, 1–7, Predigt“ (Bad Boll 1867); „Vom Frieden Gottes nach Phil. 4, 7. Eine Abendstunde, gehalten zu Bad Boll am 8. August 1857“ (5. Aufl. Stuttgart 1870); „Friederike Hahn. Eine württembergische Pfarrfrau“ (Basel 1869); „Ueber die Lehre von den Engeln nach Maßgabe der heil. Schrift mit besonderer Berücksichtigung der Erscheinung des Engels bei Zacharias Luc. 1, 11–13“ (Abdruck aus Vilmar’s Pastoral-theologischen Blättern. Stuttgart 1865); „Predigten und Vorträge“ (2. Aufl. Bad Boll 1867); „Sammlung von Morgenandachten nach Losungen und Lehrtexten der Brüdergemeinde“ (Bad Boll 1865, 2. Aufl. 1873); „Uebersichtliche Auslegung der Bergpredigt Jesu [29] Matth. 5–7 in kurzen Vorträgen“ (Bad Boll 1872. 2. Aufl. Karlsruhe 1886); „Täglich Brot aus Bad Boll für 1878“; dasselbe für 1880, herausgegeben von Theophil Blumhardt (Bad Boll 1878, 1880); „Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien. Herausgegeben vom Calwer Verlagsverein“ (10. Aufl. 1899); „Predigtblätter aus Bad Boll. Nachgelassene Predigten und Vorträge. Herausgegeben von Theophil Blumhardt“. 1. u. 2. Bd. Bad Boll 1880. 3. Bd. Bad Boll 1881 (Karlsruhe 1886); „Gesammelte Werke, herausgegeben von Christoph Blumhardt“ (5 Bde., Karlsruhe 1886); „Kurze Besprechung des Vaterunsers oder des Reichsgebetes. Herausgegeben von Theophil Blumhardt“ (2. Aufl. Karlsruhe[WS 3] 1886); „Predigten und Vorträge, gehalten in der Schweiz. Herausgegeben von einigen Freunden“ (Zürich 1886).

Lebensbild von Fr. Zündel. 5 Auflagen, Zürich 1880–87. – Th. H. Mandel, Der Sieg von Möttlingen im Lichte des Glaubens und der Wissenschaft. Leipzig 1895. – Blumhardt’s Vertheidigungsschrift gegen Herrn Dr. de Valenti. Reutlingen 1850. – Schnabel, Die Kirche und der Paraklet. 1880. – Allg. Evang.-Luth. K.-Ztg. 1880 u. 1881. – Neue Christoterpe 1889, S. 30 f. – Christoph Blumhardt, Gedanken aus dem Reiche Gottes im Anschluß an die Geschichte von Möttlingen und Bad Boll und unsere heutige Stellung, ein vertrauliches Wort. Bad Boll 1895. – J. Hesse, Art. Joh. Christoph Blumhardt in Realencyklopädie für protest. Theologie und Kirche. 3. Aufl. von A. Hauck, 3. Bd. 1897, S. 264 f.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: wieder
  2. Vorlage: Beibet
  3. Vorlage: Karlruhe